StartWeltSchritt Richtung Legalisierung: Britische Abgeordnete stimmen für Sterbehilfe

Schritt Richtung Legalisierung: Britische Abgeordnete stimmen für Sterbehilfe

Die Frage nach der Sterbehilfe spaltet die britische Regierung und die Gesellschaft. Sollen todkranke Menschen mit einer Lebenserwartung von weniger als sechs Monaten Hilfe bekommen, ihr Leben zu beenden? Am Freitag (29. November) stimmten britische Abgeordnete in einer ersten Lesung über die Neuregelung des Gesetzes ab. Im Unterhaus (House of Commons) sprach sich die Mehrheit der Parlamentarier dafür aus, todkranken Menschen, die sterben möchten, dabei zu unterstützen. Somit nahm der Labour-Gesetzesvorschlag die erste Hürde und wird in weiteren Ausschüssen verhandelt, bevor er zu einer weiteren Abstimmung kommt.

Schritt Richtung Legalisierung spaltet britische Regierung

Eingebracht wurde der Labour-Gesetzentwurf von Premierminister Keir Starmer aus der Fraktionspartei. Die Neuregelung macht es todkranken Menschen möglich, Sterbehilfe von Ärzten zu erfahren. Diese Regelung gilt für Erwachsene in England und Wales, deren Lebenserwartung weniger als sechs Monate beträgt. Zuvor müssen jedoch zwei Ärzte und ein Richter zustimmen. Nach der aktuellen Gesetzeslage in Großbritannien gilt der assistierte Suizid als Straftat, die mit einer Haftstrafe von bis zu 14 Jahren bestraft werden kann. Wie polarisierend die Debatte über die Neuregelung im Vereinigten Königreich ist, wird an der umfangreichen Berichterstattung deutlich. Beobachterinnen und Beobachter sprachen nach dem Schritt Richtung Legalisierung von einem historischen Moment.

Das Kabinett von Labour-Premierminister Keir Starmer präsentierte sich vor der Abstimmung gespalten. Nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA stimmte Premierminister Starmer für eine Neuregelung. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov befürworten 70 Prozent der Briten eine Neuregelung der Sterbehilfe. Diese gebe Sterbenden unter strengen Voraussetzungen „eine Wahl, Autonomie und Würde am Ende ihres Lebens“, erklärte die Initiatorin Kim Leadbeater ihre Vorlage. Dabei sollten die Abgeordneten frei nach ihrem Gewissen entscheiden und konnten unabhängig von ihrer Fraktion abstimmen. Nach der Zustimmung im Unterhaus des Parlaments muss nun auch noch das Oberhaus zustimmen.

Kritiker warnen vor „staatlichem Suizid“

Kritiker des Gesetzesvorschlags warnen davor, dass sich Menschen durch die Legalisierung unter Druck gesetzt fühlen könnten, ihr Leben vorzeitig zu beenden. Für einige wird der Gesetzesvorschlag eines hoch emotionalen Themas zu schnell behandelt. Vor einem „staatlichen Suizid“ warnt der konservative Abgeordnete Danny Kruger. Die Abgeordneten des Parlaments kamen in ihrer Abstimmung dem Aufruf des Präsidenten des katholischen Ärzteverbands, Mike Delany, nicht nach. Dieser forderte von den Abgeordneten, mit Nein zu stimmen. Im Vorfeld nannte er eine Klausel des Gesetzesentwurfs „sehr schwach“. Denn diese ermögliche es Ärzten, die Sterbehilfe aus moralischen Gründen zu verweigern, verpflichtet sie jedoch im selben Zug, die Patienten an einen Arzt weiterzuleiten, der sie durchführt. Ein katholischer Arzt könnte dies niemals „guten Gewissens“ machen, warnt Delany.

Auch der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, äußert sich zu der möglichen Neuregelung und dem Schritt Richtung Legalisierung der Sterbehilfe. „Die Gefahr ist groß, dass Ärzte verpflichtet werden, dem Patienten einen Arzt zu vermitteln, der den Suizid begleitet“, so Brysch gegenüber der deutschen Nachrichtenagentur (dpa). In Deutschland diskutiert man ebenfalls seit einiger Zeit über eine gesetzliche Regelung der Sterbehilfe, bisher allerdings ergebnislos.

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