StartGlaubenKardinal Marx: „Demokratie braucht Religion“ – Plädoyer für Freiheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt

Kardinal Marx: „Demokratie braucht Religion“ – Plädoyer für Freiheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt

Mit einem eindringlichen Appell für Freiheit, Solidarität und die Bedeutung religiöser Werte in demokratischen Gesellschaften hat Kardinal Reinhard Marx am Montagabend in Linz aufhorchen lassen. Vor mehr als 800 Gästen des Oberbank-Werte-Forums betonte der Münchner Erzbischof, dass Demokratie auf Menschen angewiesen sei, die mehr leisten als gesetzlich gefordert. Diese müssten von einer Haltung getragen sein, wie sie religiöse Praxis vermittle. In seinem Vortrag unterstrich Marx: „Demokratie braucht Religion“ – und warnte vor einer Gesellschaft, in der Nutzen und Profit über allem stehen.

Freiheit braucht Gleichwertigkeit

In seinem Vortrag in Linz hob der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, die Rolle von Freiheit und Religion als tragende Säulen der Demokratie hervor. Nur wer frei ist, kann sich bewusst dazu entscheiden, mehr zu tun als verlangt wird– etwa durch Solidarität und gesellschaftliches Engagement. Gerade die Menschen, die bereit seien, dieses „Mehr“ an Einsatz zu leisten, seien die Grundlage jeder demokratischen Ordnung, so der Kardinal. Er stützte sich dabei auf das bekannte Diktum des Staatsrechtlers Ernst-Wolfgang Böckenförde, wonach der freiheitliche Staat auf Voraussetzungen angewiesen sei, die er selbst nicht garantieren könne.

Wahre Freiheit könne jedoch nur dann verwirklicht werden, wenn alle Menschen als gleichwertig anerkannt würden, betonte Marx. Voraussetzung dafür seien gesellschaftliche Räume, in denen niemand über andere gestellt sei, so der Kardinal. Als Beispiel nannte er den Gottesdienst, in dem ein Gott gefeiert werde, vor dem alle gleich seien. Genau darin liege seine gesellschaftskritische Kraft. Die Kirchen sieht er daher als notwendiges Korrektiv, das nach einer gerechten Gesellschaft suche und sich gegen ein ständiges Mehr wehre, „bei dem der Mensch unter die Räder komme“.

Symbolhaft für diese Haltung sei der Sonntag, den Marx als „Denkmal der Demokratie“ bezeichnete. Er erinnere daran, dass es in einer Gesellschaft um mehr gehe als um wirtschaftlichen Nutzen oder ständige Verwertung.

Zum Abschluss seines Vortrags zeigte sich der Münchner Erzbischof auch selbstkritisch: Die Kirche habe oft ihre eigenen Ansprüche verfehlt, der Mitgliederschwund sei Realität. Dennoch bleibe seine Vision: „Wenn Menschen an einer Demokratie bauen, dass sie dann sagen: ‚Euch Christen hätten wir gerne dabei.’“

Kult als gesellschaftliches Korrektiv

Auch der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer hob in seiner Begrüßung die Bedeutung gottesdienstlicher Feiern als gesellschaftliches Korrektiv hervor. Gottesdienste seien Orte, an denen grundlegende Werte sichtbar und erfahrbar würden. „Kult ist ein Warner, wenn Recht, Kultur oder sogar Ethik übermächtig werden“, so Scheuer. Der Kult ermögliche Freiheit, weil er jedem Menschen Anerkennung verleihe.

Unterstützung kam auch vom früheren oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer, der als Vorsitzender der Linzer Sektion der Stiftung „Pro Oriente“ die Veranstaltung mitorganisiert hatte. Er dankte Kardinal Marx nicht nur für seine Teilnahme, sondern vor allem für dessen klare Worte gegen die wachsende gesellschaftliche Resignation. „Ihre Aussagen der vergangenen Monate gegen ein Untergangsszenario sind beachtlich und stellen eine Notwendigkeit in unserer Zeit dar“, so Pühringer. Er würdigte den Kardinal als „Botschafter der Hoffnung“ in einer Zeit, in der Zuversicht besonders gefragt sei.

VERWANDTE ARTIKEL

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Advertisment -

Beliebteste

Neue Kommentare

GodMag

Kostenfrei
Ansehen