Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat eine gesetzliche Regelung für die Beihilfe zum Suizid gefordert und die Kirche als „Lobbyistin für das Leben“ bezeichnet. Gleichzeitig sprach er sich bei einem Podiumsgespräch in Frankfurt gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus aus und betonte die Bedeutung von Migration für die Gesellschaft. Auch Jesuiten-General Arturo Sosa warnte vor den Gefahren von Populismus und sozialer Polarisierung – Herausforderungen, die sowohl national als auch global die demokratische Ordnung bedrohen.
Klare Regelung zur Suizidbeihilfe nötig: „Derzeit ist alles möglich“
Bischof Georg Bätzing mahnte am Montag in Frankfurt, dass sogenannte assistierte Suizide derzeit ohne eine klare gesetzliche Regelung stattfinden. „Derzeit ist alles möglich“, betonte Bätzing und kritisierte das Fehlen einer verbindlichen Regulierung. Die Kirche sehe sich als „Lobbyistin für das Leben“ und wolle suizidgefährdeten Menschen Unterstützung anbieten sowie alternative Wege aufzeigen.
In Deutschland ist die Beihilfe zum Suizid – ebenso wie der Suizidversuch selbst – strafrechtlich nicht verfolgt. Ärztliche Beihilfe zum Suizid stellt eine besondere rechtliche Ausnahme dar: Zwar grundsätzlich erlaubt, kann sie im Berufsrecht sanktioniert werden, da Ärztinnen und Ärzte eine besondere Fürsorgepflicht gegenüber ihren Patientinnen und Patienten haben.
Der Bischof von Limburg unterstrich das Anliegen der katholischen Kirche, sich aktiv in gesellschaftliche Debatten einzubringen. Er verwies auf die jüngsten Diskussionen zur gesetzlichen Regelung des Schwangerschaftsabbruchs und betonte, dass katholische Verantwortungsträger eine Liberalisierung des Abtreibungsgesetzes ablehnen.
Migration als Chance
Georg Bätzing sprach sich bei dem Podiumsgespräch auch deutlich für ein stärkeres kirchliches Engagement in der Flüchtlingshilfe aus. Migration sei für die deutsche Gesellschaft unverzichtbar, betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz mit Blick auf den anhaltenden Fachkräftemangel. „Ohne Migration könnten wir unsere Gesellschaft gar nicht funktionsfähig halten“, so Bätzing. Er rief dazu auf, Geflüchtete gezielt bei der Überwindung von Hürden im Ausbildungssystem zu unterstützen, damit sie wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen können.
Gleichzeitig warnte Bätzing eindringlich vor wachsender Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Die Gesellschaft sei zunehmend polarisiert, kritisierte er. Es werde zu häufig übereinander statt miteinander gesprochen. Dies führe dazu, dass sich Menschen in abgeschottete Meinungsräume zurückzögen. Dies sieht der Bischof als eine Entwicklung, die die demokratische Kultur gefährdet.
Auch Jesuiten-General Arturo Sosa, der sich gemeinsam mit Bätzing auf dem Podium äußerte, sieht ähnliche Tendenzen weltweit. Die einst als selbstverständlich angesehenen Menschenrechte würden zunehmend infrage gestellt, so der Venezolaner. Populistische Strömungen und autoritäre Persönlichkeitskulte befeuerten die gesellschaftliche Spaltung und gefährdeten die Grundlagen demokratischer Ordnungen. Anlass des Gesprächs war der offizielle Besuch des Jesuiten-Generals in Deutschland.
Hilfe bei Suizidgedanken:
Wenn Sie mit Suizidgedanken kämpfen, ist es wichtig, mit anderen darüber zu sprechen. Es gibt zahlreiche Hilfsangebote, bei denen Sie – auch anonym – Unterstützung finden können.
Hilfe finden Sie bei der Telefonseelsorge, die anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar ist. Die Nummern sind 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222.
Auch über die Webseite der Seelsorge können Sie in Krisenzeiten per E-Mail oder im Chat Hilfe aufsuchen.