Mit dem Rücktritt von Bischof Gregor Maria Hanke am Pfingstsonntag trat im Bistum Eichstätt die Sedisvakanz ein. Nun ist klar, wer die interimistische Leitung der Diözese übernimmt: Alfred Rottler (68) wurde von den aktiven Mitgliedern des Domkapitels zum Diözesanadministrator gewählt, teilte das Bistum nach der Wahl am Freitag mit. Bis zur Ernennung eines neuen Bischofs durch den Papst führt der Dompropst das Bistum. Unterstützt wird er dabei von Michael Alberter als seinem Ständigen Vertreter. Alberter, der bisher das Amt des Generalvikars begleitete, behält somit ungefähr die gleichen Funktionen wie unter Bischof Hanke. Nach dem Kirchenrecht erlischt mit der eintretenden Sedisvakanz zugleich die Amtsvollmacht des Generalvikars.
Bisheriger Generalvikar jetzt ständiger Vertreter
Der Diözesanadministrator hat im Grunde dieselben Rechte und Pflichten wie ein amtierender Diözesanbischof und ist für einen reibungslosen Ablauf im Bistum verantwortlich. Jedoch unterliegt er dem Veränderungsverbot. Das heißt, er darf keine grundlegenden strukturellen oder pastoralen Veränderungen treffen. So darf er zum Beispiel keine Domkapitulare und Priester ernennen.
Zur Unterstützung ernannte Rottler Domkapitular Michael Alberter (46) zu seinem Ständigen Vertreter. Vor dem Rücktritt von Bischof Hanke fungierte Alberter als Generalvikar und damit als dessen Stellvertreter. Mit dem Rücktritt des Bischofs und der eintretenden Sedisvakanz war die Amtsvollmacht des Generalvikars erloschen. Alberter wird als Ständiger Vertreter des Diözesanadministrators weiterhin die Leitungsaufgaben im Bischöflichen Ordinariat übernehmen, die sonst dem Generalvikar vorbehalten sind, wie mitgeteilt wurde.
Werdegang von Diözesanadministrator Alfred Rottler
Alfred Rottler wurde 1956 im oberbayerischen Schelldorf im Landkreis Eichstätt geboren. Im Jahr 1983 erhielt er die Weihe zum Priester und war in den Folgejahren in verschiedenen Pfarreien tätig. Auch war er als Diözesanpräses der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) zuständig, ehe er 2009 als Leiter der später in Hauptabteilung Pastoral umbenannten Hauptabteilung Seelsorge/Weiterbildung im Bischöflichen Ordinariat verantwortlich war. Unter anderem war er für pastorale Initiativen, die Neuordnung der Dekanate und Pastoralräume sowie die Gestaltung der Willibaldswoche, einer Festwoche zu Ehren des Bistumspatrons, zuständig.
2010 wurde er von Bischof Hanke zum Domkapitular ernannt. 2019 übernahm Rottler im Eichstätter Domkapitel die Aufgabe des Dompropstes. Das Domkapitel besteht aus einem Kreis von Priestern, die nicht nur die liturgischen Feiern im Dom mitgestalten, sondern auch Aufgaben in der Leitung und Verwaltung der Diözese übernehmen. Zusammen mit dem Domdekan steht der Dompropst als „Dignitär“ an der Spitze des Domkapitels, allerdings besitzt der Dompropst den Ehrenvorrang. Der Dekan ist für die interne Leitung des Domkapitels zuständig, während der Dompropst die Leitung nach außen übernimmt. Ebenfalls 2019 wechselte Rottler zum Caritasverband des Bistums, wo er als Präsident geistlicher Vorsteher des Sozialverbands ist.
Bischof Hanke (70), der seit 2006 im Amt des Bischofs im Bistum Eichstätt war, trat am Pfingstsonntag überraschend zurück. Sein Rücktrittsgesuch reichte er bereits bei Papst Franziskus ein, der den Wunsch für einen nicht datierten Termin annahm. Die Bischofswahl in Eichstätt steht auch besonders im Fokus, da Vorgänger Gregor Maria Hanke einer der vier Bischöfe war, die sich nicht an der Weiterführung des Synodalen Weges im Rahmen des Synodalen Ausschusses beteiligten.