StartWeltNobelpreisträger Jon Fosse: Werke wie „eine Art Gebet“

Nobelpreisträger Jon Fosse: Werke wie „eine Art Gebet“

Im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung Der Sonntag sprach der norwegische Nobelpreisträger Jon Fosse über seine zweite Heimat in Hainburg (Österreich) und darüber, wie er zum katholischen Glauben fand. Der 1959 in Haugesund geborene norwegische Autor Jon Fosse wurde 2023 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Er ist einer der bedeutendsten Schriftsteller Norwegens und weltweit bekannt für seine tiefgründigen und poetischen Werke. Die Schwedische Akademie begründete die Entscheidung damit, dass die „innovativen Theaterstücke und Prosa“ des vielfältigen Autors „dem Unsagbaren eine Stimme verleihen“. Dabei zeichnet sich seine Arbeit durch eine tiefe Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz, Stille und dem Unausgesprochenen aus.

Der Weg der Glaubensfindung von Nobelpreisträger Jon Fosse

Am Ende der Nobel-Vorlesung dankte er Gott. „Alles, was ich schreibe, ist eine Art Gebet“, sagte der Norweger in Stockholm. Dabei lebte er lange nicht als gläubiger Katholik, denn in seiner Jugend wandte er sich von der Kirche ab, erzählte er. Doch in einem Schreibprozess fiel ihm etwas ein, und er wusste nicht, woher es kam, sagte Nobelpreisträger Jon Fosse gegenüber der Quartalszeitschrift. „Mein Geist öffnete sich für das, was man im katholischen Kontext die unsichtbaren Dinge nennt“, erklärte der 65-Jährige seinen Weg zum Katholizismus. Er sei auf der Suche gewesen und ging zur katholischen Kirche, doch am Ende landete er bei den Quäkern, erzählte er. Dort „sitzt man einfach im Kreis. Du schweigst“, berichtete er von seinen Erfahrungen.

Durch die Lektüre von Meister Eckhart fand der ehemalige Atheist zum Glauben. Dabei teile er die geistliche Haltung des als Häretiker verurteilten Denkers und Dominikaners. Weiter betonte er, dass er kein Dogmatiker sei, denn es zähle nur das Mysterium des Glaubens und „dass du versuchst, Teil davon zu sein“. Mit den Worten „Gentle testimony of faith“ (Sanftes Zeugnis des Glaubens) zeigte sich Papst Franziskus in einem Glückwunschbrief an Nobelpreisträger Jon Fosse begeistert. Von seinem Weg zum Katholizismus berichtete die Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Seine fokussierte Schreibweise vergleicht der Norweger mit dem konzentrierten Beten von Menschen in der Kirche. Das habe ihn auf seinen Reisen schwer beeindruckt. In einer protestantischen Kirche könne man sich so etwas nicht vorstellen, sagte Fosse. Der zum Katholizismus gefundene Christ beschäftigt sich eingehend mit der Theologie und der Kirchengeschichte. Doch das Zentrum sei „das Geheimnis des Glaubens“, so der Nobelpreisträger. So teile er auch nicht die Einstellung des Vatikans zum Frauenpriestertum und zur Homophilie.

Zweite Heimat in Österreich mit Einfluss auf sein Schreiben

Seit einigen Jahren lebt der Nobelpreisträger Jon Fosse in der österreichischen Gemeinde Hainsburg. Dort schrieb er nachts den gefeierten Roman Heptalogie. Er begann damit und schrieb lange Zeit daran, bis er eines Tages nach Norwegen fuhr, um Abstand zu bekommen. Der Roman sei einfach zu ihm gekommen, erzählte er über sein Werk. In diesem Jahr beendete er mit dem Roman Ein neuer Name ein neues Stück, welches die Gottsuche zum Thema hat. Bereits sein erstes Werk habe eine „religiöse Dimension“ gehabt, so Fosse. Ein schwedischer Kritiker meinte damals, obwohl Fosse noch kein Katholik war, dass der „Schriftsteller ein Katholik sein muss“. Über seine Zweite Heimat in der niederösterreichischen Gemeinde Hainburg sagt er, dass sie viel Einfluss auf seine Arbeit hatte. So glaubt er, dass die besten Schriftsteller aus Irland oder Österreich kommen. „Das sind kleine katholische Länder, aber die können es“, sagte Fosse gegenüber Der Sonntag.

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