Am Rosenmontag starben in Mannheim nach einer Todesfahrt zwei Menschen, und weitere wurden verletzt. Ein Mann raste mit hoher Geschwindigkeit mehrere Hundert Meter durch die belebte Einkaufsstraße und rammte dabei mehrere Passanten. Der Fahrer, ein 40-jähriger Mann aus Rheinland-Pfalz, wurde festgenommen. Die Ermittlungen deuten auf eine psychische Erkrankung des Täters hin, wobei politische oder extremistische Motive bislang ausgeschlossen wurden. Freiburgs Bischof Stephan Burger zeigt sich entsetzt über den Vorfall in der Mannheimer Innenstadt. Am Dienstag fand ein ökumenischer Gedenkgottesdienst in der „CityKirche Konkordien“ statt.
Todesfahrt mit hoher Geschwindigkeit
Am Rosenmontag soll der Verdächtige nach Angaben des Chefs des Landeskriminalamts, Andreas Stenger, mit einer „irren Geschwindigkeit“ durch die Fußgängerzone gerast sein. Bei der Todesfahrt rammte der Täter, der nach Angaben der Polizei mehrfach vorbestraft ist, mit seinem Auto mehrere Passanten auf Höhe des Paradeplatzes. Bei der Amokfahrt auf der beliebten Haupteinkaufsstraße „Planken“ starben eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann. Elf weitere wurden laut der Polizei zum Teil schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.
Der Fund eines Zettels gebe Hinweise darauf, dass der Fahrer die Tat im Vorfeld geplant und sich intensiv damit auseinandersetzte. Auf einem Zettel, der am Armaturenbrett gefunden wurde, sind unter anderem eine Formel für den Reaktions-, Brems- und Anhalteweg vermerkt. Am unteren linken Rand befindet sich eine Zeichnung eines Fahrzeugs mit einer Person davor sowie Pfeilen, die nach links und rechts zeigen. Angaben zufolge steuerte der Fahrer das Auto mit großer Geschwindigkeit auf die Opfer zu. Es gebe keinen Hinweis auf einen extremistischen oder religiösen Hintergrund, hieß es weiter. Für Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) liege die Motivation in einer psychischen Erkrankung. Auch die Staatsanwaltschaft verwies auf mehrere Anhaltspunkte, die dies bestätigen, weshalb sich die Ermittlungen darauf konzentrieren.
Kurz nach der Tat verließ der Verdächtige sein Auto und versuchte, zu Fuß zu fliehen. Die Polizei konnte ihn jedoch schnell fassen und festnehmen. Zuvor versuchte der Verdächtige aus Rheinland-Pfalz, sich durch einen Schuss mit einer Schreckschusswaffe das Leben zu nehmen. Daraufhin wurde der 40-Jährige verletzt ins Krankenhaus gebracht. Nach der medizinischen Behandlung kam er in Polizeigewahrsam und wurde noch am selben Nachmittag dem Haftrichter vorgeführt. Dieser erließ den Haftbefehl wegen Mordes, den er umgehend vollstreckte. Anschließend wurde der Mann in eine Justizvollzugsanstalt überführt.
„Wieder schwarze Stunden in Mannheim“
Einen Tag nach der tragischen Amokfahrt in der Mannheimer Fußgängerzone äußerte sich der Freiburger Erzbischof Stephan Burger erschüttert über das Geschehen. Am Dienstag erklärte er: „Mit dem Auto in eine Menschenmenge zu rasen und so andere Menschen zu töten oder zu verletzen, verstößt gegen alles, was uns als Menschen ausmacht.“ Was am Montag geschehen sei, mache ihn fassungslos und ließe ihn wütend zurück, so der Bischof. „Mannheim erlebt wieder schwarze Stunden“, stellte Burger mit einem Blick auf das letzte Jahr fest. Im Mai 2024 erschütterte ein Angriff bei einer Kundgebung in Mannheim die Stadt. Ein in Deutschland lebender Afghane griff mehrere Personen an und tötete einen eingreifenden Polizisten.
Der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter Sulaiman A. hat kürzlich in Stuttgart begonnen. In Bezug auf die vermutete Amokfahrt in Mannheim betonte Burger, dass er für die Verstorbenen und Verletzten bete. „Für die Bürgerinnen und Bürger von Mannheim hoffe ich, dass sie weiter zusammenstehen und die Offenheit ihrer Stadt bewahren.“
Am Dienstagabend fand um 17:30 Uhr eine ökumenische Andacht in der „CityKirche Konkordien“ in Mannheim statt. An der Veranstaltung nahmen neben dem Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) und der evangelischen Landesbischöfin Heike Springhart auch Erzbischof Burger teil. Die Andacht, die Musik, Gebet und das Entzünden von Kerzen beinhaltete, wurde von der evangelischen Dekanstellvertreterin Anne Ressel und dem katholischen Dekan Karl Jung gestaltet. Der Titel der Andacht, inspiriert von einem biblischen Psalm, lautete: „Unter dem Schatten deiner Flügel suchen wir Zuflucht.“