Passend zu seinem 88. Geburtstag am 17. Dezember veröffentlichte die italienischen Zeitungen „La Repubblica“ und „Il Corriere della Sera“ einige Stellen aus der Autobiografie von Papst Franziskus. Diese soll am 14. Januar 2025 unter dem Titel „Spera“ („Hoffe“) in 80 Ländern der Welt erscheinen. Darin spricht das katholische Oberhaupt über Erfahrungen aus seinem Leben, wie die „moderne Magdalena“ oder auch, wie er in der Stadt Mosul nur knapp zwei Anschlägen entging. Ursprünglich war die Veröffentlichung des Buches erst nach dem Ableben des Pontifex geplant, doch das Heilige Jahr 2025 und die „Bedürfnisse unserer Zeit“ bewegten den Papst dazu, es schon früher zu veröffentlichen.
Die moderne Magdalena
In dem Buch erzählt er von seiner Kindheit in argentinischen Vororten und den bewegenden Begegnungen mit Prostituierten. Als er Bischof wurde, feierte er Messen für all jene Frauen, die im Bild der „dunkleren und anstrengenderen Seite der Existenz“ lebten. So kam er auch mit einer Prostituierten namens Porota ins Gespräch. Diese gestand dem Papst, sich überall prostituiert zu haben, „sogar in den Vereinigten Staaten“. Dann habe sie sich in einen älteren Mann, einen Liebhaber, verliebt. Nach dessen Tod habe sie ihr Leben geändert, erzählt sie. So badete sie ältere Frauen und Männer in Pflegeeinrichtungen, die niemanden hatten, der sich um sie kümmerte. „Ich gehe nicht oft zur Messe, und ich habe alles mit meinem Körper gemacht, aber jetzt möchte ich mich um die Körper kümmern, um die sich niemand kümmert“, sagte Porota.
Papst Franziskus nennt sie daraufhin in seinen Memoiren eine „moderne Magdalena“. Kurz vor ihrem Tod rief sie ihn aus dem Krankenhaus an, um die Krankensalbung und die Kommunion zu empfangen. Er habe sie sehr geliebt, schreibt der Papst und erzählt, dass er es nie versäumte, an ihrem Todestag für sie zu beten. Doch auch die Irak-Reise und die Erlebnisse dort kommen in seinem Buch zur Sprache. So erzählt er nach den Angaben der italienischen Zeitungen, dass ihm viele Menschen von dieser Reise abgeraten hätten. Neben der Bedrohung durch den Dschihadismus und die extremistische Stimmung kam die Corona-Krise erschwerend hinzu. „Aber ich wollte um jeden Preis dorthin. Ich hatte das Gefühl, dass ich es tun musste“, heißt es in der Autobiografie von Papst Franziskus.
Autobiografie von Papst Franziskus: Anschläge auf der Irak-Reise
So habe er sich verpflichtet gefühlt, „unseren Vorvater Abraham“ zu besuchen. Auch wollte er das irakische Volk nicht enttäuschen, betonte er. Denn zwei Jahrzehnte zuvor lehnte bereits der damalige irakische Präsident Saddam Hussein den Besuch von Papst Johannes Paul II. ab. Im Buch spricht er von der Stadt Mosul als „eine Wunde im Herzen des Papstes“. So berichtet er, dass der Anblick der Stadt wie „ein Schlag in die Magengrube“ gewesen sei. Von der historischen Stadt mit jahrhundertealter Tradition sei durch die Herrschaft des Islamischen Staates nur noch Trümmer übrig gewesen. Er bezeichnete es als ein „Röntgenbild des Hasses“. Bei seiner Landung in der irakischen Hauptstadt wurde der Sicherheitsdienst des Vatikans informiert, dass der britische Geheimdienst eine Warnung von zwei Bombenanschlägen weitergegeben hätte. So war eine Selbstmordattentäterin auf dem Weg nach Mosul, um während des Papstbesuchs einen Anschlag zu verüben. Zusätzlich setzte ein Lastwagen mit dem gleichen Ziel ebenfalls in Bewegung. Dennoch setzte Papst Franziskus seine Reise fort.
Mit Blick auf seinen Besuch in Nadschaf berichtet der Pontifex, dass ihn die Begegnung mit Großajatollah Ali al-Sistanis „mit Freude und Ehre erfüllt“. Die Einladung in das Haus al-Sistanis verkörpere ein gemeinsames Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Menschheitsfamilie, heißt es in der Autobiografie von Papst Franziskus. So heißt es, dass der Papst etwas mit sich trug, das al-Sistani als eine „kostbare Gnade“ beschrieb. „Die Menschen sind entweder Brüder im Glauben oder Gleiche in der Menschlichkeit.“ Nach dem Treffen mit al-Sistani erkundigte sich der Papst bei seinem Sicherheitsdienst nach den gemeldeten Anschlägen. Vom Kommandanten erhielt er eine kurze, aber präzise Aussage: „Sie existieren nicht mehr“, erfuhr der Papst. Diese Antwort hinterließ beim Papst einen enormen Eindruck. In den Anschlägen erkannte der Papst die bitteren Früchte eines giftigen Krieges, die sich letztlich aber in Luft auflösten.