Über vier Jahrzehnte war der Kapuzinerpater Kardinal Raniero Cantalmessa der päpstliche Hausprediger von drei Päpsten. Nach 44 Jahren wurde der Ordensmann im Alter von 90 Jahren in den Ruhestand versetzt. Auf ihn folgt der 53-jährige Pater Roberto Pasolini, O.F.M. Cap., der in Mailand lebt und an der theologischen Fakultät von Norditalien Bibelexegese unterrichtet. Der Bibelwissenschaftler tritt das Amt mit viel Respekt und Demut an.
Erster Wechsel im Amt seit 1980
Kardinal Raniero Cantalmessa, der für seinen Gruß „Friede und Freude“ bekannt ist, begleitete 44 Jahre lang das Amt des päpstlichen Hauspredigers. In dieser Zeit hielt er nicht nur traditionell die Karfreitagspredigt im Petersdom und begleitete die Päpste durch die Advents- und Fastenzeit, sondern inspirierte Millionen von Gläubigen weltweit. Im Alter von 90 Jahren zieht sich der Kardinal nun in den Ruhestand zurück, den er in einer Einsiedelei der Barmherzigen Liebe in Cittaducale verbringen wird. Dort steht er den Schwestern der Armen Klara als Kaplan zur Verfügung. Der Kapuzinerpater war für seine Meditationen, Predigten und Schriften weit über Italien hinaus zu einem der bekanntesten und beliebtesten Kirchenmänner geworden.
Bereits im Jahr 1980 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum päpstlichen Hausprediger ernannt und begleitete nicht nur den Heiligen Papst Johannes Paul II., sondern auch Papst Benedikt XVI. durch dessen Pontifikat. Der bescheidene Pater erhielt im Jahr 2020 von Papst Franziskus die Kardinalspurpur. Ganz im Einklang mit seiner Lebenseinstellung erbat Kardinal Cantalmessa das Privileg, weiterhin seinen franziskanischen Habit tragen zu dürfen.
Pater Roberto Pasolini: Mit eigener Art und Weise Teil der Tradition
Die Nachfolge tritt – ganz wie es Papst Benedikt XIV. im Jahr 1743 festgelegt hat – ein weiteres Mitglied der Kapuziner-Minderbrüder an. Pater Roberto Pasolini ist neben seiner Arbeit an der Theologischen Fakultät auch als Seelsorger in Suppenküchen und als Begleiter von Gefangenen und Obdachlosen tätig. Der 53-Jährige schaut mit Respekt und einer gewissen Ehrfurcht auf die kommenden Aufgaben. Besonders in Anbetracht der großen Fußstapfen, die Kardinal Cantalmessa hinterließ, erscheint ihm die Nachfolge als „enorme Herausforderung“, so Pasolini in einem Interview. Dennoch ist er sich sicher, mit seiner eigenen Art und Weise die Tradition fortführen zu können.
Wie sein Vorgänger versteht es auch Pater Pasolini, mit tiefgründigen Reden wichtige Botschaften zu senden und komplexe theologische Themen verständlich zu machen. Dabei verliert er in seinen Worten zu den Fragen des Lebens und des Glaubens nie den Bezug zur Realität und zur aktuellen Zeit. Mit dem Wechsel in einem der ältesten Ämter des Vatikans steht Pasolini vor einer Aufgabe, in der er stets auf das Wort Gottes vertraut und dieses in der Kirche verbreiten möchte. Nach seiner Ernennung zeigte er sich in großer Dankbarkeit für all jene, die ihn auf seinem spirituellen Weg begleitet haben.
Mit der Ernennung von Pater Pasolini, der mehrere Artikel und Bücher über biblische Spiritualität schrieb, wird im Vatikan ein neues Kapitel eröffnet. Mit seiner Art zu predigen wird der Kapuzinerpater nicht nur die Kurienspitze erreichen. Denn auch Millionen von Gläubigen außerhalb der vatikanischen Mauern wird er mit seinen Worten Trost, Zuversicht und Hoffnung spenden. Besonders durch seinen Einsatz moderner Kommunikationsmittel gelingt es ihm, die Menschen in ihrem Glauben zu erreichen. Der Kapuzinerpater war vor seiner Berufung als Informatiker tätig, weshalb er sich gut mit Medien und Kommunikation auskennt. So nutzt er auch Podcasts, um seine Botschaften in die Welt zu verbreiten und den Menschen Nahe zu sein.