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Religionsfreiheit in Bangladesch durch Verfassungsreform bedroht?

Für Ende dieses Jahres oder Anfang nächsten Jahres werden in Bangladesch Wahlen erwartet. Nach dem Sturz der säkularen Regierung von Sheikh Hasina Anfang August übernehmen islamistische Anhänger zunehmend die Führung. So werden beispielsweise Mitarbeiter in der öffentlichen Verwaltung durch Anhänger ehemals verbotener islamistischer Parteien ersetzt. Das sorgt im Vorfeld der Wahlen in den USA und bei Aktivistenorganisationen für Besorgnis. Sie werfen der Übergangsregierung unter der Leitung des Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus vor, die Religionsfreiheit zu untergraben. Dieser bezeichnet die Gewalt gegen Hindus und Christen jedoch lediglich als „persönliche Streitigkeiten oder Unfälle“. Doch gewalttätige Übergriffe und schockierende Szenen zeichnen ein anderes Bild.

Religionsfreiheit in Bangladesch – Situation für Christen verschärft sich

Stephen Schneck, der Vorsitzende der US-Kommission für internationale Religionsfreiheit (USCIRF), hat die Interimsregierung von Bangladesch unter der Führung von Muhammad Yunus dazu aufgerufen, bei den anstehenden Wahlen die Religionsfreiheit zu schützen und Übergriffe auf Minderheiten zu verhindern. Das meldete die Nachrichtenagentur ucanews am Freitag. Schneck äußerte zudem die Hoffnung, dass die Übergangsregierung „potenzielle religiös motivierte Gewalt im Zusammenhang mit den bevorstehenden Wahlen“ bekämpft und verhindert. Religionsfreiheit, betont Schneck, beinhalte auch den Schutz religiöser Minderheiten sowie von Bürgern, die aufgrund ihres Glaubens angegriffen werden.

Konkret fordert er die Umsetzung von Reformen und verbindlichen Maßnahmen, um das Recht auf Religions- und Glaubensfreiheit zu gewährleisten. Doch nach dem Sturz der Regierung und der Flucht der früheren Premierministerin Sheikh Hasina, die für den Tod Hunderter Demonstranten verantwortlich sein soll, ist die Religionsfreiheit in Bangladesch in großer Gefahr. Zunächst keimte Hoffnung auf eine positive Entwicklung im Land auf – doch angesichts des zunehmenden Islamisierungsprozesses wächst die Sorge vor der Entrechtung religiöser Minderheiten und säkular gesinnter Bangladescher.

Internationale Menschenrechtsgruppen riefen die Vereinten Nationen dazu auf, die Übergangsregierung für ihre Unterstützung radikalislamistischer Gruppen zu verurteilen. Interimspremierminister Yunus spielte die Gewalt gegen religiöse Minderheiten wie Hindus, Buddhisten, Christen und Indigene als persönliche Streitigkeiten, kriminelle Handlungen oder Unfälle herunter. Zwar sagte er Unterstützung zu, doch laut Berichten von Menschenrechtsorganisationen wurden seit August 2024 über 2.000 Angriffe registriert.

Verfassungsreform – „Säkularismus“ vor der Streichung?

Die aktuelle Verfassung Bangladeschs nennt Demokratie, Säkularismus, Patriotismus und soziale Gerechtigkeit als Grundprinzipien des Staates. Nach einem aktuellen Vorschlag könnte jedoch der Begriff „Säkularismus“ aus der Verfassung gestrichen werden. Für die Religionsfreiheit im Land wäre dies ein drastischer Einschnitt – denn angesichts der zunehmenden islamistischen Prägung hat der Säkularismus eine zentrale Bedeutung. Seine Erwähnung in der Verfassung garantiert allen Bürgern, unabhängig von Religion und Glauben, gleiche Rechte und Chancen.

In einem Bericht vom 15. Mai äußerte das in Washington ansässige Center for a New American Security (CNAS) die Sorge, dass Teile der Studentenbewegung in Bangladesch – darunter auch islamisch-fundamentalistische Gruppen – versuchen könnten, vor den Wahlen tiefgreifende Veränderungen durchzusetzen. Der Bericht warnt, dass dadurch islamische Werte und Traditionen in der Verfassung verankert werden könnten. Dies würde die säkularen und egalitären Traditionen Bangladeschs ernsthaft gefährden.

Rund 90 Prozent der etwa 171 Millionen Menschen in Bangladesch sind sunnitische Muslime. Die zweitgrößte religiöse Gruppe bilden mit etwa 8 Prozent die Hindus. Christen (etwa 600.000), Buddhisten und Angehörige indigener Religionen stellen gemeinsam die restlichen 2 Prozent der Bevölkerung. Besonders Christen muslimischer Herkunft leiden unter starker Verfolgung. Ihre Abkehr vom Islam ist für extremistische und radikalislamistische Gruppen ein rotes Tuch. Konvertiten sind vor allem in den nördlichen Landesteilen immer wieder tätlichen Angriffen ausgesetzt und werden öffentlich zur Rückkehr zum Islam gezwungen. Aufgrund solcher Vorfälle wächst auch die feindselige Stimmung in der übrigen Bevölkerung.

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