StartGlaubenVergessene Gegenwart – Warum der Heilige Geist kaum verehrt wird

Vergessene Gegenwart – Warum der Heilige Geist kaum verehrt wird

Wenn wir Christen von Gott sprechen, meinen wir fast immer den Vater oder den Sohn. In der Liturgie, in Katechesen, in Glaubensgesprächen ist der Heilige Geist selten präsent. Und wenn, dann als Beistand, als Spender der sieben Gaben. Doch kaum jemand verehrt ihn als das, was er ist: wahrer Gott. Der Heilige Geist ist die göttliche Wirklichkeit selbst, die mitten in der Zeit wirkt.

Der Geist – Gottes Nähe unter uns

Der Heilige Geist ist Gottes Gegenwart im Jetzt., sein lebendiges Wirken in der Zeit, in der Kirche und im Gebet. „Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (2 Kor 3,17) und diese Freiheit ist nicht Unabhängigkeit, sondern das innere Freisein zum Guten, zur Wahrheit, zur Liebe. 

Jesus sagt: „Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten“ (Joh 4,24). Ohne den Geist bleibt der Glaube bloß Theorie. Wer den Geist nicht erkennt, kann glauben, aber nicht brennen. Er verfehlt das Herz des Glaubens. Wer Gott erkennen will, muss sich vom Geist führen lassen. Es ist der Geist, der Glauben lebendig macht, der Erkenntnis in Liebe verwandelt und menschliches Leben in göttliches Licht taucht.

Der Ursprung allen Glaubens

Niemand kann glauben ohne den Heiligen Geist, und das ist nicht bloß eine theologische Meinung. „Und keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet“ (1 Kor 12,3). Der Glaube beginnt im Geist. Wer glaubt, ist bereits von ihm berührt. Wer betet, ist schon im Geist. Doch viele wissen es nicht, weshalb oft dem Glauben das Feuer fehlt. Er bleibt zwar korrekt, aber irgendwie leer und unberührt. 

Die Apostel selbst haben das erfahren. Nach Ostern glaubten sie und doch blieben sie zurückgezogen, ängstlich und sprachlos. Erst als der Geist auf sie herabkam, wurden sie die Kirche. Erst dann wagten sie das öffentliche Zeugnis. „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde“ (Apg 1,8). Ohne den Heiligen Geist wären die Junger niemals fähig Zeugen der Wahrheit zu werden. Denn wenn nicht der Heilige Geist selbst handelt bleibt alles menschliches Bemühen sinnlos. Es ist nämlich „der Geist (…) der lebendig macht“ (Joh 6,63). Wo er fehlt, stirbt alles ab: der Glaube, die Berufung, ja sogar die Freude selbst. Die Kirche lebt nur, weil sie vom Heiligen Geist durchdrungen ist. Wer den Heiligen Geist nicht kennt, kann nicht innerlich wachsen. Wer ihn nicht ruft, bleibt in seiner eigenen Kraft gefangen. Und die reicht nie aus.

Der Geist – vergessen, aber unentbehrlich

Dass der Heilige Geist heute kaum angerufen wird, ist ein geistlicher Mangel. Viele beten zu Gott – aber sie rufen nicht den Geist. Sie reden von Jesus – aber sie übersehen den, der Christus in ihnen lebendig macht. Sie erwarten Veränderung – aber sie rufen nicht den, der verwandelt. Doch der Geist wird vergessen. Vielleicht weil er kein Gesicht hat. Der Vater spricht aus der Schöpfung. Der Sohn hat ein Gesicht, ein Kreuz, ein leeres Grab. Der Geist aber ist Hauch, ist Feuer und Bewegung. Er kommt, wie „der Wind weht, wo er will“ (Joh 3,8) und er zeigt nicht sich, sondern erschließt das Geheimnis. Und genau darin liegt seine Kraft.

Der Mensch kann sich nicht selbst erlösen. Auch nicht durch richtige Lehre oder moralische Anstrengung. Nur der Heilige Geist kann Erlösung schenken: „Du sendest deinen Geist aus: Sie werden erschaffen und du erneuerst das Angesicht der Erde“ (Ps 104,30). Die Anbetung des Heiligen Geistes ist deshalb keine Randfrage unseres Glaubens, sondern seine Mitte, ihr Zentrum. Wo der Heilige Geist wirkt, wird Kirche lebendig, wird Glaube echt und Gott erfahrbar. Denn wer „sich vom Geist leiten“ (Röm 8,14), der gehört schon zu Gott und ist sein Kind. Ohne den Geist bleibt alles religiös – aber nichts göttlich. 

Die Welt braucht keine neuen Konzepte über Gott, sondern Menschen, die im Geist leben. Auch die Kirche braucht keine neuen Strategien, Lehren. Was ihr fehlt ist einfach nur Pfingsten, und zwar heute. Denn wer den Geist ruft, ruft Gott in seine Mitte. Und wer aus dem Geist lebt, lebt aus Gott. Ohne den Geist bleibt alles religiös – aber nichts göttlich.

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