StartWeltWaffenstillstand weckt Hoffnung, doch die Herausforderungen bleiben groß

Waffenstillstand weckt Hoffnung, doch die Herausforderungen bleiben groß

Eine lange Nacht geht zu Ende. Wir sehen die ersten Lichtstrahlen der Morgendämmerung – was nicht bedeutet, dass es schon Tag ist.“ Mit diesen Worten drückt Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, seine vorsichtige Hoffnung über das neue Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas aus. Nach fast zwei Jahren verheerender Gewalt bringt der mit internationaler Vermittlung erzielte Stufenplan neue Perspektiven – für humanitäre Hilfe, für den Wiederaufbau und für den Dialog. Doch trotz der Erleichterung über die Einigung bleiben die Hindernisse groß: Das Leid ist unermesslich, das Vertrauen tief erschüttert, und der Weg zu einem dauerhaften Frieden ist lang und unsicher.

Waffenstillstand „ein richtiger Anfang, der Hoffnung gibt“

Nach rund zwei Jahren Krieg, bei dem nach Angaben der Gesundheitsbehörden mehr als 67.000 Palästinenser ums Leben kamen, unterzeichneten die Konfliktparteien einen 20-Punkte-Friedensplan. Dazu äußerte sich der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista, zuversichtlich. Nach dem Ende der Kampfhandlungen könne das nötige Material für die in Kooperation mit dem Hilfswerk Malteser International geplante Klinik eingeführt werden. Wie der Kardinal betonte, liegen bereits alle Genehmigungen vor, doch die Kriegshandlungen in Gaza-Stadt hatten die Umsetzung der Pläne bisher verhindert. Auch eine Schule sei bereits in Planung, erklärte der Kardinal.

Mit großer Vorsicht äußerte er seine Freude über den Abschluss des Abkommens. Dabei warnte er: „Wir dürfen nicht naiv sein.“ Doch eines sei sicher: „Eine lange Nacht geht zu Ende. Wir sehen die ersten Lichtstrahlen der Morgendämmerung – was nicht bedeutet, dass es schon Tag ist. Es ist ein richtiger Anfang, etwas, das Hoffnung gibt“, unterstrich er gegenüber der Tageszeitung La Repubblica. Man wisse um die zahlreichen Hindernisse und Unwägbarkeiten. Noch sei es zu früh, über einen Frieden zu sprechen – dafür müssten erst die Grundlagen geschaffen werden, betonte Pizzaballa. „Doch irgendwo müssen wir anfangen.“

Dialog und Begegnung als Schlüssel zu nachhaltigem Frieden

Der Anfang liegt in der humanitären Hilfe, die durch die Bekanntgabe des Abkommens wieder anlaufen konnte. Die Waffenruhe habe neue Energie und eine neue Atmosphäre gebracht, so der Lateinische Patriarch, der dabei auch auf die Rolle der Kirche blickte. Diese müsse über die humanitäre Hilfe hinausgehen – „wo immer sie nötig ist“ – und auch Begegnungen und Dialoge ermöglichen.

Ein nachhaltiger Frieden sei nur möglich, wenn die tieferliegenden Ursachen des israelisch-palästinensischen Konflikts angegangen würden. Dabei sei es entscheidend, dass die Palästinenser aktiv in die Gestaltung ihrer eigenen Zukunft einbezogen werden und nicht außen vor bleiben. „Es ist an der Zeit, nicht über die Palästinenser zu sprechen, sondern mit den Palästinensern“, so der Kardinal wörtlich.

Hilfslieferungen rollen an – UNO spricht von „riesiger Aufgabe“

Nach Angaben des UNO-Nothilfekoordinators Tom Fletcher konnte zuletzt lediglich rund ein Fünftel der dringend benötigten humanitären Hilfe den Gazastreifen erreichen. Nun habe Israel grünes Licht für eine deutliche Ausweitung der Hilfslieferungen ab Sonntag gegeben, wie ein UNO-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AP bestätigte. Das Abkommen garantiert zudem, dass Hilfsgüter ungehindert über die beiden Hauptverkehrsachsen zwischen dem Norden und Süden des Gazastreifens transportiert werden dürfen. Laut israelischer Seite umfassen die Lieferungen unter anderem Nahrungsmittel, medizinisches Material, Notunterkünfte, Treibstoff, Kochgas sowie Ausrüstung zur Reparatur beschädigter Infrastruktur.

„Unsere Teams sind vollständig einsatzbereit, um die Lkw in großem Umfang zu mobilisieren und Leben zu retten“, erklärte Fletcher. Gegenüber der BBC sprach er von einer „riesigen Aufgabe“. Für die ersten 60 Tage seien bereits rund 170.000 Tonnen an Medikamenten, Hilfsgütern und weiteren lebenswichtigen Vorräten bereitgestellt worden.

Laut Angaben der Hamas sollen in den ersten fünf Tagen der Waffenruhe, die am Freitag in Kraft trat, täglich mindestens 400 Hilfstransporter in den Gazastreifen gelangen. In der Folge sei eine weitere Steigerung geplant. Israelische Quellen nannten gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sogar eine Zahl von bis zu 600 Lkw pro Tag.

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