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Kevelaer – Ein bedeutender Wallfahrtsort am Niederrhein

Der Wallfahrtsort Kevelaer, eine kleine Stadt im Nordwesten Nordrhein-Westfalens, gehört zu den bekanntesten Marienwallfahrtsorten Deutschlands. Jährlich pilgern Hunderttausende Gläubige aus dem In- und Ausland in die Stadt, um zur Gnadenkapelle zu beten, Kerzen zu entzünden und Trost im Glauben zu finden. Seit dem 17. Jahrhundert hat sich Kevelaer zu einem Zentrum katholischer Frömmigkeit entwickelt – ein Ort, an dem Spiritualität, Geschichte und Tradition aufeinandertreffen.

Wallfahrtsort Kevelaer – Die Entstehung

Der Ursprung der Wallfahrt geht auf das Jahr 1641 und den Händler Hendrick Busman zurück. Inmitten des Dreißigjährigen Kriegs litt das kleine Dorf Kevelaer stark unter durchziehenden Truppen. Eines Tages plünderte eine kroatische Truppe das Dorf und tötete etwa 100 Einwohner. In Erinnerung an diese Grausamkeit errichtete man ein Hagelkreuz. Wie üblich betete der Handelsmann auf seinem Weg von Weeze nach Geldern vor dem Hagelkreuz. Dort hörte er, während er kniend im tiefen Gebet mit Gott vereint war, eine geheimnisvolle Stimme. Diese sagte zu ihm: „An dieser Stelle sollst du mir eine Kapelle bauen!“

Er sah sich um, konnte jedoch niemanden entdecken. Da der Händler nicht besonders wohlhabend war, kümmerte er sich zunächst nicht weiter darum. Er beendete sein Gebet und ging nach Hause, ohne dem Ereignis weitere Beachtung zu schenken. Doch es wiederholte sich. Acht Tage später hielt er erneut am Hagelkreuz inne und betete – wieder hörte er die Stimme. Ratlos ging er nach Hause und wandte sich an seine Frau. Gemeinsam beschlossen sie, jeden Tag etwas vom Verdienst für den Bau der Kapelle zu sparen. Nach einer Weile hörte er die Stimme ein drittes Mal.

Das Marienbild – Trösterin der Betrübten

Etwa einen Monat vor Pfingsten im Jahr 1642 hatte Mechel Schrouse, die Ehefrau von Hendrick Busman, in einer Nacht eine bemerkenswerte Erscheinung. In einem strahlenden, übernatürlichen Licht sah sie ein kleines Heiligenhäuschen, in dem sich ein Bildnis der Jungfrau Maria befand – die „Consolatrix Afflictorum“, die Trösterin der Betrübten, wie sie die Bewohner in Luxemburg verehrten. Dieses Marienbild war ihr erst kurz zuvor von zwei vorbeiziehenden Soldaten zum Kauf angeboten worden.

Beeindruckt von der Erscheinung und überzeugt von ihrer Bedeutung, bat Hendrick Busman seine Frau, die Soldaten ausfindig zu machen und das Bild zu erwerben. Mechel begab sich sogleich auf den Weg und wurde schließlich in Kempen fündig: Dort traf sie auf einen Leutnant, der im Besitz des Marienbildes war. Es gelang ihr, das Bild zu kaufen – jenes, das fortan zur geistlichen Mitte der Wallfahrt nach Kevelaer werden sollte.

Zunächst wurde das Marienbild jedoch in Geldern aufbewahrt und dort verehrt. Doch schon bald forderten die Kapuziner und die Gläubigen der Gemeinde, das Bild feierlich in einer Prozession nach Kevelaer zu überführen. Schließlich handelte der damalige Pfarrer der Kevelaerer Antoniuskirche, Johannes Schink, eigenständig: Am 31. Mai holte er das Bild persönlich aus Geldern ab. Bereits am darauffolgenden Tag, dem 1. Juni, setzte er es in die Kapelle ein, die Hendrick Busman errichtet hatte.

Wunderheilungen vor dem Gnadenbild

Noch am selben Tag strömten zahlreiche Menschen aus Geldern und den umliegenden Ortschaften nach Kevelaer, um die Gnadenkapelle zu sehen und vor dem Gnadenbild zu beten. Damit war der Grundstein für die bis heute andauernde Wallfahrt gelegt. Noch heute befindet sich unter dem Wappenschild die Inschrift: „Ano 1642 Hendrick Busman – Mechel Scholt gegev“. Nach nur zwei Anhörungen während der Synode von Venlo im Jahr 1647, in denen Busman unter Eid seine Erscheinungen bestätigte, erkannte die Kirche Kevelaer (außergewöhnlich schnell) offiziell als Wallfahrtsort an. Nur wenige Jahre später, am 14. März 1649, verstarb der Händler Hendrick Busman.

In der katholischen Überlieferung rund um die Wallfahrt nach Kevelaer finden sich zahlreiche Berichte von Wunderheilungen, die mit dem Gnadenbild der „Trösterin der Betrübten“ in Verbindung gebracht werden. Erste Heilungen dokumentierte man bereits in den beiden ersten Jahren, 1642 und 1643.

Im Jahr 1642 soll der gelähmte Peter van Volbroek aus Hassum nach einer Pilgerreise nach Kevelaer geheilt worden sein. Nur ein Jahr später ereignete sich ein weiteres bemerkenswertes Wunder: Eerutgen Dircks, eine Frau aus Huissen, wurde von jahrelangen offenen Wunden an den Beinen – ohne jegliche ärztliche Behandlung – allein durch den zweimaligen Besuch des Gnadenortes geheilt.

Bis zur Überprüfung durch die Synode in Venlo im Jahr 1647 wurden insgesamt acht solcher Wunder bezeugt. Nach sorgfältiger Prüfung erkannte die Synode alle acht Heilungen gemäß Kirchenrecht offiziell als Wunder an und bestätigte Kevelaer – nach zwei Anhörungen von Busman unter Eid – als Wallfahrtsort.

Auch im 19. Jahrhundert ereigneten sich weitere, von der Kirche anerkannte Wunder: die Heilung der Gelähmten Maria Katharina van Dyck im Jahr 1808 und von Agnes Schiefer im Jahr 1849. Nur ein Jahr später erlangte der Pilger Johannes Weidenbach nach dem Besuch des Wallfahrtsortes seine Sehkraft wieder, und die Wallfahrerin Agnes Meurßen gewann ihre Sprachfähigkeit zurück.

Pilgerstätten im Wallfahrtsort Kevelaer

Jährlich zieht der Wallfahrtsort rund 800.000 Pilger an. Besonders bedeutend sind die großen Wallfahrtstage im Mai und August sowie spezielle Wallfahrten für bestimmte Zielgruppen, etwa die Kranken- oder Motorradwallfahrt. Das Herzstück der Wallfahrt ist die Gnadenkapelle, die das Marienbild beherbergt. Darüber hinaus gibt es viele weitere Pilgerstätten.

Besonders hervorzuheben ist der Große Kreuzweg – ein Ort von spiritueller Tiefe. Die eindrucksvolle Anlage wurde im Jahr 1874 eingeweiht und erstreckt sich über eine Strecke von rund 1,2 Kilometern. Entlang des Weges laden 15 kunstvoll gestaltete Kreuzwegstationen zum Innehalten und stillen Gebet ein.

Aufgrund der Barrierefreiheit und der nahe beieinanderliegenden Stationen ist der Kleine Kreuzweg hervorragend für Menschen mit eingeschränkter Mobilität geeignet. Über die Grenze hinaus führt die Jozef-Maria-Route, die das niederländische Dörfchen Smakt mit der Wallfahrtsstadt Kevelaer verbindet. Diese Route ist besonders bei Radpilgern beliebt.

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