Am 15. und 16. November kamen im Bistum Freiburg, das sich über eine Fläche vom Bodensee bis in den Odenwald erstreckt, rund 220 Christinnen und Christen zusammen, um über Veränderungen zu beraten. Dabei kamen sie zu einem klaren Ergebnis: In 25 Jahren wird es nach Hochrechnungen nur noch rund die Hälfte der Christen (katholisch und evangelisch) im Vergleich zum Jahr 2018 geben. Das bedeutet einen Verlust der steuerlichen Einnahmen und der finanziellen Mittel. Das Diözesanforum beriet darüber, wie die 2022 festgelegten 13 Strategieziele erreicht werden können.
Prioritäten für eine Kirche der Zukunft
Erzbischof Stephan Burger richtete zu Beginn des Diözesanforums seinen Blick auf die Zukunft und rief dazu auf, „kreative Impulse“ zu setzen, um die Ziele, die vor zwei Jahren beschlossen wurden, zu erreichen. Angesichts dieser Tatsachen muss sich die Gesellschaft von einer „Weiter-So“ oder „Immer noch mehr“-Haltung verabschieden. Burger spricht davon, dass es „eine klare Fokussierung“ benötigt, es aber auch gilt, einen Schwerpunkt zu setzen, „mit der Kehrseite, uns von so manchem auch verabschieden zu müssen“. So traten die Teilnehmer aus Verbänden, kirchlichen Gemeinden und Bildungseinrichtungen auf. Angesichts der schwierigen Zeiten für die Kirche und der sinkenden Bedeutung des Glaubens versprühten sie eine vorwärtsgerichtete und selbstbewusste Einstellung.
Generalvikar Christoph Neubrand betrachtete die düstere Prognose sinkender Mitgliederzahlen und Gelder realistisch. Deshalb sei es wichtig, zu priorisieren, „wo wir als Erzdiözese Freiburg auch in Zukunft unterwegs sein wollen“, so der Generalvikar. Er selbst möchte den Auszubildenden und jungen Mitarbeitern im pastoralen Bereich auch in Zukunft einen sicheren Arbeitsplatz garantieren können. Dies bedeute, in gewissen Bereichen zurückzustecken, aber sich nicht ganz davon zu entfernen, erklärte Neubrand. Es gehe darum, Entscheidungen zu treffen, und trotz der veränderten finanziellen Möglichkeiten die Kirche und Gesellschaft mitzugestalten.
Diözesanforum nicht als Kirchenparlament betrachten
Aus einer Arbeitsgruppe des Forums wurde deutlich, dass auch Laien sich für ein soziales Miteinander einsetzen wollen. Deshalb bräuchte es eine Willkommenskultur, um Menschen diesen Einsatz in den „Zeiten wachsender Polarisierung und Verunsicherung“ gewährleisten zu können. Es gehe um einen echten Beteiligungsprozess, so die teilnehmende Leiterin der Caritas-Sozialstation. Durch das Diözesanforum wurde deutlich, wie groß der Wunsch danach ist, einen offenen Dialog zu führen. Dennoch machte der Kirchenrechtler Erzbischof Burger klar, dass es sich bei der Versammlung nicht um ein Kirchenparlament handelt. Denn alle Beschlüsse und die Verantwortung für die Zukunft der Kirche liegen noch immer in den Händen des Bischofs. Dennoch dienen die Beratungsergebnisse als Grundlage für Entscheidungen des Bischofs. Deshalb will die Kirchenleitung die erzielten Ergebnisse in die diözesanen Gremien im ersten Halbjahr des kommenden Jahres einbringen.
Grundsatzentscheidungen aus dem Diözesanforum
Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Kirchenbasis wurden einige Beschlüsse gefasst. So werden im Jahr 2026 die 224 Pfarreien in 36 Großpfarreien zusammengefasst. Weiterhin ist damit zu rechnen, dass das Bistum ca. 30 Prozent der Immobilien und Liegenschaften abgeben wird. Denn in Zukunft benötigt das Bistum nicht mehr alle Gemeindehäuser, Gemeindezentren und Kirchen. Eine Arbeitsgruppe, die sich bei dem Diözesanforum mit dieser Thematik befasste, fordert hier Transparenz und Kreativität. So sollen Kirchen, die nicht mehr für Gottesdienste dienen, als Kultur- und Veranstaltungsorte genutzt werden. Das Diözesanforum bekannte sich bei den Ergebnissen klar zu den Beschlüssen der Photovoltaikanlagen und des Klimaschutzes. So soll es im Bistum Freiburg bis zum Jahr 2030 rechnerisch möglich sein, klimaneutral zu arbeiten. Im Hinblick auf den sexuellen Missbrauch fordert Erzbischof Stephan Burger Diskussionen, die allerdings nicht ohne das Wissen möglich sind, dass es viel Grund zur Scham und zur Reue gibt.