Die Tradition des Weihnachtsbaums auf dem Petersplatz in Rom ist eine lange. Denn Papst Johannes Paul II. ließ vor 42 Jahren den ersten Christbaum zur Weihnachtszeit auf dem Vorplatz des Petersdoms aufstellen. Seitdem ist der Baum ein fester Bestandteil der Adventszeit in Rom. Doch der Baum in diesem Jahr sorgt besonders bei den Menschen im norditalienischen Trentino für Ärger. Es wurde sogar eine Petition auf „Change.org“ durchgeführt, an der sich nach der Zeitung „Il Messaggero“ mehr als 50.000 Personen beteiligt haben. Der Grund: Der Weihnachtsbaum soll ein 30 Meter hoher und 200 Jahre alter Baum aus der Provinz Trentino sein.
Kritik am Christbaum mit Blick auf den Klimawandel
Die Kritiker der Christbaum-Aktion fordern Papst Franziskus dazu auf, dieses „nutzlose, anachronistische Massaker zu stoppen“. Dabei verweisen sie auf seine Enzyklika zum Naturschutz „Laudato Si“ aus dem Jahr 2015. Für die Kritiker ist es unnötig, einen in der Nähe des Gardasees auf einer Höhe von 1200 m gefundenen Baum nach Rom zu transportieren. Nach einer solchen Aktion mache es keinen Sinn, über den Klimawandel und die daraus resultierenden Schäden zu sprechen. Es ist nicht im Sinne des Klimaschutzes, Bräuche aufrechtzuerhalten, „die den Tod einer jahrhundertealten Tanne fordern“, heißt es von den Protestierenden. Der große Christbaum sei ein Symbol für die Millionen Bäume, die in Italien und weltweit für ein Fest gefällt werden, „für das der Baum nicht einmal das Symbol ist“, sagen die Kritiker.
Sie würden sich freuen, diesen Baum leuchtend und geschmückt zu sehen, aber an Ort und Stelle, ohne ihn zu fällen. Neben dem Umwelt-Aspekt blicken sie auch auf die Finanzierung des Transports für den Christbaum. So sollen die benötigten 60.000 Euro für eine bessere Gesundheitsversorgung oder Verkehrsmaßnahmen für den 5000-Einwohner-Ort Ledro verwendet werden. Als Alternative für einen Christbaum auf dem Petersplatz schlagen sie einen künstlichen Baum vor. Dieser sollte aus dem Holz von Bäumen erschaffen werden, die aufgrund des Klimawandels zerstört wurden.
Forstwirtschaft als Teil des Wirtschaftssystems in der Region
Die Kritik stößt bei dem Bürgermeister des Ortes, Renato Girardi, auf Unverständnis. Er verweist darauf, dass die meisten Menschen, die sich an dem Protest beteiligen, nicht aus dem Val di Ledro stammen. Zudem würde man in der Region jährlich 5.000 Kubikmeter Holz fällen, heißt es in den italienischen Medien. „Das ist Teil unserer Wirtschaft“, sagt der Bürgermeister und beruft sich auf die nachhaltige Forstwirtschaft, die sie betreiben. Er spricht davon, dass 600 Menschen zur Segnung nach Rom reisen möchten und jeder im Ort darüber glücklich ist.
Christbaum aus allen Teilen der Welt
Die Tradition des Christbaums auf dem Petersplatz hat auch einen internationalen Aspekt. Der Baum stammt jedes Jahr aus einem anderen europäischen Land, was eine europaweite Verbundenheit und den interkulturellen Austausch betont. So wurde im Jahr 2008 ein Baum aus Österreich aufgestellt. Doch der Christbaum kam auch schon aus Polen, Kroatien, Frankreich, der Slowakei und Deutschland. Der Christbaum und die große Krippe werden in der Weihnachtszeit zu einem Touristenmagneten für Besucher aus der ganzen Welt. Nachdem er mit einem Spezialtransporter vor die Tore des Petersdoms gebracht wurde, wird er von der vatikanischen Feuerwehr aufgestellt. Im Anschluss findet eine feierliche Beleuchtungszeremonie statt. Der letzte Weihnachtsbaum stammte aus dem Maira-Tal im Piemont. Nach den Festtagen wurde der Christbaum zu Spielzeug weiterverarbeitet, das von der Caritas verteilt wurde.