StartWeltMainzer Bischof reagiert zum Welttag der Armen auf Frauenarmut

Mainzer Bischof reagiert zum Welttag der Armen auf Frauenarmut

Anlässlich des Welttags der Armen am 17. November 2024 richtet der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf seinen Blick auf die Frauenarmut in Deutschland. Einen Grund für die Armut der Frauen sieht er in der ungleichen Verteilung der Sorgearbeit sowie im „Gender-Pay-Gap“ und „Gender-Renten-Gap“. Der Begriff Gender-Pay-Gap bezeichnet den Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen, während das Gender-Renten-Gap eine Folge der jahrelangen unterschiedlichen Verdienste ist. Für den Mainzer Bischof ist dies aus der Sicht eines Christen inakzeptabel.

Scham als Folge der Frauenarmut

Für viele Frauen, besonders alleinerziehende Mütter, ist es aufgrund der gestiegenen Lebensunterhaltungskosten deutlich schwieriger geworden, Rechnungen zu begleichen oder leistbaren Wohnraum zu finden. Der Mainzer Bischof, der zugleich der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist, wendet sich zum Welttag der Armen diesem speziellen Thema zu. So sagt er, dass er in seiner Tätigkeit als Seelsorger in vielen Gesprächen mit „versteckten und verschämten Gesichtern der Frauenarmut in Deutschland“ konfrontiert wird. Weiter berichtet er von einer alleinerziehenden Mutter, die ihren langjährigen Beruf in der Erziehung nicht mehr ausüben kann und sich schämt, als „Rentnerin und Bittstellerin beim Sozialamt Grundsicherung beantragen zu müssen“, so der Bischof in seiner Mitteilung.

Die Kirche zum Erhalt der Menschenwürde

In seiner Mitteilung spricht er von einigen Frauen, deren Armutsstrudel mit „geschlechterbezogener Gewalt in der Partnerschaft oder am Arbeitsplatz“ beginnt. So berichtet er von den Erfahrungen eines Obdachlosenseelsorgers. Dieser habe mit einer Frau gesprochen, die früh in ihrer Kindheit unter Gewalt litt. Nach 50 Jahren und einem Leben in der Obdachlosigkeit spricht sie davon, dass die Gewalttäter vieles in ihrem Leben zerstört haben. Dennoch hege sie keinen Hass, denn dadurch könne sie ein normales Leben führen und nicht ein Leben als Opfer. Eine andere Frau äußerte in einem Gespräch ihren Wunsch: Es sei ihr Traum, dass die Kirche sie in ihrer Geschichte wahrnehme und sie ihre Würde behalte. Sie möchte sich nicht für die Ereignisse schämen müssen.

Ungleiche Sorgearbeit als Grund der Frauenarmut

In der Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz prangert der Vorsitzende der Pastoralkommission an, dass unter den rund 14 Millionen in Armut lebenden Menschen in Deutschland zum größten Teil Frauen sind. Besonders sieht er die Frauenarmut in der ungleichen Sorgearbeit begründet. „Ohne die Sorgearbeit gäbe es kein Leben“, führt Bischof Kohlgraf aus und fordert eine bessere soziale Absicherung für Frauen, die Ausweitung der Kinderbetreuungsplätze sowie eine größere Lohngerechtigkeit. Dafür sollen sich die Christen in ihren Gemeinden und Organisationen bewusster einsetzen. Weiter fordert er eine höhere Wertschätzung für Personen, die sich ehrenamtlich um die Bedürfnisse anderer kümmern. Zudem fordert er eine genaue Überprüfung von Frauen- und Familienbildern, die zur Förderung der Armut beitragen. Er betrachtet in seiner Mitteilung das, worauf jeder Mensch als Gottes Schöpfung recht hat: die Menschenwürde. So kann es Gerechtigkeit und Geschlechtergerechtigkeit nur für alle Menschen geben, erklärt der Bischof.

Der Welttag der Armen, der von Papst Franziskus eingeführt wurde, ist eine geeignete Zeit, um auf die Missstände in der Gesellschaft hinzuweisen. Der Leitsatz des diesjährigen Welttags der Armen lautet: „Das Gebet der Armen steigt zu Gott empor“ (Sir, 21,5) und soll unsere Sinne schärfen, damit wir die Nöte und Bedürfnisse anderer erkennen. So sagt Papst Franziskus, dass wir dieses Leitwort aus dem Buch Sirach „auf den Gesichtern und in den Geschichten der Armen, denen wir in unseren Tagen begegnen“ lesen sollen. Denn unser Gebet soll ein Weg zur Gemeinschaft mit ihnen werden und „wir ihr Leid teilen.“

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