Ohne Zweifel ist ein Selig- oder Heiligsprechungsverfahren langwierig und kompliziert. Doch in diesem Fall dauert es besonders lange. Nach mehr als 400 Jahren nach dem brutalen Mord an einem katholischen Missionar in Florida ist es nun so weit: Papst Franziskus macht den Weg zur Seligsprechung von fünf Franziskanerbrüdern sowie des Schweizer Ordensmannes François Benjamin May frei. Weiterhin wurde bei drei weiteren Personen der heroische Tugendgrad anerkannt, eine Auszeichnung für ein vorbildliches christliches Leben.
Seligsprechung eines katholischen Missionars in Florida
Der brutale Mord an dem katholischen Missionar in Florida liegt über vier Jahrhunderte zurück. Doch jetzt ist der Weg zur Seligsprechung für den spanischen Franziskanerbruder Pedro de Corpa frei. Nach einer Mitteilung des Vatikans erkannte Papst Franziskus das Martyrium des Spaniers aus dem Jahr 1597 an. Angehörige des Stammes der Guale töteten den Franziskanerbruder im September 1597 aus „Glaubenshass“, heißt es aus Rom. Der Hintergrund der Ermordung war der kompromisslose Einsatz des Spaniers für die Monogamie und gegen Polygamie.
Die Franziskaner setzten sich dafür ein, dass sie erwachsenen Angehörigen der indigenen Bevölkerung die Taufe nur dann spenden würden, wenn diese sich zur Monogamie, also zur Ein-Ehe, verpflichteten. Ein zukünftiger Stammeshäuptling hielt sich jedoch nicht an diese Verpflichtung und wollte, obwohl er getauft und verheiratet war, eine zweite Frau nehmen. Der spanische Franziskanerbruder de Corpa verwies daraufhin auf die Taufverpflichtung. Nur kurze Zeit später wurde er mit einer Axt brutal ermordet. Mit ihm starben vier weitere Franziskaner, die in der Region lebten. Papst Franziskus erkannte auch ihr Martyrium an.
Durch die Seligsprechung erkennt die katholische Kirche durch die Erklärung des Papstes die Nähe eines Verstorbenen zu Gott an. Der Seligsprechung geht ein komplexer kirchlicher Prozess über mehrere Instanzen voraus. Christen, die aufgrund von Glaubenshass ermordet wurden, müssen keinen Nachweis erbringen, dass nach deren Tod auf ihre Fürsprache hin ein Wunder vollbracht wurde.
Weiteres Martyrium anerkannt
Auch der Schweizer Ordensmann François Benjamin May erhielt von Franziskus die Anerkennung des Martyriums. Radikalrepublikanische Aufständische ermordeten den Maristen aus Bagnes während der sogenannten „Tragischen Woche“ im Juli 1909 in Barcelona. Die „tragische Woche“ war von schweren antiklerikalen Ausschreitungen und großem Hass gegenüber kirchlichen Vertretern geprägt. May war bekannt für seinen missionarischen Einsatz und wurde während der Unruhen aus Glaubenshass ermordet.
Weiterhin erkannte Papst Franziskus den heroischen Tugendgrad dreier Personen an, ohne den der Seligsprechungsprozess nicht voranschreiten kann. Unter dem heroischen Tugendgrad versteht die katholische Kirche die Lebensweise von Personen, die ein Vorbild in den christlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe waren.
Die drei Persönlichkeiten sind die Generaläbtissin des Birgittenordens, Ricarda Beauchamp Hambrough (1887-1966), die im Zweiten Weltkrieg Juden vor den Nationalsozialisten versteckt haben soll, sowie der italienische Priester und Eremit Quintino Sicuro (1920-1968) und die italienische Laienkatholikin Luigia Sinapi (1916-1978). Die Gründerin der Barmherzigen Schwestern von Verona, Vincenza Maria Polini (1802-1855), wurde 2008 seliggesprochen und befindet sich im Heiligsprechungsverfahren. Das für die Heiligsprechung nötige Wunder erkannte Papst Franziskus an.