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Fronleichnam: Das ist mein Leib – und wir gehen mit ihm in die Welt

Fronleichnam ist eines der schönsten Feste der Kirche. Die Monstranz wird durch blumengeschmückte Straßen getragen, Altäre werden bunt vorbereitet, die Gemeinde zieht singend durch die Stadt. Alles wirkt lebendig, geordnet und festlich. Aber gerade Fronleichnam stellt die Kirche bloß. Denn ehrlich gesagt: Viele wissen gar nicht, was man da feiert – und noch weniger, warum.

Die meisten Christen laufen mit, weil es eben dazugehört, ein schönes Fest neben vielen anderen zu feiern, vielleicht um ein Zeichen zu setzen. Aber was da durch die Straßen getragen wird, ist nicht irgendein Zeichen. Es ist der Leib Christi: „Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt“ (Joh 6,51). Und diese Wirklichkeit fordert uns heraus. Denn wer mitgeht, ohne davon verändert zu werden, geht nicht mit Christus, sondern an ihm vorbei.

Der Leib Christi will erkannt werden

Fronleichnam zeigt den Leib Christi – und gleichzeitig zeigt sich an diesem Tag, ob wir ihn überhaupt noch erkennen. Christus liegt nicht in der Monstranz, um getragen zu werden wie ein kirchliches Ehrenzeichen. Er will gesehen werden. Aber er will vor allem durchlässig werden in der Welt, in der Gemeinde und in uns. „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm“ (Joh 6,56). Die Einheit mit Christus ist keine fromme Idee – sie ist eine Zumutung an alle. Denn Christus bleibt nicht in goldenen Gefäßen. Er bleibt nur in den Seinen. Und die sollen ihn sichtbar machen!

Wenn der Leib Christi wirklich geglaubt wird, dann ist die Fronleichnamsprozession kein feierlicher Spaziergang, sondern ein Sendungsgang. Dann sind Blumenteppiche und die Altäre nicht Deko, sondern ein Bekenntnis: Hier geht unser Herr! Und wenn wir mit Christus zusammengehen, dann können wir uns nicht mehr erlauben, zu ignorieren, wo er heute leidet.

Die Eucharistie endet nicht mit dem Segen. Sie beginnt dort, wo wir zusammen mit dem empfangenen Christus in Kontakt kommen mit dem, was draußen wartet. „Geht hinaus in die ganze Welt“ (Mk 16,15). Wer ihn empfängt, nimmt ihn nicht für sich. Er trägt Christus dorthin, wo er heute wohnen will: in Krankenhäusern, in zerstörten Familien, in den Unsichtbaren unserer Gesellschaft und unter Menschen, die ihn nicht erwarten. Dort zeigt sich, ob wir ihn wirklich erkannt und empfangen haben.

Wer Christus empfängt, empfängt Feuer

Christus selbst lässt sich nicht empfangen, sodass er nicht wirken kann. Die Hostie ist keine innerliche Beruhigung für das Gewissen oder eine religiöse Gewohnheit. Sie ist die reale Gegenwart Christi, der sich uns hingibt. „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“ (Lk 22,19). Wer ihn empfängt, nimmt nicht etwas zu sich, sondern jemanden. Durch die Aufnahme des Herrn werden wir Teil seines Leibes. Und dieser Leib steht nicht still, weil er die sucht, die verloren sind, und er will heilen, was verletzt und gebrochen ist.

Der Leib Christi will nicht nur verehrt werden – er will Gestalt annehmen in einem Leben, das sich ausrichtet an ihm. Aber brennt noch etwas in uns? Tragen wir ihn wirklich – oder tragen wir nur noch das Ritual? Eine Kirche, die Christus nur zeigt, aber nicht mit ihm handelt, verfehlt ihn, ja schlimmer: sie zieht an ihm vorbei, löst sich vom Leib und stirbt ab.

Wo Kirche wirklich wird

Fronleichnam ist nicht die Erinnerung an etwas Vergangenes. Es ist das Fest, an dem die Mitte der Kirche sichtbar wird: die Eucharistie – den lebendigen Christus, der uns mit sich nimmt. „Bleibt in mir und ich bleibe in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt“ (Joh 15,4). Wer ihn empfängt und mitgeht, gehört nicht mehr sich selbst. Er wird Teil des Leibes, den Christus sich geschaffen hat: die Kirche, „und jeder Einzelne ist ein Glied“ (1 Kor 12,27).

Seht, das ist Christus! Das ist sein Leib! Wir tragen ihn nicht aus Ehre, sondern aus seinem Auftrag. Weil wir ihn empfangen haben, gehören wir zu ihm. Und weil wir zu ihm gehören, wird er durch uns erkennbar. Dort, wo einer beginnt, ihn erfahrbar zu machen – im Alltag, in der Nähe, im Tun –, beginnt Kirche wirklich, als die Gegenwart des Herrn – und unser Weg mit ihm.

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