Bei einem grausamen Massaker in Benue, Nigeria, wurden in der Nacht vom 13. auf den 14. Juni mindestens 200 Christen von radikalen Islamisten getötet. Die Dschihadisten überraschten die Bewohner provisorischer Notunterkünfte, nachdem diese bereits zuvor vor der Gewalt extremistischer Gruppen wie Boko Haram geflohen waren. Papst Leo XIV. äußerte sein tiefes Bedauern über das tragische Geschehen und appellierte eindringlich an die internationale Gemeinschaft, sich für Frieden und Gerechtigkeit gegenüber den verfolgten christlichen Gemeinschaften einzusetzen.
Drei Stunden des Terrors in Nigeria
Wie die katholische Hilfsorganisation Kirche in Not berichtet, handelt es sich bei den Opfern des Massakers um Menschen aus dem Bundesstaat Benue im Zentrum des Landes, der zu 95 Prozent katholisch ist. In einem dreistündigen Terrorakt überraschten die Täter die Familien, die in provisorischen Unterkünften auf dem Marktplatz von Yelewata in der Guma Local Government Area nahe Makurdi schliefen. Die radikalen Islamisten drangen unter dem Ruf „Allahu Akbar“ (Allah ist groß) in das Zentrum ein und begannen mit dem wahllosen Töten, erklärte die päpstliche Stiftung weiter.
Nach Angaben von Kirche in Not teilten Geistliche vor Ort mit, dass die Polizei die Angreifer am Abend des Überfalls daran hindern konnte, die Kirche St. Josef in Yelewata zu stürmen, in der bis zu 700 Binnenvertriebene Schutz gesucht hatten. Nachdem sie dort gescheitert waren, „begaben sie sich auf den Marktplatz der Stadt, wo sie mit Benzin die Tore der Unterkünfte für Binnenvertriebene in Brand setzten, bevor sie das Feuer in dem Bereich eröffneten, in dem mehr als 500 Menschen schliefen“, heißt es in der Mitteilung. Zunächst war in den ersten Berichten von 100 Toten die Rede. Die Diözese Makurdi geht jedoch inzwischen von insgesamt 200 Opfern aus.
Größtes Massaker: 200 Christen in Nigeria brutal getötet
Die Stadt Yelewata, Schauplatz der Gewalttaten, ist seit geraumer Zeit Zufluchtsort für Menschen aus umliegenden Dörfern, die vor terroristischen Übergriffen auf christliche Gemeinden geflohen sind. Kirche in Not betonte, dass die hohe Opferzahl dieses Massaker zur schlimmsten Gräueltat in einer Region macht, in der die Angriffe stark zunehmen. „Die Anzeichen verdichten sich, dass ein koordinierter Angriff von radikalen Fulani durchgeführt wurde, um die gesamte Gemeinschaft zur Flucht aus der Region zu zwingen“, erklärte die katholische Hilfsorganisation.
Der Augenzeuge Pfarrer Ukuma Jonathan Angbianbee schilderte das Horrorszenario gegenüber dem päpstlichen Hilfswerk und berichtete, wie er und andere Binnenvertriebene „nur knapp dem Tod entkamen“. Als sie die Schüsse hörten und die Angreifer sahen, warfen er und die Vertriebenen sich zu Boden und vertrauten „unser Leben Gott an“, so der Pfarrer. Nach dem Terror bot sich ihm auf dem Marktplatz „etwas wirklich Erschreckendes“. Überall lagen Leichen verstreut, berichtete er weiter. Einige der Opfer seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt gewesen, darunter Babys, Kinder, Mütter und Väter. Sie alle „wurden einfach ausgelöscht“, so Mitarbeiter der Diözese Makurdi über das Bild vor Ort.
Pfarrer Jonathan berichtete, dass es sich bei den Angreifern vermutlich um Fulani-Hirten handelte. Er betonte, dass der Überfall offenbar gut koordiniert gewesen sei, da die Bewaffneten aus mehreren Richtungen gleichzeitig in die Stadt eindrangen. Es gebe keinen Zweifel daran, wer den Angriff verübt habe: „Es waren eindeutig Fulani. Sie riefen ‚Allahu Akbar‘“, so der Pfarrer.
Papst ruft zum Gebet für Nigeria auf
Während des Angelusgebets am Sonntag gedachte Papst Leo XIV. der Opfer und formulierte die Bitte, dass „Sicherheit, Gerechtigkeit und Frieden in Nigeria herrschen mögen – einem geliebten Land, das so sehr von verschiedenen Formen der Gewalt betroffen ist“. Er betonte außerdem, in besonderer Weise für die christlichen Landgemeinden im Bundesstaat Benue zu beten, „die immer wieder Opfer von Gewalt geworden sind“.