Die Kirche blickt gespannt nach Rom: Papst Leo XIV. bereitet sein erstes großes Lehrschreiben vor – eine Enzyklika, die den programmatischen Auftakt seines Pontifikats markieren wird. Schon der Titel, der nach vatikanischen Quellen kursiert, lässt aufhorchen: „Magnifica humanitas“ – die großartige Menschheit.
Ein Titel, der Fragen weckt: Was macht den Menschen großartig? Woher kommt seine Würde? Und wie bleibt sie gewahrt in einer Zeit, in der Maschinen lernen, Entscheidungen treffen und vielleicht sogar unsere Zukunft prägen wollen?
Künstliche Intelligenz als Prüfstein der Menschlichkeit
Vieles deutet darauf hin, dass Leo XIV. in seiner ersten Enzyklika das Thema künstliche Intelligenz in den Mittelpunkt stellen wird. Was auf den ersten Blick nach Technik klingt, ist in Wahrheit eine zutiefst geistliche Frage:
• Werden Algorithmen darüber bestimmen, was Wahrheit ist?
• Wie schützen wir die Freiheit des Menschen in einer Welt, die zunehmend von Daten beherrscht wird?
• Und vor allem: Wo bleibt Raum für das Wirken des Heiligen Geistes, wenn menschliche Entscheidungen an Maschinen ausgelagert werden?
Leo XIV. scheint diese Fragen in die große Tradition kirchlicher Soziallehre einzubinden. Wie Leo XIII. mit Rerum novarum im 19. Jahrhundert die industrielle Revolution theologisch deutete, so könnte Leo XIV. nun den digitalen Umbruch mit seinen Chancen und Gefahren in den Blick nehmen.
Vorab: Ein Wort zu den Armen
Noch bevor die Enzyklika erscheint, will der Papst ein anderes Herzensanliegen sichtbar machen: die Armen.
Geplant ist ein Schreiben – weniger verbindlich, aber voller Symbolkraft – zum Gedenktag des heiligen Franz von Assisi am 4. Oktober. Es soll die Kirche daran erinnern, dass das Evangelium immer zuerst den Armen verkündet wird.
Darin könnte eine klare Botschaft liegen: Wer über Zukunftstechnologien redet, darf nie die übersehen, die im Schatten leben – jene, die nicht vom Fortschritt profitieren, sondern Gefahr laufen, von ihm ausgeschlossen zu werden.
Ein Programm für die Kirche von morgen
„Magnifica humanitas“ – wenn dies tatsächlich der Titel der ersten Enzyklika wird, dann steht hinter diesen beiden Worten eine Vision: Die Würde des Menschen bleibt unantastbar, auch inmitten der digitalen Revolution.
• Technik darf den Menschen dienen, nicht ihn beherrschen.
• Fortschritt darf die Schwachen nicht zurücklassen.
• Und Kirche bleibt Anwältin jener Stimme, die uns immer wieder zur Erinnerung ruft: Der Mensch ist mehr als eine Maschine. Er ist Gottes Ebenbild.
Was uns erwartet
Noch kennen wir die endgültigen Texte nicht. Doch schon jetzt ist klar: Papst Leo XIV. will der Kirche und der Welt gleich zu Beginn seines Pontifikats eine Botschaft mitgeben, die weit über das Kirchenrechtliche hinausgeht. Es ist ein Ruf, die Menschheit in ihrer Größe und Verantwortung neu zu entdecken – und das Angesicht Gottes im Spiegel unserer Zeit zu suchen.
Vielleicht ist es genau das, was „Magnifica humanitas“ bedeuten soll: ein Lobpreis auf das Geschenk, Mensch zu sein – und zugleich ein Auftrag, dieses Geschenk nicht aus der Hand zu geben.