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Plötzlich katholisch? – Wie die Generation Z neu entdeckt, was ewig jung ist

Stell dir vor: Du öffnest Instagram und siehst nicht nur Selfies, Modebilder oder Food-Trends, sondern plötzlich auch ein junges Gesicht mit einem Rosenkranz in der Hand. Auf TikTok taucht ein Video auf, in dem ein Creator fragt: „Was hat Papst Leo eigentlich mit der Welt angestellt?“ – und Millionen Menschen klicken gebannt darauf. Auf YouTube wiederum diskutieren junge Influencer über Beichte, Schönheit und Wahrheit. Szenen, die noch vor wenigen Jahren kaum jemand erwartet hätte. Und doch ist es genau das, was gerade passiert: Die Generation Z, die man so oft als religionsfern, säkular und postmodern beschreibt, beginnt, sich für Symbole, Rituale und Glaubenstraditionen zu interessieren, die älter sind als jede ihrer Social-Media-Apps.

Die spannende Frage ist nun: Handelt es sich hier einfach um einen oberflächlichen Trend, eine modische Erscheinung? Oder steckt dahinter mehr – vielleicht sogar ein echtes spirituelles Erwachen?

Entdeckung statt Rückkehr

Viele dieser jungen Menschen, die heute in den sozialen Medien katholische Symbole posten oder neugierig einen Gottesdienst besuchen, sind gar nicht in der Kirche groß geworden. Sie haben keine Kindheitserinnerungen an Ministrantendienste, Pfarrheime oder Erstkommunionstunden. Für sie ist all das völlig neu. Genau deshalb erleben sie den Glauben nicht als Rückkehr, sondern als Entdeckung.

Es ist, als ob sie eine Schatztruhe gefunden hätten, die jahrhundertelang direkt vor ihren Augen stand, aber von ihnen nie beachtet wurde. Nun wagen sie es, den Deckel zu öffnen – und sie finden darin etwas, das sie anspricht, überrascht und fasziniert.

Die Bibel erzählt immer wieder von solchen Geschichten: Abram wurde von Gott berufen, ohne zu wissen, wohin der Weg ihn führen würde (Gen 12,1).

Auch die Jünger Jesu ließen alles zurück, um einem Mann zu folgen, dessen Geheimnis sie noch gar nicht verstanden. Sie wussten nur: Hier ist etwas, das größer ist als wir selbst. Genauso geht es vielen jungen Menschen heute: Sie sind Suchende, sie brechen auf, ohne schon alles zu begreifen.

Schönheit öffnet Türen

Wer durch TikTok scrollt, merkt schnell: Es sind nicht lange theologische Vorträge, die Millionen erreichen. Es sind Bilder, Symbole und Stimmungen. Da leuchtet eine goldene Monstranz im Sonnenlicht. Da sieht man ein schlichtes Holzkreuz, das im Wind knarrt. Oder ein altes Gebetbuch, dessen Leder vom Gebrauch abgenutzt ist.

Für die Generation Z, die mit Emojis, GIFs und visueller Kommunikation aufgewachsen ist, spricht Schönheit lauter als Worte. Ein Bild sagt mehr als tausend Argumente. Ein kurzer Clip, der ein Gefühl transportiert, kann tiefer wirken als eine lange Erklärung.

„Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und das Himmelsgewölbe verkündet das Werk seiner Hände.“ (Ps 19,2)

Gottes Herrlichkeit zeigt sich nicht nur in Predigten, sondern auch in Schönheit, die uns einfach überwältigt. Genau so erleben es viele Jugendliche heute: Sie werden von einer Atmosphäre, einer Stimmung, einem ästhetischen Moment berührt. Schönheit öffnet Türen, die Argumente allein oft verschlossen lassen.

Zahlen, die Staunen lassen

Dass es bei diesem Phänomen nicht nur um ein paar hübsche Instagram-Feeds geht, zeigen die Zahlen. In Frankreich etwa ließen sich zu Ostern 2025 über zehntausend Erwachsene taufen – ein Anstieg um fast die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr. Besonders auffällig: Viele der Neugetauften waren zwischen 18 und 34 Jahre alt.

In Großbritannien zeigt eine Studie mit dem Titel The Quiet Revival, dass immer mehr junge Erwachsene regelmäßig Gottesdienste besuchen. 2018 gaben nur vier Prozent der 18- bis 24-Jährigen an, monatlich einen Gottesdienst zu besuchen. 2024 waren es bereits sechzehn Prozent.

Auch in den USA berichten Diözesen von steigenden Taufzahlen. Deutschland hinkt hier noch etwas hinterher, doch auch hierzulande ist die Neugier spürbar – vor allem online. Katholische Ästhetik taucht in Mode, Musik und Kunst auf. Junge Menschen besuchen Exerzitien und Retreats. Es bewegt sich etwas.

Popkultur trifft auf Tradition

Besonders interessant ist, wie Popkultur und Tradition sich in diesem Phänomen miteinander verweben. Filme wie Konklave haben das Papsttum plötzlich in die Kinos gebracht. Auf Instagram kursieren Memes über Kardinäle und Heiligenfeste. Künstler gestalten T-Shirts, Sticker und Schmuckstücke mit sakralen Motiven.

Manches wirkt auf den ersten Blick spielerisch oder sogar ironisch. Aber nicht selten beginnt genau hier ein ernsthafter Weg. Viele junge Menschen erzählen: „Es hat als Spaß angefangen – und plötzlich war ich wirklich neugierig.“

Auch die Jünger Jesu waren nicht von Anfang an Heilige. Manche folgten ihm aus Begeisterung über seine Wunder, manche einfach aus Neugier. Aber sie alle merkten nach und nach: Hier geschieht etwas, das ihr Leben verändern kann.

Sehnsucht nach Gemeinschaft und Halt

Die Generation Z ist in einer Welt aufgewachsen, die von Krisen geprägt ist: die Pandemie, die Klimakrise, Kriege und wirtschaftliche Unsicherheit. Kein Wunder, dass sie nach Halt sucht.

Die Kirche – trotz aller eigenen Schwächen – kann genau das geben: Gemeinschaft, die trägt. Rituale, die Orientierung bieten. Und vor allem einen Gott, der größer ist als alle Krisen.

„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28)

Für viele junge Menschen sind das keine alten Worte, sondern eine aktuelle Verheißung. Sie erleben es, wenn sie in einer Kapelle still werden, wenn sie Weihrauch riechen oder wenn sie in einer Gruppe gemeinsam beten: Hier ist mehr als nur Symbolik. Hier ist echte Gegenwart.

Glauben als Lifestyle – mehr als Ästhetik?

Natürlich bleibt die Frage: Ist das Ganze nur ein „katholischer Lifestyle“? Eine Mode, eine Ästhetik, die man wie ein Kleidungsstück trägt und irgendwann wieder ablegt?

Ja, es gibt Jugendliche, die den Glauben vor allem als Stilmittel nutzen. Aber selbst dann kann Gott durchbrechen. Ein Meme kann Neugier wecken. Ein Bild kann Sehnsucht auslösen. Ein kurzer Moment im Gebet kann ein Herz berühren.

Papst Benedikt XVI.: „Der Glaube wächst, wenn er gelebt wird und wenn er andere mitzieht.“

Genau das sehen wir: Manche fangen spielerisch an – und plötzlich entdecken sie eine Wahrheit, die tiefer ist als alles, was sie erwartet haben.

Eine Kirche, die einlädt

Für uns als Kirche stellt sich die Frage: Wie gehen wir mit diesem Phänomen um? Wir könnten es abtun als oberflächlichen Trend. Wir könnten kritisch den Kopf schütteln und sagen: „Das ist doch nicht ernst gemeint.“

Oder wir können es als Chance sehen. Denn Gott wirkt, wo er will. Manchmal auf Wegen, die wir selbst nicht geplant haben. Wenn junge Menschen Neugier zeigen, sollten wir nicht zuerst korrigieren, sondern einladen. Nicht sofort mit allen Regeln und Erklärungen kommen, sondern zuhören, begleiten, Räume öffnen.

Jesus selbst ist diesen Weg gegangen. Er hat nicht zuerst Katechismusunterricht gehalten. Er hat Menschen begegnet, ihre Fragen ernst genommen, sie eingeladen, mitzukommen. Und genau das braucht es heute wieder.

Was bleibt?

Ob dieser Boom dauerhaft ist, wird sich zeigen. Vielleicht wird es für manche nur eine Phase bleiben. Aber selbst wenn: Viele werden eine Erfahrung mitnehmen, die sie prägt. Die Erinnerung an Schönheit. Die Erfahrung von Gemeinschaft. Vielleicht sogar die Begegnung mit Gott selbst.

Und für manche wird es der Anfang eines Weges sein, der weit führt. Ein Weg zur Taufe. Ein Weg in eine Berufung. Ein Weg in ein Leben, das Gott vertraut.

Einladung an dich

Vielleicht liest du diese Zeilen und spürst selbst ein kleines Ziehen im Herzen. Vielleicht hast du dich schon einmal gefragt, warum junge Menschen wieder anfangen, über Kirche zu sprechen. Vielleicht merkst du sogar: Da ist auch in mir eine Sehnsucht, die ich bisher nicht ernst genommen habe.

Dann darfst du dich eingeladen wissen. Gott sucht dich – heute, mitten in deinem Alltag. Du musst kein Theologe sein, um anzufangen. Vielleicht genügt ein einfaches Gebet, ein kurzer Besuch in einer Kirche, ein Gespräch mit einem Freund. Das Entscheidende ist nicht, dass du alles verstehst, sondern dass du dich öffnest.

Denn am Ende geht es nicht um ein Lebensgefühl, sondern um eine Begegnung. Nicht um ein ästhetisches Bild, sondern um eine Person: Jesus Christus.

Fazit

Die Generation Z zeigt uns etwas, das wir vielleicht selbst vergessen haben: Der Glaube ist nicht altmodisch oder verstaubt. Er ist lebendig, schön, herausfordernd und voller Tiefe.

Die Kirche trägt einen Schatz, der immer wieder neu entdeckt werden will. Die Begeisterung junger Menschen kann uns daran erinnern, dass unser eigener Glaube nicht zur Routine werden darf, sondern immer wieder neu aufflammen soll.

„Er sendet sein Wort zur Erde, schnell eilt sein Befehl dahin.“ (Ps 147,15)

Gott handelt – auch heute, auch in der Generation Z. Und vielleicht erleben wir gerade, wie aus einem vermeintlichen Trend ein neues Aufblühen des Glaubens entsteht.

Di Prato
Di Pratohttps://godmag.de
Marco Di Prato ist Geschäftsführer der Priesterausbildungshilfe e.V., einer internationalen Initiative, die seit mehr als drei Jahrzehnten junge Männer auf ihrem Weg zum Priestertum unterstützt. Als Unternehmer, Autor und Berater verbindet er wirtschaftliche Kompetenz mit einer tiefen Leidenschaft für den Glauben. In seinen Beiträgen für Godmag widmet er sich Themen rund um Kirche, Spiritualität, Gesellschaft und die Frage, wie christliche Werte heute gelebt und neu entdeckt werden können. Ihm ist wichtig, Glauben alltagsnah und inspirierend zu vermitteln – als Einladung, Gott tiefer kennenzulernen und den eigenen Lebensweg im Licht des Evangeliums zu gestalten.
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1 Kommentar

  1. Ob man Gen Z überhaupt zum Glauben bewegen kann? Bei dieser Generation ist HOPFEN UND MALZ verloren…….
    Arbeiten gibt es nicht.
    Freundlich sein gibt es nicht.
    Da braucht man sich garkeine Mühe geben!

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