2012 war er für das Schiffsunglück vor der toskanischen Insel verantwortlich. Bald könnte der verurteilte Ex-Kapitän des Kreuzfahrtschiffs „Costa Concordia“, Francesco Schettino, auf Bewährung freikommen. Sollte das Gericht in der Anhörung am 8. April die vorzeitige Entlassung genehmigen, könnte er von einem Programm des Vatikan zur Rehabilitierung von Sträflingen profitieren. Nach Angaben der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera soll der 63-Jährige im Rebibbia-Gefängnis an einem Digitalisierungsprojekt der vatikanischen Kulturgüter teilnehmen. Über den Wiedereingliederungsverein „Seconda Chance“ könnte er nach seiner Haftentlassung einen Job im Vatikan erhalten.
Neuauflage des Prozesses gegen Ex-Kapitän der „Costa Concordia“ abgewiesen
Es war der 13. Januar 2012, als Francesco Schettino (63) das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ mit 4.200 Passagieren an Bord zu nahe an die toskanische Insel Giglio steuerte. Er rammte eine Unterwasser-Felsgruppe, was ein 70 Meter großes Loch in den Rumpf riss. Daraufhin kenterte die „Costa Concordia“ und 32 Menschen kamen bei dem schlimmsten Schiffsunglück der Nachkriegszeit ums Leben. Der Kapitän, der 2023 mit einer Forderung nach einer Neuauflage des Prozesses scheiterte, steht nicht nur aufgrund des misslungenen Manövers in der Kritik. Dem ehemaligen Kapitän wird ebenfalls vorgeworfen, dass er das Schiff verlassen hatte, bevor alle Passagiere in Sicherheit gebracht worden waren. In Folge des Unglücks entstand eine neue Redewendung, die ein besonders feiges Verhalten beschreibt: „Fare lo Schettino“ – „den Schettino machen“.
Gegen den Antrag des Ex-Kapitäns regt sich jedoch Widerstand. „Schettino muss für seine Schuld bezahlen“, erklärte eine Passagierin, die 2012 mit ihrer Familie auf der „Costa Concordia“ war. Ihre Aussage verdeutlicht, wie sehr die Betroffenen und ihre Familien noch immer unter den Folgen des Unglücks leiden. Sie habe mit ansehen müssen, „wie Menschen sich wie Tiere benommen haben“. Sie erzählte, dass Männer sich an anderen vorbeidrängelten und „schwangere Frauen schlugen“, um schneller zu den Rettungsbooten zu gelangen. Ihr Vater, der einer der letzten auf dem sinkenden Schiff war, habe sie gerettet. Im Gegensatz dazu verließ Ex-Kapitän Schettino das sinkende Schiff, als noch Hunderte Passagiere an Bord waren.
Papst Franziskus mit Engagement für Häftlinge
Das Gericht verurteilte Francesco Schettino 2017 wegen 32-fachen Totschlags zu 16 Jahren und einem Monat Haft, die er im römischen Rebibbia-Gefängnis verbüßt. Inzwischen hat der 63-jährige Ex-Kapitän die Hälfte der Strafe abgesessen. Sollte das Gericht seinem Antrag zur vorzeitigen Haftentlassung zustimmen, könnte Schettino über den Wiedereingliederungsverein „Seconda Chance“ für die vatikanische Dombauhütte an der Digitalisierung von Texten arbeiten. Medienberichten zufolge wurde eine für Dienstag anberaumte Anhörung vom zuständigen römischen Gericht auf den 8. April verschoben.
Papst Franziskus engagiert sich seit langem für eine menschenwürdige Behandlung von Inhaftierten. Im Rahmen des Heiligen Jahres 2025 ließ er im Rebibbia-Gefängnis eine eigene „Heilige Pforte“ einrichten, die er bei einem feierlichen Gottesdienst am 26. Dezember persönlich öffnete.
Schettino, der im römischen Rebibbia-Gefängnis inhaftiert ist, arbeitet seit fünf Jahren an der Digitalisierung von Gerichtsakten, darunter auch solche zu der Entführung und Ermordung des christdemokratischen Politikers Aldo Moro. Weitere Häftlinge des Gefängnisses sind ebenfalls für den Vatikan tätig, über den Verein „Seconda Chance“, dessen Vertragspartner der Heilige Stuhl ist.