Seit seinem Rücktrittsgesuch zu seinem 75. Geburtstag im August letzten Jahres ist Weihbischof Wilhelm Zimmermann noch übergangsweise im Amt. Deshalb ernannte Papst Franziskus am 14. November den 55-jährigen Priester aus der Pfarrei St. Laurentius in Essen-Steele, Andreas Geßmann, zum Nachfolger. Die Bischofsweihe erhält Geßmann am 2. Februar 2025 um 15:00 Uhr durch Bischof Franz-Josef Overbeck im Essener Dom. Der zukünftige Weihbischof ist überrascht, freut sich aber auf die anstehenden Herausforderungen.
Der Weg vom Verwaltungsbeamten zum Weihbischof
Zunächst schlug Andreas Geßmann, der am 16. Januar 1969 in Wesel am Niederrhein geboren wurde, den beruflichen Weg eines kommunalen Verwaltungsbeamten ein. Der Wunsch, Priester zu werden, überkam ihn erst später. Genauer gesagt. als er von einem Dozenten während seines Studiums gebeten wurde, einen theologischen Vortrag über den Glauben zu halten. Nachdem dieser ein „lebhaftes Echo“ erzeugte, wuchs in ihm der Wunsch, Theologie zu studieren. Nachdem er von verschiedenen Leuten ohne deren Wissen über seinen Wunsch Priester zu werden angesprochen wurde, stand sein Entschluss fest. Dieser Schritt folgte 1995, als er aus dem Stadtplanungsamt in Wesel an die Ruhr-Universität Bochum ging, um dort Theologie zu studieren.
Nach seiner Priesterweihe im Jahr 2003 trat er zunächst das Amt des Kaplans in den Essener Gemeinden St. Andreas in Rüttenscheid und St. Mariä Empfängnis in Holsterhausen an. Parallel dazu setzte er sein Studium fort, mit dem Ziel einer Promotion, die er 2014 erfolgreich abschloss. Seine Dissertation mit dem Titel „Die Beziehungen zwischen kommunikativen Glaubensmilieus und Pfarrei“ wurde von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München mit der Bestnote „summa cum laude“ bewertet.
Für seine Doktorarbeit erhielt Geßmann den Johann-Michael-Sailer-Preis der Münchner Fakultät sowie von der Essener Professor-Dr.-Heribert-Heinemann-Stiftung den Förderpreis für besondere wissenschaftliche Leistungen. Obwohl Geßmann am Niederrhein geboren wurde, ist er mittlerweile im Ruhrgebiet heimisch geworden. Geßmann spricht davon, dass er durch seine Arbeit im Stadtplanungsamt in Wesel zahlreiche Einblicke und Erfahrungen im politischen Wesen sammeln konnte. Diese haben ihm bei seiner Arbeit in den Pfarrgemeinden sehr geholfen, so Andreas Geßmann. Denn von 2013 bis 2016 war er Priester in der Pfarrei St. Antonius im Westen Essens. Im Anschluss daran übernahm er die Leitung der Pfarrei St. Laurentius in Essen-Steele.
Andreas Geßmann: „Zunächst war ich sprachlos“
Die große Neuigkeit erfuhr der künftige Weihbischof vom Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterovic, in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin. Zunächst sei er sprachlos und voller Respekt gewesen, erzählt der 55-Jährige. Doch dann „verspürte ich Freude über das Vertrauen, das Papst Franziskus in mich setzt“. In welchem Arbeitsbereich Andreas Geßmann in seiner neuen Position tätig ist, wurde noch nicht abschließend geklärt, verrät er. Das gleiche gilt auch für seine Tätigkeit in der Deutschen Bischofskonferenz. Zunächst finden noch Gespräche mit seinem Vorgänger Bischof Wilhelm Zimmermann sowie mit Bischof Franz-Josef Overbeck statt. Letzterer ist voll des Lobes für Geßmann. So schätze er ihn „als tatkräftigen und empathischen Pfarrer“. Zudem sei Geßmann „als zugewandter Seelsorger“ bekannt, der sich mit seiner Pfarrei jeder Herausforderung stellt.
Auf die Frage nach der Krise der katholischen Kirche findet der zukünftige Weihbischof von Essen eine klare Antwort. Denn in seiner Tätigkeit als Pfarrer sei ihm immer wieder die „Lebendigkeit der religiösen Sehnsüchte und Bedürfnisse“ der Menschen aufgefallen, auch wenn die Religion an Relevanz verliere. Als Christen, so Andreas Geßmann, haben wir die Botschaft der Hoffnung, dass „auch in krisenhaften Zeiten Gott uns nicht alleine lässt“. Das ist es, was er in seiner Tätigkeit als Weihbischof immer wieder präsent machen will. Passend dazu ist auch sein Wahlspruch aus dem Markusevangelium: „Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15).
Diese Entscheidung finde ich sehr gut.
Es gibt oft Entscheidungen die man nicht verstehen muss, aber diesmal bin ich sehr überzeugt, dass Herr Geßmann seinen Job gut machen wird. Er wird eine Bereicherung für das gesamte Bistum sein.