StartWeltNach Papstbesuch – Mehr als 500 Christen in Belgien wollen die „Enttaufung“

Nach Papstbesuch – Mehr als 500 Christen in Belgien wollen die „Enttaufung“

Bei seiner apostolischen Reise vom 26. bis 29. September löste Papst Franziskus in Belgien heftige Diskussionen über seine Aussagen zur Rolle der Frau und zur Abtreibungsdebatte aus, weshalb einige die Enttaufung fordern. Während seines Besuchs in Belgien bezeichnete er die Lockerung des Abtreibungsgesetzes als „mörderisches Gesetz“ und nannte die behandelnden Ärzte auf seinem Rückflug nach Rom „Auftragsmörder“. Zudem erzürnte er die belgische Bevölkerung bei seinem Besuch an der Universität Löwen, wo er die Rolle der Frau mit „fruchtbarer Aufnahme, Fürsorge und lebenswichtigem Engagement“ beschrieb. Seine Rede stieß bei den vielen Akademikerinnen und Studentinnen auf Unverständnis und wurde von der katholischen Universität sogar in Frage gestellt – etwas, das keinem anderen Papst widerfahren ist. Die Rektorin der Katholischen Universität Löwen, die ihr 600-jähriges Jubiläum feierte, betonte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass Frauen auch außerhalb der Familie Verantwortung übernehmen können und Männer sich ebenfalls um Familie und Kinder kümmern können.

Antrag auf „Enttaufung“ als Protestaktion

Die Folge des Papstbesuchs war ein Erdbeben innerhalb der ohnehin geschwächten katholischen Kirche in Belgien. Bereits im vergangenen Jahr hatten 5.000 Belgier einen Antrag auf Kirchenaustritt gestellt, nachdem ein erschütternder Dokumentarfilm über sexuelle Übergriffe von Priestern veröffentlicht worden war. Zur gleichen Zeit diskutierten Politiker über eine größere Trennung zwischen Staat und Kirche, indem sogar auf die traditionsreiche Feier des te Deum während des Nationalfeiertags verzichtet wurde. Nach den jüngsten Ereignissen setzte der ehemalige Generaldelegierte für die Rechte der Kinder, Bernard de Vos, Anfang Oktober eine Protestbewegung in Gang, um seine Ablehnung gegenüber den Aussagen des Papstes zu verstärken. Nach Angaben der Medien haben sich bereits 524 Personen der „Enttaufungsbewegung“ angeschlossen.

Kritik an die Kirche in offenem Brief

In einem an den Apostolischen Nuntius in Brüssel, Franco Cappola, den Erzbischof von Mechelen-Brüssel, Luc Terlinden, und sieben weitere Diözesen gerichteten offenen Brief kritisierten de Vos und die 524 Unterzeichner die Aussagen von Papst Franziskus scharf und beantragten eine Enttaufung, also die Streichung aus dem Taufregister. Weiter beklagen die Unterzeichner die „lauwarme Reaktion“ auf die Gewalt, die Geistliche aus dem Umfeld des Papstes an Frauen und Kindern verübt haben, und prangern die fehlenden Maßnahmen zur Unterstützung und Entschädigung der Opfer an.

Die Taufe – Ein Sakrament mit Charakter

In der Katechese wird die Taufe als Sakrament beschrieben, das der Seele einen Charakter verleiht, also ein unauslöschliches geistiges Merkmal. Ein getaufter Christ bleibt bis zu seinem Tod und darüber hinaus ein solcher. In Belgien ist, anders als in Deutschland, kein formeller Austritt aus der Kirche möglich. Deshalb stellen austrittswillige Personen einen Antrag auf die Löschung ihres Eintrags im Taufregister. In Folge dessen wird im Taufregister der „formale Austritt aus der Kirche“ vermerkt.

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