Der Erzbischof von Posen, Stanisław Gądecki, protestierte scharf gegen eine Petition, die ein Beichtverbot für Kinder fordert. Schauspieler und Aktivist Rafał Betlejewski reichte beim polnischen Parlament eine Petition ein, die genau dies fordert und bereits 13.000 Unterschriften enthält. In seiner Petition argumentiert Betlejewski, dass die Beichte für Kinder traumatisch und eine demütigende Erfahrung sei, gegen die sie sich nicht wehren können. Erzbischof Gądecki dagegen bezeichnete die Petition als „völligen Unsinn“ und verteidigte das Sakrament der Beichte als wichtigen Bestandteil der Kirche. Die Beichte als Teil einer christlichen Erziehung soll Kindern auch in jungen Jahren helfen, sich in der Wahrheit zu bilden.
Forderung nach Beichtverbot für Kinder mit stalinistischen Zügen
Der Erzbischof kritisierte die Petition für das Beichtverbot für Kinder scharf. Sie sei eine Wiederholung dessen, „womit wir während der stalinistischen Ära zu kämpfen hatten“, betonte Gądecki gegenüber der polnischen Nachrichtenagentur PAP. Schon damals durften Kinder weder getauft werden noch sollten sie in die Kirche gehen, bevor sie 18 Jahre alt waren. Erst mit der Volljährigkeit konnten „diejenigen, die dem antiklerikalen Druck standgehalten haben, zur Beichte kommen“, erklärte der ehemalige Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz. Die Petition habe stalinistische Züge, „die sich auf eine zweifelhafte Psychologie stützen“, so Gądecki.
Nach Angaben der US-amerikanischen Zeitschrift „The Pillar“ reichte der Schauspieler Betlejewski eine ähnliche Petition bereits 2023 ein. Zu dieser Zeit lehnte das polnische Parlament den Vorschlag ab, da er nicht den formellen Anforderungen entsprach. Am 16. Oktober legte er eine überarbeitete Version beim polnischen Sejm vor, die bereits von 13.000 Personen unterschrieben wurde. Darin fordert Betlejewski ein Beichtverbot für Jugendliche und Kinder unter 18 Jahren. Nach seiner Meinung sei die Beichte „eine Erfahrung von Demütigung und Angst, ein traumatisches, unangenehmes Ereignis, das die Kinder nicht wollen und gegen das sie sich nicht wehren können“. Weiter bezeichnete er das Sakrament der Versöhnung als „ein Relikt des Mittelalters“, in dem „feudale soziale Beziehungen herrschten“.
Sakramente formen den Menschen
Widerspruch erfuhr die Petition von Erzbischof Gądecki, der den Vorschlag als „völligen Unsinn“ betitelte. Es sei schwer zu verstehen, dass in der fast zweitausendjährigen Tradition der christlichen Kultur und Beichte „plötzlich jemand daherkommt und ein Verbot der Beichte für Kinder fordert“, so Gądecki. Betlejewski vergesse, dass Kinder in allen Phasen ihrer Entwicklung eine schrittweise Einführung in die Wahrheit benötigen. Wichtig sei es, Kindern die Beichte zu ermöglichen, da Kinder nicht erst ab 18 Jahren, „sondern von Geburt an ausgebildet“ werden sollten, erklärte der polnische Erzbischof. „Alle Sakramente formen einen Menschen langsam, Schicht für Schicht, Jahr für Jahr“, betonte er die Bedeutung der Sakramente. Bereits im Dezember fand der Erzbischof von Warschau, Adrian Galbas, für den Vorschlag die passenden Bezeichnungen „absurd“ und „bizarr“.
Nach dem kanonischen Kirchenrecht (Can. 914 CIC) ist es Kindern möglich, die Erstkommunion nach vorheriger sakramentaler Beichte zu empfangen. Daran gibt es auch in Deutschland Kritik. So betonte der Psychiater und Leiter der MHG-Studie, Harald Dreßing, dass Kinder im Alter der Erstkommunion noch nicht in der Lage seien, Schuld und Sünde korrekt zu erfassen. Zudem kritisierte er, dass die Beichte in der Vergangenheit zur Anbahnung und Vorbereitung von Missbrauchstaten genutzt worden sei. Religionspädagoge Markus Tomberg kritisierte diese Praxis ebenfalls und wies darauf hin, dass die Beichtsituation, in der ein älterer Priester mit einem einzelnen Kind in einem abgeschlossenen Raum spricht, problematisch sein könnte. Die Konstellation habe mit Machtverhältnissen, Autorität und einem möglichen Ungleichgewicht zwischen dem Priester und dem Kind, aber wenig mit dem eigentlichen Ziel der Versöhnung zu tun.