Bereits zehn Jahre sind vergangen, seit Papst Franziskus mit der Enzyklika Laudato si’ einen Appell zu mehr Nachhaltigkeit veröffentlichte. Diese Mahnung war ein Schwerpunkthema bei der diesjährigen Vollversammlung der DBK. Die Bischöfe präsentierten nicht nur eine thematische Webseite, sondern auch eine neue Orientierungshilfe für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die in den verschiedenen Diözesen angewendet werden kann. Vom 10. bis 13. März beraten die Bischöfe im Kloster Steinfeld über politische und kirchliche Themen.
Vollversammlung der DBK zur Enzyklika Laudato si’
Am Mittwoch berieten sich die Bischöfe mit Experten, wie das dringliche Thema der Bewahrung des gemeinsamen Hauses weiter vorangetrieben und in die Gesellschaft eingebracht werden kann. Schon vor zehn Jahren wies der Heilige Vater mit seiner zweiten Enzyklika mit dem Schwerpunkt Umwelt- und Klimaschutz auf die dramatischen, auch sozialen, Folgen des Klimawandels hin.
Mit dem Blick auf eine Welt, die aktuell an verschiedenen Stellen brennt, müsse festgestellt werden, dass „wir nichts verstanden“ hätten, kritisierten die Bischöfe. Vielmehr seien wir „zynischer“ geworden, erklärte Bischof Heiner Wilmer, der Vorsitzende der DBK-Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen. Angesichts der heutigen Situation sei der Klimaschutz das „größte Marktversagen in unserer Menschheitsgeschichte“, warnte er. „Wir erleben weltweit eine beispiellose Verrohung: Neokoloniale Denkweisen, die Ignoranz gegenüber der globalen Gerechtigkeit und eine Wirtschaft, die Mensch und Natur verschlingt, bestimmen den Kurs“, betonte der Hildesheimer Bischof weiter. Die Welt sei uns fremd geworden – „und wir wollen, dass sie fremd bleibt.“
Der negativen Entwicklung hat sich Papst Franziskus mit seiner Umweltenzyklika widersetzt. Doch wir hätten den „Schrei der Erde nicht gehört“ oder nicht ernst genug genommen, betrachtet Bischof Wilmer die Situation kritisch. „Die Weltklimaabkommen drohen zur Farce zu verkommen. Die Interessen von heute stehen über denen von morgen“, betonte er vor der Presse bei der Vollversammlung der Bischöfe im Kloster Steinfeld. Für eine Änderung benötige es weltweit und gesellschaftsübergreifende stärkere Vernetzung, so Bischof Wilmer.
Anlässlich des Jahrestags der Umweltenzyklika beschäftigten sich die Bischöfe mit dem Blick auf die politische Weltlage in einer eigenen Studieneinheit mit verschiedensten Fragen zur Nachhaltigkeit. Dabei besprachen sie auch konkrete Initiativen. „Armut und Not werden noch schlimmer durch Gleichgültigkeit.“ Die Menschlichkeit sterbe mit der Gleichgültigkeit.
Themenseite und Orientierungshilfe für Diözesen
Allerdings sei noch Zeit zur Umkehr. „Noch könnten wir wirklich hinhören“, appellierte Wilmer, der sich hoffnungsvoll zeigte, dass das „Grundanliegen“ von Laudato si’ auch in den Koalitionsverhandlungen der neu zu bildenden Regierung in Deutschland beachtet werde. Bei der Pressekonferenz erklärte Weihbischof Lohmann, der „Umweltbischof“ der DBK, dass die deutschen (Erz-)Diözesen das Jubiläum zum Anlass nehmen, um mit verschiedenen Aktivitäten besonders auf den Zusammenhang zwischen den „drei Säulen“ der Nachhaltigkeit – ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit – hinzuweisen. Die Kirche verstehe sich dabei als Brückenbauerin. Klima- und Umweltschutz gehe alle an, doch es „bedarf weniger des erhobenen Zeigefingers“, vielmehr müsse man argumentativ überzeugen, erklärte Weihbischof Lohmann.
Um die ganzjährigen diözesanen Aktionen zu fördern, wurde auf der Webseite der Deutschen Bischofskonferenz eine Themenseite eingerichtet, auf der Begleitmaterial für unterschiedliche Formate zur Verfügung steht. Zudem seien im Mai rund um den Jahrestag verschiedene diözesanübergreifende Veranstaltungen geplant, wie Weihbischof Lohmann weiter erklärte. Außerdem ist nun eine Orientierungshilfe zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verfügbar.
Mithilfe der Orientierungshilfe könnten die Diözesen die Nachhaltigkeitsberichterstattung zielgenau an die finanziellen und personellen Kapazitäten anpassen. „Die Berichterstattung steht uns sicher gut zu Gesicht und bietet die Chance, transparent die bereits stattfindenden Maßnahmen darzustellen“, erklärte Lohmann bei der Vollversammlung der DBK. Zudem wies er auf die in der Orientierungshilfe verankerte „soziale Nachhaltigkeit“ hin. Diese wird in gesellschaftlichen Bereichen wie Arbeitnehmerrechten, Compliance-Regelungen und karitativen Angeboten berücksichtigt.
Damit schließt sich der Kreis zu Laudato si’. Denn Laudato si’ ist, wie bereits erwähnt, nicht nur eine Umweltenzyklika, sondern auch eine Sozialenzyklika. Gleichzeitig komme man der päpstlichen Aufforderung aus dem Apostolischen Schreiben Laudate Deum von 2023 nach, dass Maßnahmen zur Energiewende effizient, verpflichtend und gut überwacht werden müssen (LD 59).