StartWelt38 Jahre nach dem Jesuitenmord – Täter rechtskräftig verurteilt

38 Jahre nach dem Jesuitenmord – Täter rechtskräftig verurteilt

38 Jahre nach dem Jesuitenmord ist ein Urteil rechtskräftig geworden. Der Jesuitenmissionar Vicente Cañas wurde 1987 in Brasilien getötet. Mit seinem Einsatz widmete er sich unermüdlich den Rechten indigener Völker und machte sich mit seiner Haltung mächtige Gegner, die ihre wirtschaftlichen Interessen gefährdet sahen. Bemerkenswert: Der ehemalige Polizist, der schon 2017 verurteilt wurde, war selbst an den Ermittlungen im Fall beteiligt. Ob die Haftstrafe tatsächlich vollstreckt wird, bleibt aufgrund des schlechten Gesundheitszustands des Verurteilten unklar. Der Fall ist ein Beispiel für den langen Kampf um Gerechtigkeit für indigene Gemeinschaften.

Unermüdlicher Einsatz für Gerechtigkeit für indigene Völker

Nachdem Cañas im Alter von 22 Jahren ins Jesuiten-Noviziat in Lleida eintrat, führte ihn die Mission im Jahr 1966 erstmals nach Brasilien. Zwei Jahre später gelangte er in den Bundesstaat Mato Grosso, wo er 1974 erstmals Kontakt zu den bislang isoliert lebenden Enawenê-Nawê herstellte. Er lebte zehn Jahre lang unter ihnen, erlernte ihre Sprache, passte sich ihrer Lebensweise an und wurde von der Gemeinschaft als einer der Ihren anerkannt – als „jemand, der selbst Enawenê-Nawê wurde“.

In der katholischen Kirche am Amazonas gilt Cañas für viele als Märtyrer. Wie Sebastião Carlos Moreira vom Indigenenmissionsrat Cimi sagte, sei Cañas aus Liebe zum Evangelium und zu seinen indigenen Völkern gestorben. Unermüdlich setzte sich der Jesuitenmissionar für die offizielle Anerkennung des Landes der Enawenê-Nawê ein.

Damit stellte er sich gegen die Interessen der großen Rinderzüchter und Holzfirmen, die das Land wirtschaftlich nutzen wollten. Die Folge seines langen und unerbittlichen Einsatzes waren zahlreiche Drohungen. Im April 1987 wurde der Jesuitenmissionar, gezeichnet von Misshandlungen und Folter, ermordet in seiner Hütte aufgefunden.

Nach Jesuitenmord – Aufklärung über Jahre verzögert

Die Ermordung des Jesuiten, war ein Schock für die indigenen Gemeinschaften. Häufig wird die Tat mit der Ermordung der US-Ordensfrau Sr. Dorothy Stang (1931–2005) verglichen. Die Aufklärung des Falls war durch Verzögerungen geprägt und wurde über Jahre hinweg verschleppt. Eine zentrale Rolle bei der Behinderung der Aufklärung spielte der Verurteilte Omar selbst, der zunächst mit der Ermittlung in dem Fall betraut war.

Erst durch die Übertragung an die Bundesjustiz kam Bewegung in die Ermittlungen zum Jesuitenmord. Einen großen Beitrag leisteten die Angehörigen der Rikbaktsa, einem benachbarten indigenen Volk, die mit ihrer Aussage den Stein ins Rollen brachten. Die Enawenê-Nawê konnten wegen eines kulturellen Tabus, das es ihnen untersagt, über Verstorbene zu sprechen, nicht selbst vor Gericht aussagen. Das nach fast vier Jahrzehnten rechtskräftig gewordene Urteil ist ein bedeutender, wenn auch spät erkannter Schritt hin zu Gerechtigkeit für Vicente Cañas und die indigenen Völker, für deren Rechte er kämpfte.

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