Mit einem bundesweiten Requiem für Papst Franziskus in der katholischen Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin gedachte am Dienstag das kirchliche und politische Leben dem am Ostermontag verstorbenen Heiligen Vater. An der Messe nahmen neben Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz auch zahlreiche Repräsentanten aus Politik und anderen Religionen teil.
Bescheidenheit und Zurückhaltung im Abschied
Zunächst dankte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, für die große Anteilnahme am Tod von Papst Franziskus. Die „Vielzahl und Tiefe öffentlicher Würdigungen habe ihn bewegt“, so Bätzing. „Überwältigend war die Anteilnahme so vieler Menschen – gläubig oder nicht – in den Monaten seiner Krankheit, bei seinem Tod und schließlich bei seinem Begräbnis“, führte er aus. „Beim Abschied von Papst Franziskus, dem wir so sehr für seinen Mut und seine Menschlichkeit, seine Nähe, Offenheit und Treue zum Evangelium danken, müssen wir ihm jetzt nicht noch mehr hinüber in die Ewigkeit ‚nachrufen‘, als es schon geschehen ist.“
Weiter führte er aus, dass einem Menschen vor Gott zu gedenken jene Bescheidenheit und Zurückhaltung im Urteil fordere, „die Paulus am Ende des kurzen Abschnitts aus dem Römerbrief aufruft.“ In der Zeit der Trauer und des Abschieds sei es tröstlich, dass Gott in Liebe und Barmherzigkeit auf die Menschen schaue. Das sei die Hoffnung, „dass unser Pilgerweg der Hoffnung auf Erden guten Eingang findet in das große Ganze der erlösten Ewigkeit bei Gott.“ Zudem ermutigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Papst Franziskus als Zeugen des Glaubens wirken zu lassen. Als Brückenbauer habe der Heilige Vater gewusst, Gesten und Worte oft „spontan und von Herzen kommend einzusetzen.“
Weiter würdigte er beim Requiem die pastorale Perspektive, mit der Papst Franziskus Fragen und Herausforderungen anging. „Das relativiert nicht den Wahrheitsanspruch des christlichen Glaubens, aber man wird diese Wahrheit doch eher verspüren und verkosten, anstatt sie beherrschen zu wollen (vgl. Enzyklika Dilexit nos, Nr. 13). Letzteres ist und bleibt eine große Versuchung. In der Seelsorge und in der Zuwendung zu Menschen in allen Lebenslagen schlägt aber das Herz der Kirche“, so der Bischof. Die jüngste Enzyklika Dilexit nos sei der Schlüssel zum Weltverständnis und Sendungsbewusstsein des Papstes. „Dilexit nos – er hat uns geliebt. Und wer sich geliebt weiß, kann geben, muss nicht ängstlich auf sich selbst bedacht das Eigene klammernd bewahren.“
Würdigung des Einsatzes für die Armen beim Requiem für Papst Franziskus
Der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, würdigte mit Blick auf die Architektur der Kathedrale den Einsatz des Papstes für „ausnahmslos alle Menschen“. „Christus ist in seiner Menschwerdung, so bekennen wir, hinabgestiegen in unser Leben“, so Bischof Koch. Deshalb stehe der Altar der Kirche auch auf derselben Ebene wie die Menschen, die sich um das Zentrum ihres Lebens – den Altar – versammeln. „Für uns Katholikinnen und Katholiken steht der Altar sinnbildlich für Jesus Christus selbst. Wir alle sind geborgen in Gottes nie endender Liebe und Sorge, jeder und jede Einzelne ist dabei individuell angesprochen.“ Genau das habe Franziskus als Bischof und Papst in den Mittelpunkt der Verkündigung gestellt. Franziskus sei nie müde geworden zu betonen – und auch selbst vorzuleben: „die Sorge um ausnahmslos alle Menschen; eine Kirche, die mit Christus an die Ränder gehen soll; und Jesus Christus, den Grund unserer Hoffnung, als die tragende Mitte unseres christlichen Lebens.“
Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, bezeichnete Papst Franziskus als „erwählt aus der Ferne, um die Fernstehenden in die Nähe des Herrn Jesus einzuladen.“ Für all jene, die mit Papst Franziskus in den Dialog traten, sei er dankbar. Denn in einer Welt, die von Gewalt, Terror und Krieg geplagt ist, „möge der Friede der Völker eine Wirklichkeit sein, für die wir eintreten.“ Es brauche Brücken statt Mauern, mahnte der Nuntius beim Requiem für Papst Franziskus. Er betonte, dass der Papst nicht müde wurde, sich für Frieden und die Achtung des Völkerrechts einzusetzen. So habe er stets unterstrichen, dass „der Krieg eine menschliche Niederlage ist“, zitierte er Franziskus.
Teilnehmer aus mehr als 50 Nationen
Dieser Einsatz für den Frieden habe auch im Bereich der Ökumene gegolten – in den Beziehungen mit christlichen Kirchen, aber auch im Dialog mit nichtchristlichen Religionen, so Nuntius Eterović. Papst Franziskus sei ein sensibler und aufmerksamer Bischof von Rom gewesen, „der in aller Bescheidenheit jeden Menschen in seiner Würde achtete.“
Rund 300 Teilnehmer fanden sich in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale ein. Unter ihnen waren Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, die Bundesministerinnen Klara Geywitz und Lisa Paus, der zukünftige Bundeskanzler Friedrich Merz sowie Botschafterinnen und Botschafter aus mehr als 50 Nationen. Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland waren neben Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs, der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz Deutschlands, Metropolit Augoustinos, sowie der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, Rev. Christopher Easthill, vertraten die Ökumene. Zudem nahmen auch Repräsentanten des Judentums und des Islams teil.