Nach dem verheerenden Großbrand der Kathedrale Notre-Dame im April 2019 wurde fünf Jahre lang an der Restaurierung gearbeitet. Am 8. Dezember 2024 wird das bekannte Bauwerk wiedereröffnet. Nachdem die katholische Bischofsversammlung in Frankreich gestartet ist, wandte sich Papst Franziskus in einem Brief an die Bischöfe des Landes. Darin rief er dazu auf, die „missionarische Erneuerung der Gemeinschaften“ zu fördern. Den Bischöfen wies er darauf hin, sich mit der Thematik Afrika auseinanderzusetzen und auf seine kürzlich erschienene Enzyklika „Dilexit Nos“ zu achten. Die Wiedereröffnung der Kathedrale sei ein Symbol für den Glauben und die Rolle der Kirche in Frankreich.
Die Situation zwischen den Kirchen in Afrika und Frankreich
In dem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Schreiben lobt Papst Franziskus die Bischöfe dafür, dass sie sich bei der Vollversammlung mit der Beziehung zwischen der französischen und der afrikanischen Kirche befassen. So ließ das Kirchenoberhaupt ausrichten, dass beide Kirchen sich gegenseitig brauchen. Gier, Egoismus, Gleichgültigkeit und der Geist der Ausbeutung hätten die Beziehungen der beiden Länder und ihrer Völker oftmals vor große Herausforderungen gestellt. Als christliche Gemeinschaft müssten beide Kirchen enger zusammenarbeiten, heißt es in dem Schreiben. „Sie sind ein einziger Geist in Christus“, so der Papst.
Die Beziehung zwischen Frankreich und Afrika hat eine lange Geschichte, die bis in die Kolonialzeit zurückreicht. Die Spannungen zwischen beiden Völkern zeigen sich heute vor allem in der Integration afrikanischer Migranten in Frankreich. Die Zahl der afrikanischen Katholiken, die aus französischen Kolonien stammen, wächst stetig. Diese haben jedoch Schwierigkeiten, sich in die französische Bevölkerung und den kirchlichen Alltag zu integrieren. Um den Konflikt beizulegen, setzt die katholische Kirche auf einen engen Dialog zwischen den Parteien. Die französische Kirche wurde besonders durch die afrikanische Glaubensgemeinschaft bereichert, und zwar durch deren Spiritualität, Musik und Kultur.
Papst Franziskus freut sich über den interreligiösen Dialog und sieht darin eine wichtige Möglichkeit zur Verkündigung des Evangeliums. Weiterhin verweist er auf die Problematik des Priestermangels und wirbt dafür, aus den Erfahrungen von Priesterseminaren, des katholischen Bildungswesens sowie der Diözesen zu lernen. Die Wiedereröffnung der Notre-Dame soll hier als Vorbild für das Wachstum der Kirche, die Stärke im Glauben und die Verkündigung des Heils in erfüllter Liebe zum Herzen Jesu dienen, heißt es in dem Schreiben.
Notre-Dame mit neuem Glanz
Nach dem verheerenden Brand der Notre-Dame, der vermutlich durch einen Kurzschluss im Dachstuhl ausgelöst wurde, wurden viele wertvolle Gegenstände, Bilder und Teile der Architektur zerstört. Bei der Wiedereröffnung wird die bedeutende Kathedrale äußerlich unverändert erstrahlen. Innerhalb des historischen Gebäudes wird jedoch eine deutliche Veränderung sichtbar sein. Der technisch aufwendige Wiederaufbau wurde durch zahlreiche Spenden finanziert. So wurden innerhalb kurzer Zeit 846 Millionen Euro aus 150 verschiedenen Ländern gesammelt. Erzbischof Laurent Ulrich berichtet, dass viele darum gebeten haben, die alte Kathedrale in ihrem ursprünglichen Zustand zurückzubekommen. Doch das wird nicht geschehen, denn innen habe das Gebäude Farben angenommen, die es vorher nicht hatte, erklärte der Erzbischof. Die Spuren des Rußes und des Rauchs werden im Kontrast zu den gereinigten Bildern und Steinen erkennbar sein.
Die Vorfreude auf den Tag der Eröffnung ist im ganzen Land deutlich zu spüren. Die Kathedrale ist weit mehr als nur ein Gebäude; sie ist das Zentrum der Spiritualität und ein vertrauter Ort der Gemeinschaft. Die Tage der Wiedereröffnung sieht der Erzbischof als erfüllt von großer Freude, aber auch von „großer Einfachheit und Innerlichkeit“, so der Bischof.