Am Mittwoch, den 6. November, begannen kurz nach dem Abschluss der Weltsynode in Rom die Vollversammlung der bayerischen Bischöfe in München. Zuvor äußerten sich die vier konservativen Bischöfe, Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, Bischof Gregor Maria Hanke vom Bistum Eichstätt, Bischof Rudolf Voderholzer vom Bistum Regensburg sowie der Passauer Bischof Stefan Oster, kritisch zum synodalen Weg in Deutschland. Dieser würde nicht „Hand in Hand“ mit den Beschlüssen der römischen Weltsynode gehen. Doch bei der Freisinger Bischofskonferenz sollte es nicht nur um den synodalen Weg gehen, sondern auch um das Ladenschlussgesetz und den Schutz des freien Sonntags. Weiter kam es in der Herbstvollversammlung zum Austausch mit dem Apostolischen Exarchen der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in Deutschland.
Garantie des freien Sonntags im Grundgesetz geregelt
Die Vollversammlung der bayerischen Bischöfe startete am Dienstag und ging über zwei Tage hinweg. Daran beteiligten sich neben den sieben bayerischen Erzbistümern und Bistümern Bamberg, München und Freising, Eichstätt, Regensburg und Würzburg, Augsburg, Passau sowie das Bistum Speyer. Nach den Beratungen kamen die Bischöfe zu dem Entschluss, dass der Schutz des freien Sonntags nach der katholischen Lehre nicht aufgehoben werden darf. Der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, vergleicht den Schutz des Sonntags mit dem Schutz der Menschenwürde. So würde man nicht nur die Würde des freien Sonntags schädigen, sondern auch die Würde des Menschen und der Natur, so der Kardinal.
In der Erklärung der teilnehmenden Bischöfe heißt es, dass der Schutz des freien Sonntags von gesellschaftlicher, spiritueller und kultureller Wichtigkeit sei. Daher lehnen sie die Öffnung der Supermärkte, auch die digitalen Kleinsupermärkte, ab, verdeutlichte Kardinal Marx den Standpunkt der Bischöfe. Weiterhin sei der Schutz des Sonntags schon im Grundgesetz geregelt und bedeute nicht nur einen Ruhetag, vielmehr sei es der Schutz der seelischen Erhebung. Deshalb sei es von großer Bedeutung, dass sich der Sonntag von einem normalen Werktag unterscheidet und abhebt, erklärten die Bischöfe. Hintergrund der Diskussion war die vorangegangene Entscheidung des Kabinetts im Juli, in der festgelegt wurde, dass digitale Kleinsupermärkte, die ohne Personal auskommen und eine maximale Verkaufsfläche von 150 m² haben dürfen, auch sonntags geöffnet sein sollen.
Weltsynode nur am Rande besprochen
Bei der Herbstvollversammlung der Freisinger Bischofskonferenz wurden die Beschlüsse der Weltsynode nur kurz besprochen. Der Passauer Bischof Oster sowie der Augsburger Bischof Bertram Meier erläuterten ihren Kollegen, die sich an der Weltsynode nicht beteiligt hatten, zu welchem Ergebnis die römische Versammlung gelangt ist. Kardinal Marx antwortete auf das kritische Schreiben seiner Bischofskollegen, Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und der Bischöfe Hanke, Oster und Voderholzer, dass er den genauen Inhalt des Briefes nicht kenne. Zu den aktuellen politischen Geschehnissen in der gesamten Welt traf er keine tieferen Aussagen. Hier zeigte er sich dennoch zuversichtlich, dass funktionierende Institute ein Anker für stürmische Situationen seien.
Ein besonderer Gast der Versammlung der Bischöfe war der Apostolische Exarch der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in Deutschland sowie Skandinavien, Bohdan Dzyurakh. Hintergrund des Austauschs sind die geflüchteten Ukrainer, die sich in Bayern niederließen. So leben aktuell mehr als 158.000 ukrainische Flüchtlinge in Deutschland, von denen ca. 10 Prozent der römisch-katholischen Kirche angehören. Bohdan Dzyurakh berichtete im Rahmen der Versammlung von der aktuellen Situation der Geflüchteten, die nach dem russischen Angriff teils schwer traumatisiert sind. Aus diesem Grund steht die griechisch-katholische Kirche in Bayern vor der großen Herausforderung der seelsorgerischen Begleitung, so Dzyurakh.
Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, werden in Bayern durch das Projekt „Heilung der Wunden des Krieges, geistliche Begleitung von Menschen in Kriegsgebieten“ durch die Exarchie Seelsorger auf seelsorgerische Tätigkeiten vorbereitet. Weiter wurde die Integration der ukrainischen Flüchtlinge in das Arbeitsleben besprochen. Nach Angaben des Exarchen verfügen 68 Prozent der Ukrainer in Bayern über einen Hochschulabschluss. Von ihnen seien auch 93 Prozent bereit, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Doch hier stelle zumeist die sprachliche Barriere ein großes Hindernis dar, erklärte Dzyurakh.
Neben dem Schutz des freien Sonntags auch die katholische Hochschullandschaft ein Thema
Ein weiteres großes Thema, das neben dem Schutz des freien Sonntags auf der Vollversammlung besprochen wurde, war die katholische Hochschullandschaft. Diese, so die Bischöfe, sei Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit, was sich in einem internationalen Vergleich zeige. An der Katholischen Universität (KU) in Ingolstadt arbeitet das Mathematische Institut für Maschinelles Lernen und Data Science. Hier wird neben Fragen der künstlichen Intelligenz auch die Nachhaltigkeit und Klimamodellierung untersucht. Die KU bezog das sanierte Georgianum, das in Zusammenarbeit mit der „Hohen Schule“ (Gründungsort der ersten bayerischen Landesuniversität) zu einem „Zukunftscampus“ ausgebaut werden soll. Besonderer Schwerpunkt liegt hier auf den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Ethik.
Gemeinsam mit der Universität Passau wird an der KU in Ingolstadt ab dem Wintersemester 2024/25 ein digitaler Bachelorstudiengang in katholischer Theologie angeboten. Dieser Lehrgang ist für jene gedacht, die keine Möglichkeit auf Präsenzunterricht haben oder ohne theologisches Vorwissen in Bereichen des pastoral-kirchlichen Dienstes tätig sind. Hierzu zählen beispielsweise die Arbeit in karitativen Organisationen, kirchlichen Verwaltungen oder kirchlichen Bildungseinrichtungen. Ziel des Studiengangs ist es, den Absolventinnen und Absolventen auf akademischem Niveau umfassende und tiefe Erkenntnisse der theologischen Disziplin zu vermitteln.