Das Bistum Rottenburg-Stuttgart hat nach zwölfmonatiger Vakanz einen neuen Bischof. Der 60-jährige Theologe Klaus Krämer erhielt durch den Freiburger Erzbischof Stephan Burger die Weihe. Somit trat Krämer die Nachfolge von Gebhard Fürst an, der seit 2000 als Bischof von Rottenburg tätig war und bereits im Dezember 2023 im Alter von 75 Jahren zurückgetreten war. Das Bistum Rottenburg-Stuttgart ist mit 1,6 Millionen Katholiken das drittgrößte Bistum in Deutschland und umfasst baden-württembergische Landesteile mit 1020 Kirchengemeinden.
Weihe zum Bischof von Rottenburg-Stuttgart nach altem Ritus
Das Bistum Rottenburg-Stuttgart gehört zur Oberrheinischen Kirchenprovinz, weshalb der Freiburger Erzbischof Burger als Metropolit der Kirchenprovinz Krämer das Bischofsamt im Sakrament der Weihe verlieh. Diese erfolgte nach dem alten Ritus. Krämer legte sich bäuchlings, ausgestreckt auf dem Boden vor dem Altar, während in einer Litanei zahlreiche Heilige ausgerufen wurden. Anschließend kniete Krämer vor dem Altar, während ihm Erzbischof Burger sowie der 91-jährige Kardinal Walter Kasper aus Rom, der von 1989 bis 1999 Bischof von Rottenburg war, und der emeritierte Vorgänger Bischof Fürst als Mitkonsekratoren die Hände auflegten.
Diesen Vorgang wiederholten danach 20 in- und ausländische Bischöfe, die sich um den Altar versammelt hatten. Um deutlich zu machen, dass der Bischof innerhalb einer Diözese der oberste Verkünder des Evangeliums ist, wurde ihm dieses beim Weihegebet wie ein Dach über den Kopf gehalten. Sein Haupt wurde gesalbt, ehe ihm im Anschluss von Bischof Burger der Bischofsstab sowie der Ring überreicht und ihm erstmals die Mitra aufgesetzt wurde. Für seinen Wahlspruch wählte der neue Bischof von Rottenburg-Stuttgart einen Vers aus dem Johannesevangelium: „Du hast Worte ewigen Lebens“ (Joh 6,68). Als er sich das erste Mal auf seinen Stuhl setzte und somit die Diözese „in Besitz“ nahm, brandete in der vollbesetzten Kirche Applaus auf.
Ende der Vakanz im Bistum Rottenburg-Stuttgart
In seiner Ansprache sprach Bischof Krämer von einem „umfassenden Reformationsprozess“ der Kirche und verwies auf sinkende Mitgliederzahlen sowie die zahlreichen Missbrauchsfälle. Dennoch sei er überzeugt, dass der christliche Glaube „neue Strahlkraft“ gewinnen könne, erklärte er. Erzbischof Burger sprach in seiner Predigt von einer Kirche, die sich im Spannungsfeld zwischen Reformstau und Beharrungsvermögen befinde. Krämer empfing in dieser schweren Zeit für die katholische Kirche die Bischofsweihe. Der Freiburger Erzbischof fragte deshalb, ob dies ein Grund zum Gratulieren oder eher zum Kondulieren sei. Er selbst gratulierte dem neuen Bischof von Rottenburg-Stuttgart und wünschte ihm Mut, Kraft und Segen. Mit dem Amtsantritt endet die lange Vakanz im Bistum, das seit dem Rücktritt von Gebhard Fürst von Diözesanadministrator Clemens Stoppel geleitet wurde.
Hohe Sicherheitsvorkehrungen um den Rottenburger Dom
Die Bischofsweihe wurde im SWR sowie auf YouTube in einem Live-Stream übertragen. Rund 600 Personen, darunter auch der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, zahlreiche katholische Bischöfe, Vertreter der evangelischen Kirche sowie Gäste aus Politik und Kirche, nahmen im Rottenburger Dom an der Weihe teil. Zudem wurde der Gottesdienst auf dem Rottenburger Marktplatz und in Festzelten vor dem Bischofshaus auf Großleinwänden übertragen. Aus diesem Grund waren die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Dom sehr hoch. Im Anschluss an die feierliche Bischofsweihe im Dom kam es zu einem offenen Begegnungsfest im Bischofshaus. Am Abend fand zu Ehren des neuen Bischofs ein großer Zapfenstreich statt.