Papst Franziskus empfing in seinem ersten regulären Amtstermin nach wochenlanger Genesung Kardinal Marcello Semeraro, den Präfekten des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechung. Wie das Dikasterium mitteilte, bestätigte Papst Franziskus per Dekret sechs Entscheidungen zu Seligsprechungsprozessen. Eine der Personen, die der Seligsprechung damit einen Schritt näherkommt, ist der spanische Architekt Antoni Gaudí (1852–1926). Dem Künstler wurde vom Dikasterium für die Heiligsprechung der heroische Tugendgrad zuerkannt. Damit wird Gaudí ein vorbildliches Leben in christlicher Tugend bestätigt, und er trägt nun den Titel „Ehrwürdiger Diener Gottes“. Somit hat er eine wichtige Vorstufe auf dem Weg zur Seligsprechung übersprungen.
Antoni Gaudí: talentierter Architekt und Anhänger des heiligen Philipp Neri
Am 25. Juni 1852 wurde Antoni Gaudí i Cornet geboren. Der talentierte Architekt und bekennende Anhänger des heiligen Philipp Neri begegnete in seinem Leben vielen Hindernissen und Herausforderungen, denen er mit Mut und Gottvertrauen entgegentrat. Als Architekt leitete Gaudí den Bau zahlreicher ziviler und religiöser Bauwerke. Unter anderem war er für den Bau des Theresianerinnen-Stifts in Barcelona und des Bischofspalasts in Astorga verantwortlich. In dieser Zeit musste er häufig Neid und Eifersucht ertragen.
Im Jahr 1894 erlitt er während der Fastenzeit eine schwere Krankheit, die durch sein strenges Fasten verursacht wurde. Obwohl sie lebensbedrohlich war, machte er in dieser Zeit eine tiefe spirituelle Erfahrung auf seiner Suche nach Gott. Nachdem er die Krankheit überstanden hatte, widmete er sich erneut neuen Projekten. Nach und nach verlor er jedoch seine Familienmitglieder und begab sich daraufhin in eine echte spirituelle Askese. In der Folge lehnte er neue Aufträge ab und widmete sich ganz dem Bau der Sagrada Familia in Barcelona.
Sagrada Familia – eine von Gott anvertraute Mission
Ab dem Jahr 1914 konzentrierte sich Gaudí ausschließlich auf den Bau der Sagrada Familia. Er sah dieses Projekt als eine Mission, die ihm von Gott anvertraut worden war. Im Jahr 1925 bezog er ein kleines Zimmer neben der Kirche. Als überzeugter und praktizierender Christ, der regelmäßig die Sakramente empfing, verwandelte Gaudí das ursprünglich im neugotischen Stil geplante Bauwerk in etwas völlig Neues. Der von Formen der Natur inspirierte Bau, reich an Symbolik, brachte seinen tiefen Glauben und seine Spiritualität zum Ausdruck.
Nach dem täglichen Messbesuch im Oratorium des heiligen Philipp Neri begab sich Gaudí zur Baustelle der Sagrada Familia. Dort kam es am 7. Juni 1926 zu einem Unfall mit einer Straßenbahn. Er wurde unerkannt in ein Armenkrankenhaus eingeliefert, wo er die Sterbesakramente empfing. Drei Tage später, am 10. Juni, verstarb er.
Papst Pius XI. genehmigte die Bestattung des Architekten in der Krypta seiner unvollendeten Kirche. Auf Bestreben des Erzbischofs von Barcelona, Kardinal Ricardo María Carles, wurde im Jahr 2000 das Seligsprechungsverfahren eingeleitet. Der Plan, sein Bauwerk – die Sagrada Familia – zu seinem 100. Todestag zu vollenden, konnte bisher nicht umgesetzt werden.