Wie viele weitere Staats- und Regierungschefs nahm auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Requiem für den verstorbenen Papst teil. Steinmeier würdigte den Pontifex als leuchtendes Vorbild der Barmherzigkeit. Der Argentinier habe immer wieder den Fokus auf Menschen am Rande der Gesellschaft gelenkt. „Er war ein Papst, der die Menschen berührt hat, der ihre Herzen geöffnet hat“, sagte der Politiker gegenüber Medienvertretern. „Und ich denke an seine Bescheidenheit, seine Spontaneität, seinen Humor, seinen tiefen Glauben – aber auch an sein Plädoyer für Barmherzigkeit.“ Mit Blick auf die angereisten Regierungschefs dämpfte er die Erwartungen, dass am Rande der Trauerfeier Außenpolitik betrieben werde.
Bundespräsident Steinmeier über Papst Franziskus: Den Deutschen zugewandt
Bundespräsident Steinmeier würdigte das Pontifikat von Papst Franziskus, in dem sich dieser besonders den Menschen am Rande und den Ausgegrenzten zuwandte. Diese Menschen durften „seiner Sorge, ja sogar Liebe sicher sein“, so Steinmeier. Diese Haltung habe Franziskus vom ersten Tag an als Bischof von Rom gezeigt. Auch wenn seine Besuche innerhalb der Kirche nicht immer unumstritten gewesen seien, habe er stets Nähe gezeigt – bei Gefängnisbesuchen, in Flüchtlingsunterkünften, bei Obdachlosen und vielen anderen, „die sich vergessen fühlten und am Rande der Gesellschaft stehen“. Franziskus habe immer wieder betont, dass sich die Kirche um solche Menschen kümmern müsse. „Eine Kirche der Barmherzigkeit – das ist es, was er gefordert hat, was er gelebt hat, was er anderen vorgelebt hat.“
Steinmeier erinnerte sich auch an intensive Gespräche und Begegnungen, die er in den letzten sieben Jahren mit dem argentinischen Papst hatte. Diese hätten ihn sehr bereichert, erzählte er im Anschluss an die Totenmesse. „Ich zähle mich zu den Glücklichen, die die Gelegenheit hatten, ihn mehrere Male zu treffen“, so der Bundespräsident. In all diesen Gesprächen habe er ein besonderes Interesse des Papstes für Deutschland wahrgenommen. „Ich war beeindruckt von der Neugier und dem Interesse, das er Deutschland entgegenbrachte.“ Steinmeier habe Franziskus als jemanden kennengelernt, der „ganz besonders deutsche Dichtung und deutsche Musik lebte – und deshalb auch den Deutschen ganz zugewandt war.“ Er würdigte den verstorbenen Papst als ein Vorbild, das Kraft und Hoffnung gespendet habe. „Wir werden ihn in unserer Erinnerung bewahren und ihm auf ewig dankbar sein.“
Trauerfeier – keine „Beerdigungsdiplomatie“
Frank-Walter Steinmeier, der gemeinsam mit über hundert Staats- und Regierungschefs der Trauerfeier für Franziskus am Samstag beiwohnte, beschrieb die Zeremonie als „bewegend“. Die große Anteilnahme der Menschen – sowohl während der Trauerfeier als auch beim vorherigen Andrang – zeige, welche Bedeutung der Papst für die Menschen gehabt habe.
Gleichzeitig beendete der Bundespräsident Spekulationen, dass es im Rahmen der Feierlichkeiten in Rom zu diplomatischen Durchbrüchen gekommen sei. „Ich glaube, wir sollten nicht vergessen: Das hier ist in erster Linie eine Trauerfeier gewesen, und wir sollten nicht zu viele Erwartungen in eine sogenannte Beerdigungsdiplomatie setzen.“ Natürlich sei es unter den anwesenden Politikern, die sich bereits kannten, zu kurzen Gesprächen gekommen. Doch von der Vorstellung, „dass hier am Rande dieser Trauerfeierlichkeit große Außenpolitik betrieben wird“, wolle er abraten.
Im italienischen Fernsehen kursierten am Samstag Fotos aus dem Inneren des Petersdoms. Darauf zu sehen waren unter anderem der französische Staatschef Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir Starmer im Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Weitere Bilder zeigten den US-Präsidenten Donald Trump in einem intensiven Gespräch mit Selenskyj. Beide bezeichneten die Unterhaltung laut Medienberichten im Anschluss als positiv. Dennoch habe Steinmeier nicht den Eindruck, „dass jetzt großartige Treffen am Rande oder nach der Trauerfeier vereinbart waren“. „Insofern müssen wir darauf setzen, dass Europas Interessen in Washington gehört werden – nicht nur auf dieser Trauerfeier, sondern auch jenseits davon“, sagte der Bundespräsident abschließend.