Am Montag, den 11. November, kamen bei der Jahresveranstaltung des Rates für Bildung des Bischofs von Essen in der Bistumsakademie „Die Wolfsburg“ in Mülheim zusammen. Teilnehmer waren besondere Akteure aus den Bereichen Schule, Stiftung, sozialen Einrichtungen, Initiativen und der Wissenschaft. Das Ziel war es, sich über Maßnahmen zur Stärkung der Bildungsgerechtigkeit auszutauschen. Dabei verdeutlichte NRW-Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) die Dringlichkeit, faire Bildungschancen an erste Stelle zu setzen. Sie betonte, dass eine gute Bildung noch immer eine Frage der Herkunft sei. Inzwischen sei man mit den Veränderungen im Schulsystem auf einem guten Weg, dennoch benötigten große Veränderungen Zeit.
Milliardenschwere Förderprojekte erzielen erste Fortschritte
Seit 2014 kümmert sich die Bistumsakademie „Die Wolfsburg“ um die Ergebnisse der gesellschaftspolitischen Räte des Bischofs von Essen. Dabei beeindrucken die Räte durch eine große Vielfalt an Experten aus verschiedenen Fachbereichen. So sind neben der Bildung auch die Medizin, Ökologie und Nachhaltigkeit sowie Wirtschaft und Soziales vertreten. Die diesjährige Bildungsmesse stand unter dem Motto „Gemeinsam gegen Bildungsungleichheit! – Netzwerke, Ansätze und Projekte für mehr Gerechtigkeit“.
Darin verwies die CDU-Politikerin auf die gegebenen Möglichkeiten durch das milliardenschwere Startchancen-Programm von Bund und Ländern. So haben bereits 400 Schulen durch das Förderprojekt finanzielle Hilfe erhalten. Für das Schuljahr 2025/2026 sollen 500 weitere Schulen in NRW hinzukommen. Die Bildungsministerin gab das Ziel der Förderprogramme aus, „den Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen von ihrer sozialen Herkunft zu lösen“. Die Förderprojekte sollen hierzu neben den sozialen und gesellschaftlichen Aspekten besonders die Basis der Bildung – Lesen, Schreiben und Rechnen – stärken. Nach den Angaben von Bildungsministerin Feller erhält das Land NRW 2,3 Milliarden Euro Fördermittel, die durch den gleichen Betrag des Landes aufgestockt werden. So fließen insgesamt 4,6 Milliarden Euro in die Förderung der Schulen. Die Auswahlkriterien der unterstützten Schulen basieren auf Armutsanteil und Migrationshintergrund der Schülerinnen und Schüler, was auf den Grundlagen des Schulsozialindex beruht.
Bildungsgerechtigkeit im Ruhrgebiet von großer Bedeutung
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck stimmt den Worten der CDU-Politikerin zu. So betont er, dass es vor allem im Ruhrgebiet von enormer Bedeutung ist, sich der Bildungsgerechtigkeit zu widmen. Denn hier ist der Bildungserfolg nach wie vor stark mit der hohen Armutsrate, dem unterdurchschnittlichen Bildungsniveau und der sozialen Herkunft verbunden. Viele Kinder und Jugendliche erleben hier schon früh durch ihren sozioökonomischen Nachteil Entwicklungsverzögerungen. Auch mangelt es ihnen – egal, ob sie aus Familien mit Migrationshintergrund oder nicht kommen – an Förderungsmöglichkeiten. Hier ist es die Aufgabe der Kirche, sich dem Zukunftsthema Bildung zu stellen. Die Kirche als Institution muss hier ein Ort für Bildung sowie für religiöse Inhalte sein und diese verständlich vermitteln. Dabei muss das Augenmerk auf der Solidarität liegen. Denn nur dadurch sei es möglich, Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit zu erreichen und sozial benachteiligte Kinder zu fördern.
Bischöfliche Schulen im Bistum Essen unterliegen der Verantwortung der Leiterin des Bereichs Kulturentwicklung im Bistum Essen, Judith Wolf. Sie verdeutlichte bei der Veranstaltung, dass die Kirche Räume „für die Verständigung unterschiedlicher Werte und Haltungen“ öffnen muss. Diese Räume würden nicht nur den „Menschen an unseren Schulen, sondern darüber hinaus“ Entwicklung ermöglichen, erklärte Wolf. Zugleich bietet es der Kirche und den Christen die Chance, „in diesen Verständigungsprozessen zu lernen“.
Bildungsgerechtigkeit in bischöflichen Schulen
Bischöfliche Schulen dienen inzwischen als „Orte der Vielfalt“. Denn hier kommen Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und Religion zusammen. So seien die Schulen ganz bewusst Orte, an denen Kinder lernen, die sonst nicht selbstverständlich das Abitur oder andere Schulabschlüsse machen, führte Wolf weiter aus. Diese Einstellung passe zu dem Bistum in einem so urbanen Raum. Im Bistum Essen unterstehen derzeit 7 Schulen in unterschiedlicher Schulform der Trägerschaft der Kirche. Fünf weitere werden nach Angaben des Bistums von anderen katholischen Organisationen, wie Caritas oder von Ordensgemeinschaften getragen. Insgesamt besuchen 7.500 Kinder die Schulen aus der Trägerschaft des Bistums Essen.