Das Catholic Mobilizing Network (CMN), welches sich für die Abschaffung der Todesstrafe einsetzt, wandte sich kurz vor dem Ende seiner Amtszeit an den designierten Präsidenten Joe Biden. Sie appellierten an den 82-Jährigen, die verhängte Todesstrafe von 40 Personen umzuwandeln. Papst Franziskus unterstützte die Forderung bei einem Mittagsgebet – mit Erfolg. Der Appell des Netzwerks und des Papstes wurde erhört. Am Montag verkündete der scheidende Präsident die Nachricht, dass mehr als drei Dutzend Bundesgefangene begnadigt und anstelle der Hinrichtung nun eine lebenslange Haftstrafe verbüßen müssen. Mit dieser Entscheidung reagierte man auf „einen dringlichen und sensiblen Moment“.
Katechismus zur Ablehnung der Todesurteile geändert
Bereits im Jahr 2018 änderte Papst Franziskus den Katechismus der katholischen Kirche. Ziel war es, sich stärker von der Todesstrafe zu distanzieren und die Ablehnung durch die Kirche zu bekräftigen. Der Hintergrund ist die unantastbare Menschenwürde, die nach der katholischen Lehre auch dann nicht angetastet wird, wenn eine Person ein schweres Verbrechen begeht. Aus diesem Grund heißt es im Paragraph 2267 des Katechismus: „Im Licht des Evangeliums, dass die Todesstrafe unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt, und setzt sich mit Entschiedenheit für deren Abschaffung in der ganzen Welt ein.“
Im Jahr 2021 verhängte Präsident Biden ein Moratorium, eine Pause, die Präsident Donald Trump aufzuheben versprach. Nach dem klar wurde, dass Trump das Amt Ende Januar antreten würde, wurde die Angelegenheit dringlich. Besonders, da Trump „eine Vergangenheit mit Hinrichtungen hat und sich verpflichtet hat, diese wieder auszuweiten und zu beschleunigen“, sagte Krisanne Vaillancourt Murphy, Geschäftsführerin von CMN. Mit Blick auf das Heilige Jahr 2025 erkannte das Catholic Mobilizing Network, dass es „angemessen“ sei, dass Biden nach seinem Glauben handelt. So könne er das tun, was in seiner verfassungsmäßigen Zuständigkeit liege. Anfang Dezember startete die US-amerikanische Bischofskonferenz (USCCB) eine Kampagne, in der sie die Katholiken dazu aufrief, Biden darum zu bitten, die Urteile auf Bundesebene zu ändern. Sie bezeichneten den Vorschlag als „eine außergewöhnliche Gelegenheit, die Sache der Menschenwürde voranzubringen“.
Begnadigung als erster Schritt zur Abschaffung der Todesstrafe
Das Weiße Haus berichtete am Montag von der Umwandlung der Todesstrafe für 37 Bundesgefangene. Anstelle einer Hinrichtung durch die Regierung sollen die Verurteilten eine lebenslange Haftstrafe verbüßen. Die Haftstrafe werde „ohne die Möglichkeit einer Bewährung umgestuft“, so das Weiße Haus. Drei Todesurteile bleiben jedoch bestehen, erklärte das Weiße Haus weiter. Dies betreffe Personen, die des „Terrorismus und des hassmotivierten Massenmordes“ schuldig sind. So bleibt das Todesurteil für den Täter des Massakers in der Tree of Life Synagoge von 2018 aufrecht. Zudem bleibt die Todesstrafe für den Verantwortlichen für den Tod von neun Menschen in der Emanuel African Methodist Church in Charleston, South Carolina bestehen. Das Todesurteil bleibt auch für einen der Bombenattentäter beim Boston-Marathon 2013 weiter aufrecht.
Die Anordnung durch Präsident Biden fördere „die Sache der Menschenwürde“ und unterstreiche die heiligen Werte des menschlichen Lebens, so CMN-Exekutivdirektorin Murphy. „Das System der Todesstrafe hinterlässt überall Wellen des Leids in Familien, in Gemeinschaften und in unseren sozialen Systemen“, erklärte Murphy. Die Todesstrafe verkörpere eine Wegwerfkultur, stellte Murphy fest. Zudem erkennt die Gurppe, dass trotz der 37 Begnadigungen drei Personen weiterhin in der Todeszelle sitzen. Diese leben weiter in Gefahr, „in Zukunft hingerichtet zu werden“. Die Gruppe feiert die Begnadigung und die Fortschritte, welche die Begnadigung mit sich bringt. Weiter beten sie, dass „Bidens mutiger Schritt gesetzgeberische Maßnahmen anstoßen wird. Damit soll es letztendlich zur Abschaffung der Todesstrafein den gesamten Vereinigten Staaten kommen, fügte Murphy hinzu.