Das Erzbistum Köln wehrt sich gegen die kritische Berichterstattung des Kölner Stadt-Anzeigers. So veröffentlichte die offizielle Webseite des Erzbistums einen offenen Brief des Amtsleiters des Erzbischöflichen Generalvikariats, Frank Hüppelshäuser, der darin die Berichterstattung des Chefkorrespondenten Joachim Frank als „menschenverachtend“ bezeichnet. Auslöser war ein Artikel über das Verbot von LGBTQ-Symbolen bei der Eröffnung des Erzbischöflichen Bildungscampus Köln-Kalk.
Amtsleiter kritisiert Berichterstattung scharf
Frank Hüppelshäuser beginnt mit einem Rückblick auf die Berichterstattung der vergangenen Jahre rund um den stark kritisierten Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. „Herr Frank, Sie mühen sich seit Jahren ab, das Erzbistum Köln mit seinem Bischof an der Spitze zu diskreditieren, zu verunglimpfen und sein Bild in der Öffentlichkeit zu verzerren“, schreibt Hüppelshäuser. Dies sei für ihn mittlerweile zum Alltag geworden, so der Amtsleiter, der hinzufügte: „Inwieweit für Sie hier mehr oder weniger persönliche Gründe für diesen Feldzug die Triebfeder sind, lässt sich nur erahnen.“
Weiter betonte er, dass „der Kölner Stadt-Anzeiger in den letzten zehn Jahren prozentual mehr Leser verloren hat als das Erzbistum Köln Katholiken“. Hüppelshäuser zeigte sich dankbar, in einer freien Gesellschaft zu leben, in der jeder selbst entscheiden könne, welche Zeitung er kaufe und „welche Art von Journalismus er unterstützt“. Er selbst habe sein Abonnement des Kölner Stadt-Anzeigers nach 20 Jahren bereits gekündigt, da er für diese Art von Journalismus kein Geld mehr zahlen wolle.
Zudem wirft er Frank vor, einzelne Mitarbeiter des Erzbistums namentlich zu nennen und sie zu beschuldigen, ohne ihnen eine Möglichkeit zur Stellungnahme zu geben. Dies sei nach seinem Empfinden „völlig unverantwortlich“ und nicht mit den publizistischen Grundsätzen des Kölner Stadt-Anzeigers vereinbar.
Der Amtsleiter verteidigte sein Handeln mit dem Verweis auf seine Verantwortung für sämtliche nicht-pastoralen Mitarbeitenden und räumte dabei auch ein, dass Fehler passieren können – diese seien Teil einer „offenen und agilen Kultur“. Zugleich unterstrich er das Engagement des Erzbistums, das rund 80 Millionen Euro in den neuen Bildungscampus investiert habe, um den Schülerinnen und Schülern bestmögliche Startchancen zu bieten.
LGBTQ-Fahnen unerwünscht – Erzbistum Köln muss sich rechtfertigen?
Hintergrund des offenen Briefes war die Berichterstattung über die Eröffnung des Erzbischöflichen Bildungscampus in Köln-Kalk, in der von einem Eklat die Rede war. Mitarbeiter sollen im Vorfeld der Feier von Kardinal Woelki aufgefordert worden sein, keine LGBTQ-Symbole zu tragen.
In diesem Zusammenhang wurde eine von Eltern angebrachte LGBTQ-Fahne an der Schule entfernt, zudem seien auch Kinder gebeten worden, entsprechende Sticker von ihrer Kleidung zu entfernen.
Das Verbot queerer Symbole bei der feierlichen Eröffnung des Bildungscampus schlägt mittlerweile politische Wellen. Die umstrittene Vorgabe im Umfeld der Veranstaltung mit Kardinal Woelki ist inzwischen Thema im nordrhein-westfälischen Landtag. Die SPD-Abgeordneten Dilek Engin, Carolin Kirsch, Lena Teschlade, Sven Wolf und Jochen Ott fordern von der Landesregierung eine klare Stellungnahme dazu, wie diese Maßnahme mit dem Schulgesetz in Nordrhein-Westfalen vereinbar sei.
Dabei verweisen sie auch auf die Landesverfassung, die ausdrücklich festlegt: „Die Jugend soll erzogen werden im Geist der Menschlichkeit, der Demokratie und Freiheit, zu Duldsamkeit und zur Achtung vor der Überzeugung des anderen.“ Im Erzbistum reagierte man darauf deeskalierend. Ein Sprecher begründete die Entscheidung damit, dass es darum gegangen sei, „gesellschaftliche Kontroversen bei diesem festlichen Anlass außen vor zu lassen.“