In der letzten Zeit hat die italienische Finanzpolizei immer mehr gefälschte sakrale Gegenstände wie etwa Rosenkränze, Kreuze, Schlüsselanhänger oder Armbänder sichergestellt. Die gefälschte Ware stammt häufig aus asiatischen Ländern und enthält das vatikanische Wappen, Porträts vom Pontifex oder das Logo für das Jubiläumsjahr 2025. Früher gab es festgelegte Hoflieferanten des Vatikans und somit konnten Fälschungen schneller identifiziert werden. Die aktuellen Falschwaren verstießen nicht nur gegen die Produktionsvorschriften der Europäischen Union, sondern gefährden auch die Finanzlage im Vatikan.
Das Heilige Jahr 2025 und seine besondere Bedeutung für den Vatikan
Heilige Jahre – auch als Erlassjahre bezeichnet – finden bereits seit 700 Jahren statt, meist im Intervall von 25 Jahren. Für die katholische Kirche ist ein Heiliges Jahr immer ein außergewöhnliches Ereignis, das sich durch zahlreiche Pilgerfahrten, viele spannende Veranstaltungen und feierliche Zeremonien auszeichnet. Jeder Gläubige ist eingeladen, in die Ewige Stadt zu kommen und vor allem zum Petersdom zu pilgern. Dort ist es möglich, die Heilige Pforte zu durchschreiten sowie verschiedene Feiern zu zelebrieren. Dieses besondere religiöse Ereignis ermöglicht jedem Menschen ein spirituelles Wachstum und bietet sogar die Möglichkeit eines Sündenerlasses. Voraussetzung für das Erlangen der Sündenvergebung ist ein Sündenbekenntnis im Beichtsakrament. Der Vatikan hat bereits eine App für die Buchung eines Pilgerpasses und einer Terminzuordnung eingeführt. Schätzungen zufolge werden zu diesem traditionsreichen religiösen Ereignis die doppelte Anzahl an Pilgern erwartet, also rund 30 Millionen Menschen. Dieser Andrang schafft für viele Händler leider auch den Anreiz, gefälschte Waren in Umlauf zu bringen. Dabei erhofft sich der Vatikan für das Jubiläumsjahr gute finanzielle Einnahmen, denn die Finanzlage ist aktuell sehr angespannt.
Ausgaben im Vatikan sollen drastisch eingeschränkt werden
Papst Franziskus betonte in diesem Jahr bereits mehrfach – zuletzt in einem Brief an die Kardinäle im September – dass es um die Finanzlage im Vatikan schlecht bestellt ist. Die katholische Kirche besitzt zwar viele unschätzbare Wertgegenstände, die aber wie etwa der Petersdom oder die Sixtinische Kapelle unverkäuflich sind. Die Attraktionen ziehen zwar jährlich Millionen Besucher an, müssen aber natürlich auch immer restauriert und unterhalten werden. Vor diesem Hintergrund hat der Pontifex nun ein ehrgeiziges Finanzziel etabliert, das sich unter Umständen auch der ein oder andere strenge Finanzminister nicht wirklich zutrauen würde, nämlich die strikte Vermeidung einer Neuverschuldung. Laut dem Heiligen Vater ist ein „Nulldefizit“ keinesfalls unerreichbar. Das große Ziel des Kirchenoberhauptes ist es, dass sich die Ausgaben im Vatikan auf das Wesentliche und tatsächlich Notwendige beschränken. Abteilungen, die über einen Finanzüberschuss verfügen, sollen laut den Vorstellungen des Papstes zur Deckung des allgemeinen Finanzdefizits beitragen. Nur durch einen verantwortungsvollen Umgang mit den eigenen Finanzen, kann der Vatikan nämlich nach außen hin glaubwürdig bleiben und Gläubige auch um Spenden bitten.
Fehlende Transparenz im Vatikan
Wie ambitioniert das Finanzziel des Papstes ist, lässt sich besonders gut an der Höhe des Defizits erkennen. Im Außenverhältnis schafft der Vatikan in diesem Bereich leider keine eindeutige Transparenz. Der Präfekt des Wirtschaftssekretariats, Maximino Caballero Ledo gab im letzten Jahr hierzu eine grobe Einschätzung ab: Gemäß dieser, fehle dem Heiligen Stuhl schon immer ein strukturelles Defizit von rund 50 bis 60 Millionen Euro jährlich. Im vergangenen Jahr soll das Defizit sogar deutlich höher ausgefallen sein.
Die Ursachen für die finanzielle Situation
Das Millionen-Defizit stellt die katholische Kirche tagtäglich vor neue Herausforderungen. Innerhalb der römisch-katholischen Kirche fehlt weltweit ein großer Teil an Spenden und im Vergleich dazu, steigen die Ausgaben immer weiter an, das berichtet Jesús Miñambres, Priester und Professor für kirchliches Vermögensrecht an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom. In wohlhabenden Ländern fehlen Spendengelder, während in ärmeren Regionen der Anteil an Gläubigen wächst.
Auch der Immobilienbestand der Kirche muss Jahr für Jahr instand gehalten und renoviert werden. Immobilien werfen jedoch aufgrund bestehender Vorzugsmieten weniger Rendite ab, als es eigentlich möglich wäre. Die Altersspanne der rund 5.000 Mitarbeiter im Vatikan verursacht ebenfalls steigende Pensionskosten. Fehlen hier immer mehr Kircheinnahmen, entstehen langfristig weitere Defizite in Millionenhöhe.
Eine ineffiziente Finanz- und Verwaltungsstruktur kann sich der Vatikan nicht leisten und genau aus diesem Grund versucht der Pontifex gezielt gegenzusteuern. Eines seiner obersten Ziele ist Transparenz zu schaffen.
Mit Vertrauen und Transparenz die Finanzlage im Vatikan offenlegen
Der Vatikan gibt aktuell drei Finanzberichte heraus, die eine Orientierung über die Finanzlage bieten. Laut der Übersicht über den Peterspfennig, der sich aus den weltweiten Einnahmen der Klingelbeutel ergibt, lagen die Kosten des Vatikans mit den etwa 70 Dikasterien (vergleichbar mit Ministerien) bei etwa 370 Millionen Euro im vergangenen Jahr – und sind somit ca. 56 Prozent höher als noch im Jahr 2021. Die Kosten werden zum einen Teil durch die Spendeneinnahmen aus den Klingelbeuteln gedeckt und zum anderen durch die Erträge aus den Vatikanbehörden.
Der Gewinn der Güter- und Finanzverwaltungsbehörde APSA sank in den letzten Jahren stetig, unter anderem wegen Abwertungen des Finanzvermögens. Darüber hinaus schüttete die vatikanische Bank IOR weniger Dividenden aus, um die eigenen Reserven zu stabilisieren.
Um das Defizit jedoch decken zu können, wurden vom Peterspfennig 90 Millionen Euro beigesteuert, die Vatikanbank IOR steuerte 13,6 Millionen Euro über Dividenden bei und die Güter- und Finanzverwaltungsbehörde APSA ungefähr 38 Millionen Euro. Den öffentlich bekannt gegebenen Einnahmen von 142 Millionen Euro standen 370 Millionen Euro Ausgaben gegenüber. Neben den öffentlich bekannten Deckungsposten gibt es noch weitere in unbekannter Höhe. Einige Posten sind noch nicht eingerechnet, so etwa die lukrativen Einnahmen aus den vatikanischen Museen oder dem Verkauf von Devotionalien. Die Einnahmen werden nicht über die Kurie des Heiligen Stuhls verwaltet, sondern sind über den „Governatorato“ – also der Verwaltung des Stadtstaates verbucht. Dieser gibt für seine Einnahmen seit dem Jahr 2015 keinen öffentlich einsehbaren Finanzbericht mehr heraus. Nun sollen auch Finanzmittel aus kirchlichen Stiftungen der wohlhabenden Länder wie etwa Deutschland oder der USA Finanzdefizite ausgleichen. In welcher Höhe die Ausgleichszahlungen geleistet werden sollen, ist unbekannt.
Finanzlage im Vatikan – diese Veränderungen fanden bereits statt
Der Heilige Vater hat sich häufig als Kritiker des profitgesteuerten und gierigen Finanzkapitalismus hervorgetan. In seinem eigenen Staat möchte der Pontifex nun klarer gegen Privilegien und Mauscheleien vorgehen, die es bedauerlicherweise bis heute im Vatikan gibt. Ein wirksames Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, ist beispielsweise eine schärfere Zusammenlegung (Zentralisierung) der Vermögensverwaltung APSA, die etwa 4.000 Immobilien von Paris bis nach London betreut. Das Kirchenoberhaupt hat die Kompetenzen gestärkt und zudem mehrere Kontrolleinheiten eingezogen. Eines der wichtigsten Schritte hat schon vor rund 10 Jahren mit der Entmachtung des Staatssekretariats mit seinen inoffiziellen Kassen begonnen. Gleichzeitig wurde ein Wirtschaftssekretariat mit einem Wirtschaftsrat bestellt, der als Kontroll- und Leitungsorgan fungiert. An seiner Spitze steht der deutsche Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Auch bei der Vatikanbank wurden mittlerweile fast die Hälfte aller Konten bereinigt und die Bank durch eine neue Finanzaufsichtsbehörde ergänzt. Verlangt der Heilige Vater jedoch Reformen, so bedeutet das noch lange nicht, dass diese auch tatsächlich umgesetzt werden. Viele Reformen gehen nur äußerst schleichend voran.
Das soll zukünftig geschehen
Papst Franziskus möchte die Ausgaben so gering wie möglich halten. Zudem sollen hochgestellte Geistliche marktübliche Mietpreise für ihre Wohnungen bezahlen, die sich oftmals in Rom in Bestlage befinden. Gleichzeitig steht die Streichung der 13. Monatsgehälter sowie längere Arbeitszeiten in der Diskussion. Rund 50 Mitarbeiter der vatikanischen Museen haben bereits eine Klage für Arbeitnehmerrechte eingereicht. Die Einsparungen würden aktuell eher Angestellte betreffen, weswegen es bei hohen Funktionsträgern aktuell reine Symbolik wäre, kritisiert Prof. Dr. Dr. Stefan Mückl, Priester und Professor für Kirchenrecht an der Universität Santa Croce. Aktuell ist die Lage jedoch insgesamt besser als in den Vorjahren. Mittlerweile gibt es im Vergleich zu früheren Jahren mehr Transparenz und auch mehr Kontrolle, so Kirchenrechtler Prof. Dr. Dr. Mückl.
Die hauptsächlichen Kosten für das Heilige Jahr 2025 werden von der Stadt Rom, der Europäischen Union und der Regierung Italiens getragen. Der Vatikan kann im Jubiläumsjahr definitiv davon profitieren, dass noch mehr Gläubige als sonst in die Heilige Stadt kommen. Ebenso könnten die vatikanischen Museen einen deutlichen Besucherzuwachs verzeichnen, als das während normaler Jahre der Fall ist. Eine gute Einnahmequelle könnten darüber hinaus die sakralen Souvenirs wie Rosenkränze, Geschenkartikel, Münzen, Briefmarken oder andere Andachtsgegenstände sein. Der Vatikan steht vor größeren Herausforderungen, aber das Jahr 2025 bietet auch neue, wertvolle Chancen.