Zum Tag der Deutschen Einheit am 03. Oktober beziehen die vier großen Kirchen in einer gemeinsamen Erklärung Stellung und erinnern in großer Dankbarkeit an die friedliche Vereinigung Deutschlands. Ihre Dankbarkeit darüber, dass vor 35 Jahren die Diktatur in der ehemaligen DDR ohne Blutvergießen im Geiste des Friedens beendet werden konnte, drücken sie in einem gemeinsam verfassten Schreiben unter dem Titel „Kerzen und Gebete – ein Vermächtnis“ aus.
Kerzen für den friedlichen Weg
In ihrem gemeinsamen Wort denken die großen Kirchen zurück an die Zeit vor 35 Jahren, als 70.000 Menschen in Leipzig und anderen bedeutenden Städten den Mut fanden und in einer Gemeinschaft auf die Straße gingen. Kerzen in den Händen und der Wille im Herzen für eine friedvolle politische Änderung einzutreten, brachte die Menschen an runden Tischen zusammen, „die einander sonst mit Argwohn und Skepsis begegnet waren“, heißt es in dem Schreiben.
„Am 9. Oktober 1989 war es nicht mehr aufzuhalten, dass einen Monat später die Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland eingerissen wurde“: An dieses historische Ereignis, das die Trennung von West und Ost beendete, denken nun die Kirchen gemeinsam zurück. Ein Jahr später folgte am 03. Oktober der Tag der Deutschen Einheit. Am 35. Jahrestag des Tages der Deutschen Einheit erinnern sie sich nun „in großer Dankbarkeit daran, dass es im Geist des Friedens möglich war, „ohne Blutvergießen die Diktatur abzuschütteln.“ Die „friedliche Kerzen-Revolution“, die in den Straßen Ostdeutschlands stattfand, ist seither als ein „leuchtendes Vermächtnis für unsere Demokratie in Deutschland“ zu betrachten. „Die Kerzen von damals verweisen uns bis heute auf die Kräfte des Friedens und des gesellschaftlichen Zusammenhalts: Offenheit, Zuhören, Gespräche, Kompromissbereitschaft. Als Christinnen und Christen treten wir dafür ein, hinter diesen Geist des Friedens auch bei den Aushandlungen von Lösungen für aktuelle gesellschaftliche Probleme heute nicht zurückzufallen“, verdeutlichen sie die nötigen Tugenden für ein friedvolles Zusammenleben.
Im festen Glauben an der Schwäche wachsen
Den Mut, den die Menschen in ihren Gebeten und den Kerzen auf der Straße zeigten, „ruft uns am 03. Oktober ins Gedächtnis, dass Gottes Kraft in der Schwachheit mächtig wird.“ „Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt“ (2. Kor 12,9). In ihrem festen Glauben daran stehen die Kirchen in der Gesellschaft für das ein, „was häufig als vermeintliche Schwäche ausgelegt wird.“ Es ist wichtig, mit „Verletzungen und Versäumtem“, mit all unseren Ängsten, Sorgen, Verlusten und Nöten sowie den „Brüchen in unserem Leben und der Gesellschaft“ offen umzugehen und darüber zu sprechen. „Wir vertrauen dabei auch heute auf die Kraft, die aus dem Kleinen erwächst. Dafür setzen wir uns ein und bieten deswegen an vielen Orten Räume zur Begegnung und zum Austausch – in Verantwortung für ein vertrauensvolles und friedvolles Miteinander in unserem Land. Die Hoffnung auf ein Gelingen haben Tausende von Kerzenträgerinnen und Kerzenträgern uns in das Herz gelegt.“
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