Selbst Ministerpräsidentin Anke Rehlinger erwies sich als textsicher und sang kräftig mit, als beim traditionellen Dreikönigssingen Kinder aus verschiedenen Pfarrgemeinden der Bistümer Trier und Speyer die Staatskanzlei in Saarbrücken besuchten und deren Hausherrin ihre Aufwartung machten.
Manchmal werden sie Sterndeuter, dann wieder Weisen aus dem Morgenland genannt. Im Volksmund hingegen sind sie meist als die Heiligen Drei Könige bekannt. Bis heute besuchen sie in Gestalt der Sternsinger die Wohnungen und Häuser und malen mit geweihter Kreide ihren Segensspruch „Christus mansionem benedicat“ – „Christus segne dieses Haus“ an die Türen.
Tatsächlich werden weitgereiste Magier, die der Stern von Bethlehem zur Krippe mit dem Gottessohn führte, bereits im Matthäusevangelium erwähnt. Die Bibel selbst bezeichnet sie dabei jedoch weder als Heilige noch als Könige – dieser Titel und auch die drei Namen, Casper, Melchior und Balthasar, verbreiteten sich erst später und tauchen erstmals im 6. Jahrhundert auf.
Nichtsdestotrotz hat das sogenannte Dreikönigssingen eine lange Tradition. Dabei bitten die Sternsinger, oftmals Messdiener oder andere Kinder, die in den Gemeinden aktiv sind, um eine mildtätige Gabe für soziale Anliegen und schreiben gleichzeitig – umrahmt von der Jahreszahl – die Initialen C + M + B an die Tür.
Vordergründig betrachtet, handelt es sich dabei um die Anfangsbuchstaben der Namen der drei Sterndeuter. Doch eigentlich geht es um oben genannte Bitte, Jesus möge dieses Haus und seine Bewohner segnen. Eine Ehre, die heuer auch Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und der Staatskanzlei zuteil wurde. Denn der Amtssitz der saarländischen Landesregierung wurde von über 30 Sternsingern besucht.
Die weitgereisten Nachfolger der biblischen Sterndeuter kamen dabei aus den Pfarreien St. Jakob, Alt-Saarbrücken und Heilig Geist in Nalbach. Zudem von der Katholischen Jugend Nunkirchen, der Kindergruppe Stern der Hoffnung aus Losheim-Bergen sowie von der Jugendhilfeeinrichtung Theresienheim aus Saarbrücken-Burbach. Das Bistum Speyer war mit fünf Sternsingern aus der Gemeinde Mandelbachtal vertreten. Den traditionellen Segensspruch „20*C+M+B*24“ durfte die neunjährige Louisa aus Wadern-Nunkirchen an die Tür schreiben.
Leider fiel das festliche Defilee nicht ganz so prunkvoll aus, wie ursprünglich geplant. Denn rund 10 der königlichen Besucher mussten ihre Anreise infolge der Staus, die sich im Zuge der Proteste der Landwirte bildeten, absagen.
Davon ließen sich jedoch diejenigen Kinder, die es zur Staatskanzlei schafften, nicht beirren. Denn die stimmten die traditionellen Dreikönigslieder „Stern von Bethlehem“ und „Wir kommen daher aus dem Morgenland“ stimmgewaltig an.
Unterstützung erhielten sie dabei von Organist Frederic Horf am Flügel und der Hausherrin selbst, die dem Vernehmen nach textsicher mitsang.
In ihrer kleinen Dankesrede hob Rehlinger im Anschluss die Bedeutung und langjährige Tradition dieser größten Solidaritätsinitiative von Kindern für Kinder hervor. Die stand diesmal unter dem Motto „Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit“ und wird nicht zuletzt Kinderhilfsprojekte am Amazonas unterstützen.
Träger der Aktion sind das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Seit ihrem Start im Jahr 1959 kamen bei den Dreikönigssingen insgesamt rund 1,31 Milliarden Euro zusammen, die benachteiligten und notleidenden Kindern in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa zu Gute kamen.
Angesichts dieser Summe wird die Frage, ob jene Sterndeuter, die die Kirche heute als Heilige verehrt und Casper, Melchior und Balthasar nennt, tatsächlich lebten, zweitrangig.