Rottenburg-Stuttgart ist eines der ersten deutschen Bistümer, in denen nicht nur geweihte Männer wie Diakone und Priester taufen dürfen, sondern auch pastorale Mitarbeiter der Kirche. So können auch Laien für den Taufdienst beauftragt werden. Dies erließ der mittlerweile emeritierte Bischof Gerhard Fürst bereits im Herbst 2022 in einem Dekret. Die Taufspende durch Laien ist eines der großen Anliegen des synodalen Wegs. Der Vatikan beobachtet den Prozess kritisch, denn nach dem Kirchenrecht sind Bischöfe, Priester und Diakone die ordentlichen Taufspender. In Abwesenheit des Bischofs kann dieser auch andere mit dieser Aufgabe beauftragen. In Notfällen ist es in der „Nottaufe“ jedem Menschen möglich, das Sakrament zu spenden.
Große Mehrheit der Laien für den Taufdienst sind Frauen
Die Taufe durch Laien wird im Bistum Rottenburg-Stuttgart gerne angenommen und hat sich zu einem echten Erfolgsmodell entwickelt. Schon im vergangenen Jahr waren im Bistum Rottenburg-Stuttgart 26 Laien durch einen Qualifizierungskurs berechtigt, das Sakrament zu spenden. Doch aufgrund der hohen Nachfrage war schon früh klar, dass es nicht bei dem einen Jahrgang bleibt. Am Mittwoch, den 27. November, wurden nun 30 weitere Personen aus dem zweiten Jahrgang durch Diözesanadministrator Christian Stoppel beauftragt. Dabei zeichnet sich ein deutlicher Trend ab.
Die nun 56 Taufbeauftragten sind im Durchschnitt 52 Jahre alt, und mit 84 Prozent ist der Großteil davon weiblich. Mehr als die Hälfte arbeiten als Gemeindereferentinnen und etwa 40 Prozent sind Pastoralreferentinnen, gibt das Bistum bekannt. Bereits nach zwei Jahren sind nun in knapp 20 Prozent aller Diözesen Laien für den Taufdienst beauftragt. „Das ist ein toller Erfolg“, sagt Regina Seneca, Leiterin der Hauptabteilung Pastorales Personal, und freut sich über die große Verbreitung.
Ausbildung in drei Modulen
Bevor Laien für den Taufdienst beauftragt werden dürfen, müssen sie einen entsprechenden Qualifizierungskurs absolvieren, der aus drei Modulen besteht. Zu den ersten beiden Modulen traf sich eine Gruppe bereits im Juli 2024 virtuell. Dies trugen die Titel „Pastoraltheologische Zugänge und kirchenrechtliche Grundlagen“ und „Erschließung der Tauftheologie und des Ritus“. Hier erlernten die Teilnehmenden das Taufritual und die pastorale Einführung in die Feier der Kindertaufe.
Im dritten Modul mit dem Thema „Theoretisches und Praktisches zur Feier“ fanden drei Tage statt, die dem Vertiefen und Üben, dem Austausch und Reflektieren dienten. Dabei lernten die Laien von der zahlreichen Erfahrung der anwesenden Diakone und Priester. Besonders gut sei der intensive Austausch, die Tipps der praxiserfahrenen Geistlichen und das „kollegiale und wertschätzende Miteinander“ angekommen, erzählte Sylvia Neumeier, Referentin der Hauptabteilung Liturgie. Zudem erlebten die Laien eine gute Lernatmosphäre und hatten eine intensive Zeit, „sich auch spirituell mit dem Thema der Taufe und dem eigenen Taufbewusstsein auseinanderzusetzen“, so Neumeier.
Der synodale Weg wird mit der Beauftragung der Laien somit fortgesetzt und war auch ein Thema bei der Weltsynode in Rom. Dort wurde unter dem Punkt „Verkündigung des Evangeliums durch Lai*innen in Wort und Sakrament“ ein Konsultationsprozess zur Taufspendung durch Laien beschlossen. Das Arbeitsdokument wurde von Papst Franziskus nach der Vollversammlung ohne Änderungen akzeptiert.