Der Krieg im Sudan hat Millionen von Menschen zur Flucht gezwungen und hat zunehmend Auswirkungen auf benachbarte Länder, Europa und die Golfstaaten. Die humanitäre Krise vor Ort verschärft sich dramatisch. Daher ruft UNHCR-Koordinator Mamadou Dian Balde zu dem dringend benötigten Waffenstillstand und zu zielführenden Friedensgesprächen auf. Zudem müssten Journalisten Zugang zu dem Krisengebiet erhalten, um das Geschehen in die Welt zu tragen.
Konflikt vertreibt Sudanesen bis nach Europa
Der eskalierende Konflikt und der brutale Bürgerkrieg vertrieben Millionen Menschen im Sudan aus ihrer Heimat. Nach Berichten der UN verließen seit Kriegsbeginn im April 2023 etwa 3,5 Millionen Menschen das Land. Die Zahl der Vertriebenen wird angesichts der dramatischen humanitären Lage weiter steigen. So warnt UNHCR-Koordinator Mamadou Dian Balde davor, dass die Zahl der Flüchtlinge bis Ende des Jahres auf fünf Millionen ansteigen könnte.
Das Bild, das sich im Krisengebiet ergibt, ist erschreckend. Rund 12,5 Millionen Menschen befinden sich laut Balde innerhalb des Sudans auf der Flucht. Allein neun Millionen davon fliehen vor der Gewalt des aktuellen Konflikts. Einige der Flüchtlinge sind nicht zum ersten Mal auf der Flucht, denn sie wurden bereits mehrfach aus ihrer Heimat vertrieben. Eine weitere Herausforderung, die die gesamte Lage deutlich verschlechtert, ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Knapp 25 Millionen Menschen, was etwa der Hälfte der Bevölkerung entspricht, leiden unter Ernährungsunsicherheit. Nach Schätzungen droht 640.000 Menschen sogar der Hungertod. Eine Entwicklung, die viele der Flüchtlinge zu drastischen Maßnahmen und gefährlichen Fluchtwegen drängt. Dazu sagte der UNHCR-Koordinator:
„Wir sehen, dass sich der Konflikt nicht nur auf die Nachbarländer, sondern auch auf Regionen wie Europa, Südafrika und die Golfstaaten auswirkt. Die Menschen nehmen immer weitere und gefährlichere Fluchtwege auf sich, um der Gewalt zu entkommen.“ Viele der Nachbarländer sind von den Flüchtlingsströmen überfordert. Deshalb müssen viele Geflüchtete in Grenzregionen unter katastrophalen humanitären Bedingungen ausharren. Sie müssen dringend in sichere Gebiete gebracht werden, appellierte Balde.
Waffenstillstand und Medienzugang im Sudan nötig
Mit Blick auf die eskalierende Lage ruft Balde zum dringend notwendigen Waffenstillstand sowie zu Friedensgesprächen auf. Auch fordert er für Journalisten einen Zugang zu den Krisen- und Kriegsregionen. Die Weltöffentlichkeit müsse von der dramatischen Notlage und den humanitären Umständen erfahren. Seit April 2023 erschüttert ein blutiger Machtkampf zwischen der sudanesischen Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) das Land. Dabei war der Anführer der RSF, Mohamed Hamdan Daglo, zuvor lange Stellvertreter des Militärherrschers Abdel Fattah al-Burhan. Dieser putschte 2021 gegen den Langzeitdiktator Omar al-Bashir. Mehrere Menschenrechtsorganisationen beschuldigen die beiden Kriegsparteien, schwerwiegende Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung begangen zu haben. „Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Konflikt im Schatten der Weltöffentlichkeit weiter eskaliert.“ „Die Menschen im Sudan brauchen unsere Hilfe – jetzt“, appellierte der UNHCR-Koordinator eindringlich.