Für die Pro-Life-Befürworter endete die US-Präsidentschaftswahl mit dem richtigen Ergebnis. Im Nachgang der Wahl machen sie auf die Niederlage der Demokraten aufmerksam, die sich stark auf ihre Abtreibungspolitik verlassen hatten. Die Präsidentin von „Susan B. Anthony Pro-Life America“, Marjorie Dannenfelser, verdeutlicht in einer Mitteilung, dass sich die amerikanischen Wähler die Abtreibungsagenda der Demokraten „ohne Grenzen“ abgelehnt hätten. In der Erklärung führt sie den Wahlsieg von Donald Trump auf „effektive Aufklärung“ zurück.
Kontroverse Abtreibungs-Debatte zwischen Trump und Harris
Pro-Life-Befürworter können den Wahlsieg der konservativen Republikaner als Sieg für die Menschenwürde verbuchen. Der Wahlkampf der beiden Spitzenpolitiker war geprägt von zahlreichen Diskussionen über das Thema der Abtreibung. Haltlose Vorwürfe der demokratischen Kandidatin Kamala Harris fanden bei der Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung keine Zustimmung. Im Vorfeld der Wahl verurteilte Harris das bestehende Abtreibungsgesetz, das in der Gerichtsentscheidung von 2021 festgelegt wurde. Demnach gelten die Gesetze der einzelnen Bundesstaaten, wenn sich eine Frau zur Abtreibung entschließt. Durch das republikanische Gesetz erkennt ihre Gegenkandidatin eine Gefahr für die Frauen. So würden viele an den Folgen des Gesetzes sterben, obwohl kein Bundesstaat lebensrettende Maßnahmen bei einer schwangeren Frau verbietet.
In Minnesota ist es durch das Gesetz des Gouverneurs und Harris’ Vize-Kandidaten, Tim Walz, möglich, bis zum Zeitpunkt der Geburt abzutreiben. Dieses Gesetz wollten die geschlagenen Demokraten auf alle Bundesstaaten ausweiten und zu einem nationalen Beschluss machen. Dannenfelser erklärte, dass es das Ziel der Pro-Life-Befürworter und insbesondere der „Susan B. Anthony Pro-Life“-Organisation gewesen sei, „den Demokraten die Chance zu nehmen“. Ein nationales Abtreibungsmandat würde den Schutz von Babys und Frauen in 50 Bundesstaaten aufheben, so Dannenfelser. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Trump hingegen versprach wiederholt, ein solches Gesetz abzulehnen. Zudem sollten Organisationen, die Abtreibungen im Ausland durchführen, nicht mit Steuergeldern der Bürger finanziert werden. Auch versprach er religiösen Gemeinschaften, denen es der Glaube moralisch nicht ermöglicht, spezielle Vorschriften zu beachten, Ausnahmen zu gestatten.
Ein großer Teil der Wahlkampfkampagne war die staatliche Finanzierung der In-vitro-Fertilisation (IVF). Diese Methode ermöglicht unfruchtbaren Paaren, durch künstliche Befruchtung ein Kind zu bekommen. Für Pro-Life-Befürworter ist IVF eine problematische Methode, da bei der künstlichen Erstellung der Embryonen ein „Qualitätscheck“ der Zellen durchgeführt wird. Dies trägt dazu bei, dass Millionen menschlicher Embryonen „weggeworfen“ werden. Die katholische Kirche wirft der Organisation vor, dies mit der Tötung unschuldiger Menschen gleichzusetzen. Trump, der sich als großer Freund der Methode zeigte, versprach jedoch, dass sich religiöse Krankenversicherungen nicht an der Finanzierung beteiligen müssen. Eine Unterstützung einer so „lebensfeindlichen“ Einrichtung stehe im Gegensatz zu den moralischen Grundwerten des Glaubens.
Pro-Life-Befürworter in der Aufklärung finanziell unterlegen – und doch erfolgreich
In den US-Bundesstaaten konkurrieren die Pro-Life-Aktivisten mit den Unterstützern der Abtreibungsagenda Harris’. So standen auf der Seite der Abtreibungsgegner für ihre Aufklärungskampagnen und Pro-Life-Wahlkampf-Komitees in Florida lediglich 12 Millionen Dollar zur Verfügung. Im Gegensatz dazu standen 118 Millionen Dollar auf der Seite der demokratischen Pro-Abtreibung-Unterstützer. Der einzige Bundesstaat, in dem die finanzielle Verteilung einigermaßen ausgeglichen war, war Nebraska. Dort hatten die Pro-Life-Befürworter ein Budget von 11 Millionen, ihre Gegner 13 Millionen Dollar.
Dass es trotz der unterschiedlichen Finanzlagen zu einem Sieg für die Pro-Life-Organisationen kam, sieht die Gründerin und Präsidentin von „Live Action“, Lila Rose, in der „effektiven Aufklärung“. Das Leben gewinnt, wenn es Wähler gibt, die die Wahrheit erkennen, so Rose. Weiter führt sie aus, dass es einer politischen Führung bedarf, die mutig agiert.
Pro-Life-Befürworter mit Einfluss, aber nicht wahlentscheidend
Die Mehrheit der Christen in Amerika hat den republikanischen, konservativen Kandidaten gewählt, wie die Zahlen von „Exit Polls“ deutlich machen. Doch nach den Nachwahl-Umfragen von „Exit Polls“ war die Abtreibungsthematik nicht das größte Thema, das die Amerikaner beschäftigte. Das Top-Thema bei den Republikanern war laut der Auswertung mit 32 Prozent die wirtschaftliche Lage. Den Demokraten ging es vor allem um die demokratische Sicherheit im Land. So war die Abtreibungsdebatte nur für 14 Prozent der Wähler die oberste Priorität unter den fünf großen Themen Abtreibung, Außenpolitik, Wirtschaft, Demokratie und Einwanderung. Und doch hat Kamala Harris mit ihrer lebensfeindlichen Einstellung viele Wähler an den konservativen Präsidenten verloren.
Meinung der Redaktion zum Thema Abtreibung
Die katholische Kirche hat eine klare Meinung zu dieser Thematik, die eine Abtreibung aufs Schärfste ablehnt. Das Leben beginnt mit der Empfängnis und ist seit diesem Zeitpunkt mit dem Recht auf Würde ausgestattet. Zudem ist der Mensch nach dem Abbild Gottes erschaffen (vgl. Gen 1,27) und daher in seiner Menschenwürde unantastbar. Weiter ist die Abtreibung als Mord zu betrachten, was ein schwerer Eingriff in das menschliche Leben ist. Zudem wird uns im Dekalog durch das fünfte Gebot gelehrt: „Du sollst nicht töten“. Die katholische Kirche erkennt schwierige Situationen für Frauen in der Schwangerschaft an, etwa wenn die Befruchtung durch Vergewaltigung oder Inzest stattfand. Doch auch in solchen Fällen gibt das nicht das Recht, gegen das Gebot und die moralischen Grundwerte zu verstoßen. In solchen Fällen reicht die Kirche den betroffenen Frauen die Hand und begleitet sie, um das ungeborene Leben zu fördern und nicht zu zerstören. Die Abtreibung ist eine schwere Sünde, weshalb sie die Exkommunikation nach sich ziehen kann. Dennoch gibt die Kirche auch hier die Möglichkeit der Buße. „Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat“ (Eph 4,32).