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Sozialethiker und Seelsorger: Lothar Roos verstorben

Prof. Dr. Dr. h.c. Lothar Roos ist am Dienstag im Alter von 90 Jahren in Meckenheim verstorben. Der Seelsorger, geistliche Berater des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) und Priester aus dem Erzbistum Freiburg stand kurz vor seinem 65. Weihejubiläum. Über drei Jahrzehnte hinweg wirkte Roos als geistlicher Berater für die praktische und theoretische Fortführung der gemeinsamen Tradition der Katholischen Soziallehre und der Sozialen Marktwirtschaft. Er verfasste zahlreiche Schriften zu den ethischen Grundlagen der politischen und wirtschaftlichen Ordnung. Unter anderem kommentierte er die Werke von Kardinal Joseph Höffner – insbesondere die Christliche Gesellschaftslehre – und gab diese wiederholt neu heraus.

Lothar Roos – Lebensweg und Wirken

Roos studierte von 1955 bis 1960 Katholische Theologie und Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Universität Luzern sowie am Freiburger Priesterseminar St. Peter. Am 12. Juni 1960 empfing er durch den Freiburger Erzbischof Hermann Schäufele die Priesterweihe und war zunächst als Vikar tätig. Mit seiner Arbeit Demokratie als Lebensform wurde er 1969 zum Dr. theol. Promoviert.

Roos, der unter anderem Professuren für Christliche Gesellschaftslehre und Pastoraltheologie an den Universitäten in Mainz, Bonn, Weilheim-Bierbronnen und Katowice innehatte, gilt als einer der letzten Sozialethiker, die das Naturrecht im Sinne des Thomas von Aquin und der kirchlichen Tradition vertraten.

Von 1974 bis 2003 war er Redaktionsleiter der Zeitschrift Lebendige Seelsorge und zugleich von 1984 bis 2014 geistlicher Berater des BKU. Die Joseph-Höffner-Gesellschaft leitete er von 2002 bis 2016 als Gründungsvorsitzender, ehe er zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde. Für sein Lebenswerk erhielt er zahlreiche Ehrungen, unter anderem 2011 den Wilhelm-Weber-Preis für seine Verdienste um die Christliche Gesellschaftslehre.

Ein zentrales Vermächtnis, dem sich der BKU bis heute verpflichtet fühlt, ist sein Plädoyer für einen familien- und generationengerechten Sozialstaat. Dieser dürfe weder die spirituelle Dimension sozialer Gerechtigkeit vernachlässigen noch in staatliche Bevormundung abgleiten.

Geistige Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft

Der BKU würdigt insbesondere das große Engagement von Roos für die geistigen Grundlagen der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. In seinen Schriften betonte er, dass Demokratie, Menschenrechte und Ethik in die Soziale Marktwirtschaft einfließen müssen – so, wie sie in der christlichen Tradition verankert sind. „Je mehr Menschen von einer gottgegebenen Würde überzeugt sind, desto geringer ist die Gefahr, dass die Demokratie zu einer Diktatur moralisch beliebiger Wahrheiten entartet“, betonte Roos.

Die „Wahrheit über den Menschen“ im öffentlichen Bewusstsein zu halten, sei die „erste und wichtigste politische Aufgabe“ der Christen. Auch wenn diese zur Minderheit gehörten, müssten sie sich dafür einsetzen. Regelmäßig warnte er kirchliche Amtsträger davor, politische Urteile zu fällen, die über ihre theologisch-ethische Kompetenz hinausgehen.

Lothar Roos wurde von den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. sowohl menschlich als auch fachlich sehr geschätzt. Er wurde als empathischer, neugieriger und ehrlicher Seelsorger mit weltweitem Einfluss wahrgenommen, der Menschen half, sich seelisch und theologisch zu orientieren. Besonders in den zunehmenden Gebrechen und Leiden des Alters fand Roos Trost und Stärke im Gebet und Glauben.

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