Bei einem Angriff am Donnerstagmorgen auf die katholische Pfarrei „Heilige Familie“ im Gazastreifen sind nach Angaben von Ärzten des Al-Ahli-Krankenhauses in Gaza-Stadt drei Menschen getötet und mehrere weitere verletzt worden. Auch Pfarrer Romanelli, der in regelmäßigem Kontakt zum verstorbenen Papst Franziskus stand, gehört zu den Verletzten. Er habe eine Beinverletzung davongetragen, teilten Vertreter der Kirche mit. Zeugen berichteten von einer Explosion oder dem Beschuss durch einen Panzer, der das Gelände der Heiligen-Familie-Kirche – der einzigen katholischen Gemeinde im Gazastreifen – traf. Die Kirche wurde durch die Wucht des Angriffs beschädigt.
Unterstützung vom Lateinischen Patriarchat
Die Kirche befindet sich in unmittelbarer Nähe des Al-Ahli-Krankenhauses, erklärte Naem. Er betonte, dass das Gebiet rund um die Kirche und das Krankenhaus seit mehr als einer Woche immer wieder unter Beschuss gestanden habe. Bei den verheerenden Angriffen auf Gaza am Donnerstag wurden laut Angaben lokaler Krankenhäuser mindestens drei Menschen getötet. Eine 84-jährige Frau starb, während sie sich im Flüchtlingslager Bureij im Zentrum von Gaza in einem Caritas-Zelt aufhielt. Zudem wurde der Tod des 60-jährigen Hausmeisters der katholischen Pfarrei sowie einer 70-jährigen Frau bekanntgegeben, die sich auf dem Pfarreigelände psychosoziale Unterstützung gesucht hatte, erklärte Caritas Jerusalem gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur KNA. Alle drei erlagen nach Angaben der Ortskirche ihren schweren Verletzungen.
Gegenüber Radio Vatikan verurteilte das Lateinische Patriarchat von Jerusalem die Angriffe scharf. Die gezielte Tötung von Zivilisten sei durch nichts zu rechtfertigen, heißt es dort. Zu diesem frühen Zeitpunkt seien aufgrund der schwierigen Kommunikation mit Gaza nur Bruchstücke von Informationen bekannt, so der Patriarch Kardinal Pierbattista Pizzaballa. „Es heißt, dass es sich um einen Irrtum eines israelischen Panzers gehandelt habe, aber wir wissen nichts Genaues. Sie haben direkt die Kirche getroffen“, so Pizzaballa weiter. Die israelische Armee drückte ihr Bedauern über den Vorfall aus und kündigte eine Untersuchung an. Laut dem Außenministerium richtet sich das militärische Vorgehen nicht gezielt gegen kirchliche Einrichtungen.
Zweiter Angriff auf einzige katholische Pfarrei im Gazastreifen
Die einzige katholische Pfarrei im Stadtviertel Zeitoun von Gaza-Stadt wurde bereits im Dezember 2023 bei einem israelischen Luftangriff schwer getroffen. Bei dem Luftschlag starben zwei Frauen. Das Lateinische Patriarchat sicherte der kleinen Gemeinde weiterhin seine Unterstützung zu. „Wir versuchen ständig, Gaza auf jede erdenkliche Weise zu erreichen, direkt oder indirekt“, so Kardinal Pizzaballa. Jetzt müsse man erst einmal verstehen, was genau geschehen ist und was man tun könne, um die Menschen zu schützen. So etwas dürfe sich niemals wiederholen, betont er eindringlich. „Wir werden sie sicher niemals im Stich lassen.“
Die Pfarrei „Heilige Familie“ ist die einzige katholische Gemeinde im Gazastreifen. Sie bietet sowohl christlichen als auch muslimischen Familien Zuflucht – darunter auch mehreren Kindern mit Behinderungen. Das erklärte Fadel Naem, stellvertretender Direktor des Al-Ahli-Krankenhauses, gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Nach Angaben der Kirche haben rund 500 Menschen auf dem Gelände der Pfarrei Schutz gesucht.
Auch die internationale Gemeinschaft reagierte auf den Vorfall. So machte die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni Israel für den Angriff auf die Kirche verantwortlich und kritisierte das Vorgehen scharf. Die Angriffe auf die Zivilbevölkerung, die Israel seit Monaten verübe, seien inakzeptabel, so die Ministerpräsidentin. „Keine militärische Aktion kann eine solche Haltung rechtfertigen“, sagte sie. Ebenso verurteilten der Verband der Europäischen Bischofskonferenzen (Comece), der Souveräne Malteserorden, die Italienische Bischofskonferenz sowie weitere Organisationen den Angriff aufs Schärfste.
Auch Papst Leo XIV. reagierte tief betroffen auf den Angriff des israelischen Militärs auf die einzige katholische Kirche in Gaza. In einer offiziellen Stellungnahme brachte er seine Trauer über die Todesopfer und Verletzten zum Ausdruck. Zugleich sicherte er dem Pfarrer der Gemeinde, Pater Gabriele Romanelli [IVE], sowie allen Mitgliedern der Pfarrei seine geistliche Verbundenheit zu.