Hormonelle Verhütungsmethoden haben eine sehr lange Geschichte, die bis ins Jahr 1921 zurückreicht. 1960 kam in den Vereinigten Staaten von Amerika die erste Anti-Baby-Pille auf den Markt, ein Jahr später wurde sie auch hierzulande verkauft, zunächst aber nur an verheiratete Frauen.
Kaum ein Arzneimittel hat in den vergangenen Jahren für so viele Schlagzeilen gesorgt wie die Anti-Baby-Pille. Heute setzen Millionen Frauen weltweit auf die Verhütungspille, dennoch bleibt sie ein sehr umstrittenes Thema, zum einen medizinisch, denn die Liste der Nebenwirkungen ist lang, zum anderen auch im Kontext religiöser Überzeugungen.
Was ist eigentlich die Anti-Baby-Pille?
Die Pille – auch als Anti-Baby-Pille oder Verhütungspille bezeichnet – ist ein Arzneimittel zur Empfängnisverhütung. Jede Tablette enthält synthetisch hergestellte Hormone wie zum Beispiel Gestagen und/oder Östrogen, die das Heranreifen von Eizellen im Eierstock und den Eisprung unterdrücken.
Wie alle hormonellen Verhütungsmittel ist auch die Pille rezeptpflichtig. Die Erstverschreibung muss also in einer Frauenarztpraxis erfolgen und ist in der Regel immer mit einer körperlichen Untersuchung verbunden. Die Anti-Baby-Pille kann Patientinnen auch zur Linderung von Menstruationsbeschwerden – wie dem prämenstruellen Syndrom (PMS) verschrieben werden. Darüber hinaus können Frauen die Anti-Baby-Pille einnehmen, die an Endometriose leiden. Einige Pillen haben eine hormonausgleichende Wirkung und werden deshalb auch zur Behandlung von Hauptproblemen wie etwa Akne eingesetzt.
Welche Arten der Anti-Baby-Pille gibt es?
Es gibt verschiedene Pillenarten, die sich vor allem in puncto Wirkstoffe sowie in der Dosierung voneinander unterscheiden.
- Kombinationspillen enthalten Gestagene und Östrogene. Pillen mit einer niedrigen Östrogen-Dosierung werden „Mikropillen“ genannt.
- Minipillen enthalten nur Gestagene.
Hinsichtlich der hormonellen Dosierung lassen sich Einphasen-Pillen (Einphasen-Kombinationspräparate) und Mehrphasenpillen (2-Phasen-Kombinationspräparate, 3-Phasen-Kombinationspräparate und 4-Phasen-Kombinationspräparate) unterscheiden.
- Bei Einphasenpillen enthält jede Tablette im Blister die gleiche Hormondosis. Diese Anti-Baby-Pillen werden in Deutschland am häufigsten verschrieben.
- Bei Mehrphasenpillen unterscheidet sich der Hormongehalt von einer Tablette zur nächsten. Aus diesem Grund müssen diese Pillen immer exakt in der vorgeschriebenen Reihenfolge eingenommen werden.
Es gibt zudem verschiedene Generationen der Anti-Baby-Pille. Der Begriff „Generation“ bezieht sich dabei auf den Zeitpunkt, der Markteinführung, der im Arzneimittel enthaltenen Gestagene. Die Anti-Baby-Pillen, die jedoch auf neuere Wirkstoffe der sogenannten dritten und vierten Generation setzen, müssen aber nicht zwingend besser sein als die Anti-Baby-Pillen der ersten oder zweiten Generation. So haben Pillen der 3. und 4. Generation im Gegensatz zu den Pillen der 1. und 2. Generation beispielsweise ein wesentlich höheres Risiko für die Entstehung von Thrombosen.
Wie wirkt die Pille im Körper der Frau?
Die Anti-Baby-Pille enthält synthetische Hormone, die den natürlichen Geschlechtshormonen des Körpers aber sehr ähnlich sind. Das Arzneimittel wirkt im Körper der Frau auf dreierlei Weise:
- Kombinationspillen (mit Gestagenen und Östrogenen) unterdrücken die Ovulation, also den Eisprung und verhindern zudem, dass die Eizelle heranreift. Durch die regelmäßige Hormoneinnahme wird der Hormonspiegel kontinuierlich auf einem hohen Pegel gehalten. Auf diese Weise kann es nicht zu einer Befruchtung kommen.
- Die Anti-Baby-Pille hemmt zudem das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut, wodurch sich eine befruchtete Eizelle unmöglich einnisten kann.
- Darüber hinaus sorgt die Pille für eine Verdickung des Zervixschleims. Es bildet sich ein Schleimpfropf am Gebärmuttereingang, wodurch das Eindringen von Spermien verhindert wird.
Durch die Kombination dieser drei Wirkweisen erzielt die Anti-Baby-Pille einen hohen Empfängnisschutz.
Sicherheit und Einnahme – Nebenwirkungen der Pille?
Wie bei jedem Arzneimittel ist auch die Einnahme der Anti-Baby-Pille mit verschiedenen Nebenwirkungen verbunden. Diese Nebenwirkungen unterscheiden sich anhand von zwei Kriterien, zum einen anhand der Wirkstoffdosierung sowie anhand der Zusammensetzung der Pille.
Ebenso sind mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu beachten. Wird die Anti-Baby-Pille beispielsweise zusammen mit Antibiotika eingenommen, kann das die empfängnisverhütende Wirkung des Mittels stark herabsetzen.
Vor allem Kombinationspillen mit Östrogen und Gestagen (heute meist als Mikropille) können unter anderem folgende Nebenwirkungen auslösen:
- Kopfschmerzen
- Brustschmerzen und Brustspannen
- Blutungsstörungen wie etwa Schmierblutungen, Zwischenblutungen oder auch ein Ausbleiben der monatlichen Regelblutung.
- Schwindelgefühle
- Übelkeit und Erbrechen
- Sehstörungen
- Akne
- Unterleibsschmerzen
- Müdigkeit
- Ödeme (Einlagerung von Flüssigkeit im Gewebe)
- Geblähter Bauch
- Körpergewichtszunahme
- Vermindertes Lustempfinden
- Verstärkter Vaginalausfluss
- Psychische Beeinträchtigungen wie zum Beispiel depressive Verstimmungen, erhöhte Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen
Insbesondere die Mikropille – ein niedrig dosiertes Kombinationspräparat mit Gestagen und Östrogen – kann schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen, die im schlimmsten Fall sogar lebensbedrohlich sein können. Hierzu gehört die Bildung eines Blutgerinnsels, das entweder ein Blutgefäß am Entstehungsort verstopft (Thrombose) oder durch das Gefäßsystem wandert und eine andere Gefäßstelle blockiert (Embolie). Infolgedessen kann es zu schweren Herz-Kreislauf-Krankheiten wie etwa Schlaganfall, Herzinfarkt oder einer Lungenembolie kommen.
Das Thromboserisiko kann sich zudem in Kombination mit individuell vorliegenden Risikofaktoren noch erhöhen. Zu diesen Risikofaktoren gehören:
- Rauchen
- Übergewicht
- Migräne
- Diabetes mellitus
- Lebensalter über 35
- Bluthochdruck
- Längere Bettlägerigkeit, zum Beispiel infolge einer Erkrankung oder Verletzung (etwa aufgrund eines eingegipsten Beines)
- Familiäre Vorbelastung für die Bildung von Blutgerinnseln.
Die Kombipille steht zudem im Verdacht, das Risiko für Brust- und Gebärmutterhalskrebs zu erhöhen. Hingegen scheint sie das Risiko für Darmkrebs, Gebärmutterkrebs und Eierstockkrebs zu senken.
Auch die Minipille (Gestagenpille) ist mit folgenden möglichen Nebenwirkungen verbunden:
- Blutungsstörungen
- Gewichtszunahme
- Kopfschmerzen
- Brustspannen und Brustschmerzen
- Akne
- Übelkeit
- Depressive Verstimmungen
- Libidoverlust (vermindertes Lustempfinden)
- Stimmungsschwankungen
- Erhöhte Gefahr für Eileiterschwangerschaften
Ob die Einnahme der Anti-Baby-Pille das Risiko für depressive Verstimmungen erhöht, ist bislang noch nicht eindeutig geklärt. Hersteller der Anti-Baby-Pille listen in den Arzneimittelfachinformationen jedoch immer wieder Depressionen als Nebenwirkung auf. Die Grundlage hierfür sind zwei dänische Forschungsstudien, die eine Korrelation zwischen hormonellen Verhütungsmitteln und Depressionen sowie Suizidalität aufzeigen konnten, vor allem bei jungen Frauen zwischen dem 15. und dem 19. Lebensjahr. Eine schwedische Forschungsstudie konnte diese Ergebnisse bestätigen. Insbesondere in den ersten beiden Jahren der hormonellen Verhütung gibt es also ein deutlich erhöhtes Depressionsrisiko.
Die Pille kann also mit schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden sein. Die Risiken und Nutzen muss daher jede Frau, nach ausführlicher medizinischer Beratung, für sich selbst abwägen. Nach dem Absetzen der Anti-Baby-Pille gehen die Nebenwirkungen jedoch meistens innerhalb weniger Monate von allein wieder zurück.
Die Haltung der katholischen Kirche zur Anti-Baby-Pille
Die katholische Kirche bezieht klar Stellung zur Anti-Baby-Pille, nämlich in der Enzyklika Humanae Vitae aus dem Jahr 1968. In dieser Enzyklika erklärte Papst Paul VI., dass die Einnahme von Verhütungsmitteln wie der Anti-Baby-Pille mit den ethischen und moralischen Grundsätzen der Kirche nicht zu vereinbaren ist. Die Kirche betont eindeutig, dass die Ehe den einzig richtigen Rahmen für Geschlechtsverkehr bildet und dieser innerhalb dieses Sakraments vor allem zwei Zwecken dient – nämlich der Vereinigung der Ehepartner sowie der Fortpflanzung. Somit verstößt die Nutzung von Verhütungsmitteln gegen die göttliche Ordnung, denn diese Arzneimittel unterbrechen natürlichen Fortpflanzungsprozess. Aus diesem Grund ermutigt die Kirche ihre Mitglieder auch immer wieder, auf natürliche Methoden der Familienplanung zu setzen und die eheliche Liebe in ihrer vollkommenen und ungeteilten Form zu leben.
Diese Haltung hat immer wieder zu kontroversen Diskussionen geführt – innerhalb der Gesellschaft, jedoch auch innerhalb der Kirche selbst. Während einige Gläubige die Lehre der katholischen Kirche unterstützen, sehen andere die Anti-Baby-Pille als zentrales Werkzeug zur weiblichen Selbstbestimmung sowie zum Wohlergehen der Familie.
Der Heilige Vater, Papst Franziskus, hat in einem Brief an eine „Konferenz über natürliche Empfängnisregelung“ die wesentlichen Aussagen der Enzyklika „Humanae Vitae“ von Papst Paul VI. bestätigt und die Nutzung von Verhütungsmitteln verurteilt. Das berichtet auch das Magazin Catholic Herald.
Natürliche Empfängnisverhütung – die Alternative zur Anti-Baby-Pille
Für die katholische Kirche ist die natürliche Empfängnisverhütung die einzige Methode der Geburtenkontrolle, die moralisch vertretbar ist. Hierzu gehören folgende Techniken:
Temperaturmethode
Hierbei misst die Frau jeden Morgen um dieselbe Uhrzeit an derselben Körperstelle ihre Temperatur und notiert den Wert. Das Ziel der Temperaturmethode ist die Identifikation der Tage nach dem Eisprung. In der ersten Hälfte des Zyklus ist die Temperatur niedriger als nach dem Eisprung. Nach der Ovulation steigt die Körperbasaltemperatur um wenige zehntel Grad an. Ist die Körpertemperatur an mehreren Tagen höher als in den sechs Tagen zuvor, so hat der Eisprung bereits stattgefunden und die unfruchtbaren Tage beginnen.
Zervixschleim-Methode
Hierbei werden die fruchtbaren Tage der Frau anhand des Vaginalausflusses bestimmt. Während des Zyklus verändert sich nämlich der Zervixschleim: So ist er vor dem Eisprung klebrig-trüb bis flüssig-klar, nach dem Eisprung hingegen eher klebrig-trüb. Bei der Zervixschleim-Methode muss die Frau die Entwicklung der vaginalen Schleimbildung exakt beobachten und kann dann nach einiger Zeit erkennen, wann die Ovulation stattgefunden hat.
Möglich ist auch die Kombination aus der Zervixschleim- sowie der Temperaturmethode. Die Rede ist in diesem Fall von der „Symptothermalen Methode“. Dabei wird jeden Morgen zur gleichen Uhrzeit die Aufwachtemperatur und zugleich die Konsistenz sowie die Farbe des Ausflusses beobachtet.
Muttermundmethode zur natürlichen Empfängnisverhütung
Frauen, die den Eisprung und somit die fruchtbaren Tage bei dieser Verhütungsmethode sicher bestimmen möchten, müssen ein äußerst feines Gespür für den eigenen Körper haben und jede noch so kleine Veränderung achtsam wahrnehmen. Dabei wird ein Finger in die Vagina eingeführt, um Veränderungen am Muttermund zu ertasten. Nach der Regelblutung ist der Muttermund geschlossen und fühlt sich fest an. Zu diesem Zeitpunkt ist der Muttermund besonders gut tastbar, da er tiefer in die Vagina ragt. Um den Eisprung herum – wenn also die fruchtbare Phase beginnt – öffnet sich der Muttermund und wird weicher. Nun ist es schwieriger ihn zu ertasten, weil er wieder etwas höher sitzt.
Die Kalendermethode zur Ermittlung der fruchtbaren Tage
Diese Methode ist in den 1920er-Jahren entstanden und gilt heute laut Einschätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als überholt, denn die Berechnungen basieren auf einem 28-Tage-Zyklus. Bei rund 80 Prozent aller Frauen schwankt die Zykluslänge jedoch deutlich.
Für mich persönlich kommt die Anti-Baby-Pille als Verhütungsmethode nicht infrage. Hilfreich können meiner Meinung Zyklus-Tracking-Apps für das Smartphone sein, allerdings sind solche Anwendungen kein Verhütungsmittel, sondern ersetzen lediglich Papier und Stift.
Ich finde es besonders wichtig, sich vollumfänglich zu informieren, fachärztlich beraten zu lassen und Techniken wie zum Beispiel die Temperaturmethode richtig zu erlernen. Je aktiver und spontaner der Lebensstil einer Frau nämlich ist, desto unzuverlässiger werden auch die Methoden der natürlichen Familienplanung. Um beispielsweise die Basaltemperatur zuverlässig zu ermitteln, ist es wichtig, jeden Morgen exakt zum gleichen Zeitpunkt aufzuwachen und umgehend die Temperatur zu messen. Unregelmäßige Schlafgewohnheiten, langes Ausschlafen, Stress, Alkoholkonsum, Erkältungen (mit Fieber) oder auch intensive sportliche Betätigung am Vorabend sind Störfaktoren, die zu einer erhöhten Basaltemperatur führen und somit Messergebnisse verfälschen können. Daher sind umfassende Information und ein gutes Gespür für den eigenen Körper das A und O!
Tipps & weiterführende Informationen
Natürliche Familienplanung – kurz NFP – ist ein wichtiges Thema, zu dem es viele nützliche Links, weiterführende Informationen sowie spannende Kurse und Workshops gibt:
Richtig wissen – Kurs mit Dr. med. Konstantin Wagner, Facharzt für Gynäkologie und Geburtsmedizin
Häufig bieten auch die Bistümer weitere Informationen zum Thema. Es lohnt sich daher in jedem Fall, einen Blick auf die Homepage der zuständigen Bistümer zu werfen.