StartWeltBlasphemie? Was steckt hinter der verfremdeten Abendmahlszene bei der Olympia-Eröffnungsfeier?

Blasphemie? Was steckt hinter der verfremdeten Abendmahlszene bei der Olympia-Eröffnungsfeier?

Titelbild: @BreizhAtao – Depositphotos – ID-412220112


Die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris sind in vollem Gange. Die französische Hauptstadt hat die Herausforderung angenommen, die Olympischen Spiele neu zu denken, sie zu revolutionieren und trotzdem für ein sehr breit gefächertes Publikum zugänglich zu machen. So wurde auch die Eröffnungszeremonie neugestaltet – einzigartig und bunt, was jedoch nicht bei allen Begeisterung ausgelöst hat. Insbesondere vonseiten der Kirchenvertreter kamen deutliche Worte und scharfe Kritik. Blasphemie oder doch moderne Kunst? Erfahre hier mehr!

Olympia-Eröffnungsfeier: Eine facettenreiche Show voller Premieren

Die Olympischen Spiele 2024 finden seit dem 26. Juli in Paris, der glanzvollen Hauptstadt Frankreichs statt und dauern noch bis zum 11. August an. Die beeindruckende Kultur-, Kunst- und Modemetropole Frankreichs hat in einem gemeinsamen Engagement mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC), dem Comité National Olympique et Sportif Français (CNOSF) sowie der Regierung Frankreichs die Eröffnungszeremonie völlig neu definiert.

Die diesjährige Eröffnungsfeier hat mit bisherigen Traditionen gebrochen und stattdessen ein Statement in puncto Einzigartigkeit und Originalität gesetzt. So fand die Zeremonie zur Eröffnung der Sportveranstaltung erstmalig nicht in einem Stadion, sondern auf der Seine statt. Jede nationale Delegation von Athletinnen und Athleten, die in diesen Tagen ihre sportlichen Spitzenleistungen präsentieren, fuhr auf Booten die rund sechs Kilometer lange Paradestrecke entlang. Die Tour begann am Pont d’Austerlitz, führte vorbei an den Seine-Inseln Île Saint-Louis sowie Île de la Cité mit der weltberühmten Kathedrale Notre-Dame, die noch immer im Wiederaufbau ist. Auf dem Weg Richtung Eiffelturm ging es vorbei an weltbekannten Sehenswürdigkeiten wie dem Louvre, dem Place de la Concorde, dem Grand Palais, dem Invalidendom sowie diversen Sportstätten.

Die knapp vierstündige, pompöse Olympia-Eröffnungsfeier, die Millionen Menschen in Deutschland verfolgten, wurde auch von spektakulären Shows, vielen farbenfrohen Tänzern und Tänzerinnen sowie Superstars wie Lady Gaga und Céline Dion bereichert. Für Emotionen sorgte auch eine ganz bestimmte Szene – allerdings nicht bei allen Zuschauern für positive Emotionen!

Eine Welle der Empörung und drastische Worte aus dem Vatikan

Die Feier sollte zu einem unvergesslichen Moment der olympischen Geschichte werden, vor allem auch aufgrund der vielen Neuerungen. Doch besonders über eine Szene und ihre Interpretation wird nun schon seit Tagen heftig gestritten. Die Szene erinnerte an das weltberühmte Gemälde „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci. Zu sehen war eine lange Tafel mit einem Dutzend Personen, darunter einige farbenfrohe Dragqueens und Transgender-Models sowie in der Mitte Barbara Butch, eine französische DJ sowie lesbische Aktivistin mit einer heiligenscheinähnlichen Kopfbedeckung. Vor ihr erschein ein nahezu nackter, blauer Sänger, der in einem Blumenbeet saß.

Die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2024 entfachte viele Diskussionen.
Quelle: Foto – RAN Sport – Screenshot via Youtube

Diese Darstellung sorgte bei Kirchenvertretern für große Empörung und stieß auf vehementen Widerstand. Herbe Kritik kam auch aus dem Vatikan. So sprach der Kurienerzbischof Vincenzo Paglia in der Zeitung „Il Giornale“ von einer «blasphemischen Verhöhnung eines der heiligsten Momente des Christentums». Der Kurienerzbischof argumentierte, dass die Szene das „hohe Ideal“ der olympischen Werte, die auf der ganzen Welt Brüderlichkeit, Gleichheit und Respekt fördern sollen, beschmutzt habe.

Große Kritik kam aber nicht nur aus Italien, sondern auch aus Frankreich und Deutschland. So äußerte sich auch der Passauer Bischof Stefan Oster auf X (ehemals Twitter) und bezeichnete die Szene als „queeres Abendmahl“, die ein „Tiefpunkt“ einer sonst eindrucksvollen Eröffnung sowie „in der Inszenierung völlig überflüssig“ sei. Auch der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) – Thorsten Latzel – hätte sich „mehr wertschätzende Sensibilität gegenüber gelebter Religion gewünscht“.

Auch vonseiten der französischen Bischofskonferenz kamen heftige Reaktionen, ebenso von konservativen Politikern. Nach Einschätzung der Bischöfe Frankreichs wurden Christen weltweit durch diese inszenierte Übertreibung und Provokation verletzt.

Abgesehen von dieser Szene der Empörung gab es von den Bischöfen viele löbliche Worte für die Feier: Beim Auftakt zu den Olympischen Sommerspielen 2024 habe es wundervolle Momente der Freude, des Glücks und der Schönheit gegeben.

Olympia-Organisatoren sprechen für die künstlerische Freiheit

Die Organisatoren der Feier sowie der Olympischen Spiele in Paris weisen die Vorwürfe der Kirchenvertreter entschieden zurück. So stellte der Regisseur der Veranstaltung gegenüber dem französischen TV-Sender BFMTV richtig, dass es sich bei der besagten Szene gar nicht um eine Anspielung auf das „Letzte Abendmahl Jesu“ gehandelt hätte, sondern um eine Szene aus der Mythologie. Konkret sollte das Bild des niederländischen Malers Jan van Bijlert „Festmahl der Götter“ imitiert werden, das um das Jahr 1635 entstand. Es zeigt ein Gastmahl auf dem griechischen Berg Olymp, an dem anlässlich einer Hochzeit zahlreiche Götter der griechisch-römischen Mythologie teilnahmen.

Auch der Organisationschef und ehemalige Olympiasieger Tony Estanguet unterstrich die Bedeutung der Meinungs- und künstlerischen Darbietungsfreiheit. Der Sportfunktionär betonte, dass die Show absichtlich provokativ gestaltet worden ist, um das Publikum zum Nachsinnen anzuregen. Es gab aber zu keinem Zeitpunkt die Absicht, „unverschämt zu sein“, erklärte der Regisseur der Zeremonie, Thomas Jolly. Er stellte klar: „In Frankreich ist das künstlerische Schaffen frei. Die Idee war, inklusiv zu sein und niemanden auszuschließen!“

Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz

Die deutschen Bischöfe respektieren die künstlerische Freiheit und die Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksformen, insbesondere bei einem solch weltumfassenden Ereignis wie den Olympischen Spielen. Kritische Stimmen sind aber dennoch angebracht und auch von Bedeutung – vor allem dann, wenn die szenischen Darstellungen zentrale Glaubenselemente und andere Religionen berühren oder gar das religiöse Empfinden der Gläubigen auf massive Weise verletzen.

Für die Bischöfe ist die Deutung dieser Szene durch die verantwortlichen Organisatoren nicht überzeugend. Die Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz vom 29.07.2024 können Sie hier nachlesen:

Stellungnahme zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele

Bischöfe: Nun muss der Fokus auf dem Sport liegen

Das Olympische Komitee hat mittlerweile klar betont, dass von Seiten der Veranstalter keinerlei Absicht bestanden habe, gläubige Menschen vor den Kopf zu stoßen. Diese Erklärung trägt gewiss dazu bei, die hitzigen Diskussionen zu beruhigen. Die Bischöfe hoffen nun auf spannende Sportveranstaltungen im Geiste eines fairen Wettbewerbs sowie auf eine friedliche Verständigung der einzelnen Völker und Kulturen. Von nun an sollte die Aufmerksamkeit dem Sport gelten, den ambitionierten Athletinnen und Athleten sowie ihren beeindruckenden Leistungen – denn das ist es, was den eigentlichen Kern der Olympischen Spiele ausmacht.

Beitragsbild: @BreizhAtao – Depositphotos – ID-412220112

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