Militärbischof Franz Josef Overbeck wünscht sich von Soldaten und Soldatinnen, die Friedensbotschaft der Kirchen aufzunehmen und diese in ihrem mit Gewalt verbundenen Dienst zu leben. Im Rahmen des Heiligen Jahres begleitete Bischof Overbeck eine Gruppe des deutschen Militärs, von denen viele auch an verschiedenen NATO-Standorten in Italien stationiert sind, bei einer Wallfahrt und den Veranstaltungen in Rom. Bis Sonntag waren sie gemeinsam mit Teilnehmern aus über 100 Ländern im Rahmen der Heiligen-Jahr-Feier für Streitkräfte in Rom und besuchten die Messe mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz. Im Gespräch mit Radio Vatikan erkannte Bischof Overbeck, dass sich die militärische Seelsorge in Italien für viele deutsche Soldaten zu einem wichtigen Begegnungsort entwickelt hat. Er persönlich setzt auch eine Tradition fort, indem er Soldatinnen und Soldaten in Italien besucht, sobald er in Rom ist.
Militärbischof Overbeck: Müssen uns an Völkerrechte halten
Die vielen aktuellen und belastenden Themen beschäftigen die Soldatinnen und Soldaten sehr, erklärte Militärbischof Overbeck. Ein Beispiel ist der russische Angriffskrieg, der schon seit drei Jahren tobt, in dem Wissen, welch brutale Gewalt dort angewendet wird. Hier stellt sich immer die Frage nach den Zielen und der Dauer: „Wann wird denn dieser Krieg hoffentlich bald zu Ende gehen?“ Doch auch die Ereignisse im Heiligen Land, in Israel und Palästina, sind immer präsent. Die leicht zu deutenden Signale aus den Vereinigten Staaten verstärken dies zusätzlich. „Sie fragen sich, was das bedeutet“, so Overbeck. Weiter betont er, dass es nötig sei, sich an Völkerrechte, Menschenrechte sowie die Menschenwürde zu halten.
Daher müsse man auch etwas für das Allgemeinwohl tun, verdeutlicht Overbeck, der im Heiligen Jahr und den verbundenen Veranstaltungen eine „gewisse Faszination“ unter den Soldatinnen und Soldaten erkannte. Dies gelte nicht nur für jene, die im Glauben gewachsen seien, sondern besonders auch für Kirchenferne. Einige seien „neugierig geworden“, sagte der Militärbischof über die Teilnehmer der Heilig-Jahr-Feierlichkeiten in Rom. „In der Militärseelsorge und bei den Soldatinnen und Soldaten gibt es nicht wenige davon, die deswegen auch gerne nach Rom kommen“, so der Essener Bischof.
In Rom, wie auch an anderen NATO-Standorten, würden deutschsprachige Gottesdienste und Taufen abgehalten, die von den Soldaten aktiv und dankbar mitgestaltet werden. Auch am Wochenende der Heilig-Jahr-Feier fanden liturgische Momente statt. So zum Beispiel ein Gottesdienst am Samstag, in dem eine Anzahl von Kindern gefirmt wurde. Einige von taufte Bischof Overbeck selbst und führte sie zur Erstkommunion. Anschließend verbrachte man eine gemeinsame Zeit. „Wie sich das auf gut Italienisch gehört“, bei einem gemeinsamen Mittagessen, erzählt Overbeck. Nachmittags fand eine Messe in der Seitenkapelle im Petersdom statt, ehe der Tag mit einem gemeinsamen Abend ausklang.
Zentrale Messe auf dem Petersplatz zum Abschluss
Zum Ende der Wallfahrt feierten die Teilnehmer eine gemeinsame Messe mit dem Papst. Einige Soldatinnen und Soldaten waren schon früher in die Heilige Stadt gereist, um die Stadt zu erkunden und „Spuren der Frömmigkeit“ zu entdecken. Diese zeigen sich in den heiligen Pforten anderer Kirchen und sogar im Gefängnis in Rebibbia, erzählte Overbeck. Die Teilnehmer der Wallfahrt erlebten im besten Sinne eine Erfahrung der wesentlichen Grundbotschaften Jesu, die untrennbar mit der Kirche verbunden sind, so Overbeck: „Und dazu gehört eben, Frieden zu halten, für Frieden zu werben und alles zu tun, damit Frieden wird. Das ist Teil der zentralen Botschaften des Christentums an sich, nicht nur der katholischen Kirche, sondern der Ökumene.“
Die Erfahrung der Gemeinsamkeit, des Gebets und der Solidarität seien eine gute Gelegenheit, den Friedensgedanken sehr präsent zu machen, bemerkt der Militärbischof. „Das hat auch Qualität im Hinblick auf die politische Aufgabe, für die das Militär auf seine Weise mit einstehen muss, wenn es um die Erhaltung des Friedens, die Bewahrung von demokratischen Institutionen und Strukturen und um Rechtsstaatlichkeit geht.“ Ihm sei wichtig, darauf hinzuweisen, dass das Militär immer mit Gewalt einhergeht. Dies sei ethisch aber nur mit einem Ziel zu rechtfertigen, das dem Guten dient. Das bedeute, es müsse „dem Frieden, der Gerechtigkeit, der Solidarität und auch den subsidiären Strukturen“ dienen, um auch an die Soziallehre der Kirche zu erinnern. Wenn es hier in Rom in den Begegnungen und Gesprächen untereinander ohne Einschränkungen möglich ist und tatsächlich geschieht, dann ist hier etwas Gutes passiert, so Militärbischof Overbeck.