Der südsudanesische Bischof Christian Carlassare der katholischen Diözese Bentiu im Südsudan erinnerte die lokalen Führungspersönlichkeiten an ihre Rolle in der Verantwortung für Frieden. In einem von der „Mission der Vereinten Nationen im Südsudan“ (UNMISS) speziell organisierten Friedensdialog, in dem nach Lösungen für die gewaltsamen Konflikte zwischen den Gemeinden seiner Diözese gesucht wurde, äußerte er sich mit mahnenden Worten zur Verantwortung für den Frieden. So warnte er unter anderem vor den Folgen, „wenn die Bösen an der Macht“ sind. Die Diözese Bentiu leidet unter Unruhen und Konflikten zwischen dem Volk der Dinka und dem Volk der Nuer. Die Spannungen gehen auf politische Machtkämpfe zurück, die einen Bürgerkrieg zur Folge hatten. Der Dialog sei nach Bischof Carlassare der Eckpfeiler für den Frieden.
Unruhe in der Diözese Bentiu
Führungskräfte hätten eine Schlüsselrolle in der Gesellschaft, wenn es darum geht, Frieden zu schaffen, erklärte der Bischof. „Wenn die Bösen an der Macht sind, stöhnt das Volk. Wenn die Gerechten regieren, freut sich das Volk“, betonte er am 5. Februar in der ersten Sitzung des Friedensdialogs. Bischof Carlassare forderte, sich an Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit zu orientieren. So könnte der Aufbau friedlicher Gesellschaften unterstützt werden, appellierte er zur Verantwortung für den Frieden. Unruhen quälen die katholische Diözese Bentiu, die das Volk der Dinka im Verwaltungsgebiet Ruweng sowie das Volk der Nuer in Bentiu im südsudanesischen Bundesstaat Unity vereint. Beide Gemeinschaften stehen schon seit langer Zeit miteinander in einem Konflikt, den der Friedensdialog der „Mission der Vereinten Nationen im Südsudan“ in Kooperation mit der südsudanesischen Zivilgesellschaft beenden soll. Das große Ziel ist es, die beiden Regionen Nuer und Bentiu wieder zu versöhnen.
Der Konflikt zwischen Dinka und Nuer im jüngsten Land der Welt ist ausschlaggebend für die eskalierende Gewalt. Sie konkurrieren um die politische Vormachtstellung im Land sowie den Zugang zu wichtigen Ressourcen wie Wasser und Vieh. Der Konflikt gipfelte 2016 in Spannungen, die zu einem Bürgerkrieg führten. 2020 konnte durch die Bildung einer Einheitsregierung ein Friedensabkommen erzielt werden. Dennoch flammt die Gewalt vor allem im Zusammenhang mit Viehdiebstählen immer wieder auf.
Dialog und Verantwortung als Werkzeug für Frieden
Bischof Carlassare betonte in seiner Ansprache am 31. Januar den Dialog als Eckpfeiler für Frieden und sozialen Zusammenhalt, wie die katholische Nachrichtenagentur ACIAfrica mitteilte. Der Bischof von Bentiu warnte davor, dass Gewalt stets zu Niederlagen führe und aufgrund des mangelnden gegenseitigen Respekts sowie aus Selbstsucht entstehe. Er blickte in seiner Rede auf das Johannes- und das Matthäus-Evangelium und betonte, dass Feindschaft den Aufbau eines sozialen Zusammenhalts verhindere. Zusammenhalt benötige Vergebung, Freundlichkeit und Verantwortung für den Frieden.
Auch Papst Franziskus liegt es seit einigen Jahren am Herzen, den Frieden im Südsudan zu fördern. Er selbst reiste 2023 in das von Konflikten bestimmte Land in Ostafrika. Schon Jahre zuvor lud er im April 2019 die politischen Führungspersönlichkeiten des Südsudans zu Einkehrtagen in den Vatikan ein. Besondere Aufmerksamkeit erregte dabei seine Geste, sich vor den Führern niederzuknien und sie um Einsatz für den Frieden zu bitten. Immer wieder erneuert der Pontifex seinen Appell für Frieden und Versöhnung.