Am Montag fand ein ökumenischer Gedenkgottesdienst im Liebfrauendom zum Gedenken an die Opfer des mutmaßlich islamistischen Anschlags vom vergangenen Donnerstag statt. Dabei kamen Vertreter aus Politik und Gesellschaft, die Angehörigen der Opfer, zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreter verschiedener Religionen zusammen, um ihre Trauer und Solidarität auszudrücken. Bei dem Anschlag am vergangenen Donnerstag fuhr ein 24-jähriger Afghane mit seinem Auto in eine Demonstrationsgruppe. Dabei wurden mehr als 30 Menschen in der bayerischen Landeshauptstadt verletzt. Später erlagen eine aus Algerien stammende Mutter und ihre zweijährige Tochter ihren schweren Verletzungen. Bei dem Gedenken im Münchner Liebfrauendom handelte es sich um eine ökumenische Veranstaltung. Unter anderem waren neben dem Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, auch der evangelische Landesbischof Christian Kopp anwesend. Den Islam vertrat der Vorsitzende des Münchner Forums für Islam, Benjamin Idriz, der Worte an die Getöteten richtete.
Liebfrauendom – „Ein Haus für alle Münchener“
Kardinal Reinhard Marx, der Erzbischof von München und Freising, betonte beim ökumenischen Gedenkgottesdienst am Montagabend, dass die Erinnerung an die Opfer des Anschlags „niemals verblassen“ werde. „Ihr Licht leuchtet unter uns weiter“, so Marx. Viele Menschen stellten sich in solchen Zeiten Fragen: „Wohin mit unserer Trauer, unserem Entsetzen, unserer Angst, unseren Zweifeln, den Traumata der Angehörigen und der Einsatzkräfte? Wo sind Antworten für die Fragen, die sich besonders die Betroffenen stellen?“ betonte der Kardinal die Verzweiflung vieler Opfer. Hier fand er ermutigende Worte für die Menschen. „Der Dom zu Unserer Lieben Frau ist seit über 500 Jahren ein christliches Gotteshaus, aber immer auch ein Haus für alle Münchner, besonders für die Verängstigten, Bedrohten, Verletzten, Verzweifelten und Trostsuchenden.“ Es sei niemand ausgeschlossen, hier Zuflucht zu finden, betonte der Kardinal. „In diesen Raum hinein dürfen wir miteinander auf den schauen, der der Schöpfer unseres Lebens ist, auf den wir durch alle Dunkelheiten hindurch hoffen“, erklärte Marx.
Ökumenischer Gedenkgottesdienst als Zeichen des Zusammenhalts
Die Fassungslosigkeit im Angesicht der schrecklichen Tat verarbeitete der evangelische Landesbischof Christian Kopp in seiner Predigt. Es sei gut, dass „wir Sprachlosen“ mit Tränen in den Augen im Liebfrauendom zusammengekommen seien, so Kopp. Erschüttert sei es, dass besonders Kinder bei den verschiedenen Anschlägen der vergangenen Wochen in Aschaffenburg, München oder Villach ums Leben kamen. Die Angriffe bezeichnete der evangelische Landesbischof als „eine irre Tat gegen unvorbereitete, unschuldige Menschen“. Dennoch gebe es Hoffnung. „Die Blumen und Kerzen, die viele Münchner am Anschlagsort niedergelegt haben, trösten. Denn dahinter stehen Menschen, die mitfühlen“, erklärte Kopp. Er erinnerte an zwei Krankenschwestern, die sich unmittelbar nach dem Attentat um die später verstorbene Mutter und ihre Tochter kümmerten. „Als sie merkten, wie nahe der Tod war, beteten sie, und eine segnete das Kind und die Mutter. Sie beteten weiter, auch als die Rettungswagen längst unterwegs waren.“
Am Montagabend sprach Imam Benjamin Idriz von der Penzberger Moschee das Totengebet für die Verstorbenen und appellierte an den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Man dürfe nicht zulassen, dass Hass gesät werde. Die Antwort darauf müsse Zusammenhalt und Menschlichkeit sein, so Idriz. Ein Mitglied der jüdischen Gemeinde sprach ein Psalm-Gebet – ein kraftvolles Symbol der interreligiösen Solidarität. Zum Ende der Feier wurden zwei Kerzen am Altar entzündet – für Amel und Hafsa, die unschuldigen Opfer des Anschlags. Die Stadt München trauerte gemeinsam, doch das Gedenken sendete gleichzeitig eine Botschaft der Hoffnung: Hass und Gewalt dürfen niemals das letzte Wort haben.