Der aktuelle Trend: Das Christentum wächst weltweit. Frankreich rechnet wiederholt zu Ostern mit einer Rekordzahl an jugendlichen Täuflingen. Auch katholische Diözesen aus Nordamerika vermeldeten im laufenden Jahr Rekordzahlen an Erwachsenentaufen. Erstaunlich ist auch die Bewegung in Nigeria, wo trotz anhaltender Verfolgung die Zahl der Christen wächst. Besonders im Norden des Landes wächst die Gemeinschaft „geradezu astronomisch“, erklärte Bischof Habila Daboh aus dem Bundesstaat Kaduna gegenüber dem katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“.
Wachstum trotz schwieriger Lebenssituation für Christen in Nigeria
Das Christentum in dem afrikanischen Land erfährt nach der Aussage von Bischof Habila Daboh einen starken Wachstum. Doch die Situation der Christen ist für sie alles andere als einfach. „Eine Mischung aus dschihadistischen Angriffen, Kriminalität und Stammeskonflikten bedroht ihr Leben“, erklärte Daboh. Insbesondere die Einführung der islamischen Rechtsprechung der Scharia in zahlreichen Regionen sei für eine Verschärfung der Situation verantwortlich. Dabei betont der Bischof, dass nicht die muslimische Mehrheitsbevölkerung, sondern extremistische Gruppen daran schuld seien. Vor dem Aufkommen der Extremisten sei das Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen harmonisch gewesen, von persönlichen Erfahrungen berichtet der Bischof. „Wir teilten unser Festtagsessen. Wir feierten zusammen, spielten zusammen Fußball, besuchten dieselben Märkte“, erzählt Daboh. Doch dann seien die Extremisten gekommen und hätten behauptet, wer kein Muslim sei, hätte es nicht verdient zu leben. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Leben für Christen unerträglich, betont der Bischof.
Dennoch, obwohl Christen von dieser Spannung und gewaltsamen Übergriffen bedroht sind, gebe es immer mehr Menschen, die sich für das Christentum begeistern. Der Bischof, der zuvor das Priesterseminar in Kaduna leitete, blickte auf die Entführung von vier Seminaristen im Jahr 2020 zurück, bei der Michael Nnadi im Alter von 18 Jahren ermordet wurde. Doch anstatt des befürchteten Schwunds an jungen Männern, die Interesse für das Priestertum zeigten, erlebte Nigeria einen Aufschwung. „Es bewarben sich noch mehr junge Männer für das Priesterseminar“, erklärte Bischof Daboh. Auf die Frage weshalb, betonten die Bewerber, dass sie den Menschen zeigen wollen, dass „Jesus ein Mann des Friedens war, dass er Liebe lehrte.“
„Die Menschen sind glücklich, weil sie Christus haben“
Dabei stellen extremistische Gruppen wie Boko Haram jegliche „westliche“ Bildung vor große Herausforderungen. Doch die Christen sehen in Bildung den „Schlüssel zur Freiheit“, so der Bischof. Aus diesem Grund betreibe die katholische Kirche auch in Nordnigeria zahlreiche Schulen. Bildung gebe den Menschen die Möglichkeit, sich zu entwickeln, so können sie herausfinden, was richtig und was falsch ist, betonte Daboh.
Dabei stelle er fest, dass viele Christen trotz Armut und Diskriminierung glücklich seien. Sie seien glücklich, weil sie Christus haben und wollen Liebe und Frieden verkünden, verdeutlichte der Bischof. „Wir mögen nicht alle aus derselben Volksgruppe kommen oder derselben Religion angehören. Aber wir glauben daran, dass jeder unser Nächster ist und uns braucht. Das ist das Evangelium Christi.“
Die Bevölkerung Nigerias ist etwa zur Hälfte christlich oder muslimisch. Dabei sind die Menschen im Süden überwiegend Christen, während die Muslime eher im Norden zu finden sind. Zwölf Bundesstaaten beziehen sich in der Gesetzgebung, der Rechtsprechung und Verwaltung auf die Scharia. Nigeria ist zudem das Land, in dem weltweit die meisten Priester und Ordensleute entführt werden.
Trend erkennbar: Christentum wächst weltweit
Doch nicht nur in Nigeria steigt die Zahl der Christen. So erwartet auch die katholische Kirche in Frankreich wiederholt eine Rekordzahl an Taufbewerbern zum Osterfest. So erhalten in diesem Jahr über 7.400 Jugendliche im Alter zwischen 11 und 17 Jahren und 10.384 Erwachsene das Sakrament der Taufe. Innerhalb eines Jahrzehnts stieg die Zahl der jährlich getauften Erwachsenen um mehr als 6.000 von 3900 im Jahr 2015 auf 10300 in diesem Jahr.
Ein ähnlicher Trend zeichnet sich in den USA, Großbritannien und Kanada ab. Die katholischen Diözesen dieser Länder vermeldeten zuletzt Rekordzahlen der Erwachsenentaufe. In Österreich erhalten in der bevorstehenden Osternacht etwa 240 Jugendliche und Erwachsene die Taufe.