Rund zwei Wochen nach seiner Wahl nutzte Papst Leo XIV. die erste Generalaudienz zu einem weiteren politischen Appell und Aufruf zum Frieden. Zudem führte er die Katechesereihe von Papst Franziskus zum Thema „Jesus Christus, unsere Hoffnung“ mit einer Auslegung des Gleichnisses vom Sämann fort. Etwa 40.000 Gläubige versammelten sich auf dem Petersplatz, über den Leo zu Beginn im Papamobil durch die Menge fuhr.
Aufruf zu Frieden und Ende des Gaza-Kriegs
„Liebe Brüder und Schwestern, ich freue mich, euch zu dieser ersten Generalaudienz willkommen zu heißen“, begann Leo XIV., dem die Freude ins Gesicht geschrieben stand. Als er jedoch über die immer „besorgniserregendere und schmerzhaftere“ Situation in Gaza sprach, wurde er ernst.
„Ich erneuere meinen eindringlichen Appell, würdige humanitäre Hilfe zuzulassen und die Feindseligkeiten zu beenden, deren qualvollen Preis Kinder, alte und kranke Menschen zahlen“, appellierte Leo vor rund 40.000 Pilgerinnen und Pilgern auf dem Petersplatz.
Seinen Blick richtete er auf jeden Einzelnen, der „in einer Welt, die durch Hass und Krieg entzweit und verwundet ist“, dazu aufgerufen sei, „Hoffnung zu säen“ und sich für den Frieden einzusetzen. Auch deshalb sei es ihm ein Anliegen, die Katechesereihe zu den Gleichnissen Jesu fortzuführen. Diese würden helfen, „die Hoffnung wiederzufinden, weil sie zeigen, wie Gott in der Geschichte wirkt“.
Gleichnis vom Sämann
Die erste Generalaudienz nutzte Papst Leo XIV. für eine geistliche Betrachtung des Gleichnisses vom Sämann aus dem Matthäusevangelium (Mt 13,1–17). Eindrucksvoll schilderte er den Sämann, dessen Samen nicht nur auf fruchtbaren Boden fällt, sondern der ihn großzügig verstreut – ohne Rücksicht darauf, wo der Samen landet. Für Papst Leo XIV. ist dieses Verhalten ein Sinnbild für Gottes Liebe. „Wir sind es gewohnt zu kalkulieren – manchmal ist das auch notwendig –, aber in der Liebe zählt das nicht!“, erläuterte der Pontifex. Gott säe sein Wort in jeden Boden, in jede Lebenslage: „in unsere Zerstreutheit, in unsere Sorgen, in unseren Enthusiasmus“, betonte Leo XIV. weiter.
Die Quelle christlicher Hoffnung bestehe nicht in der eigenen Tauglichkeit, sondern vielmehr im unermüdlichen Vertrauen Gottes. Vielleicht, so Papst Leo, „entsteht in uns gerade dann der Wunsch, ein besserer Boden zu sein, wenn wir erkennen, dass Gott uns vertraut.“ Die Großzügigkeit und Barmherzigkeit Gottes seien das Fundament der Hoffnung.
Erste Generalaudienz – Bildinterpretation von van Goghs „Der Sämann bei Sonnenuntergang“
Das Gleichnis erinnere Papst Leo XIV. auch an das bekannte Bild des niederländischen Malers Vincent van Gogh „Der Sämann bei Sonnenuntergang“ aus dem Jahr 1888. Besonders sei ihm dabei aufgefallen, dass hinter dem Sämann bereits Weizen dargestellt ist. Dieses Bild versprühe Hoffnung, denn „irgendwie hat der Samen Frucht gebracht, auch wenn wir nicht genau wissen, wie.“
Im Zentrum des Bildes stehe jedoch nicht der Sämann. Die Sonne sei das Sinnbild für Gottes Wirken: „Vielleicht, um uns daran zu erinnern, dass es Gott ist, der die Geschichte bewegt – auch wenn er manchmal fern oder abwesend scheint.“
Abschließend forderte Papst Leo XIV. dazu auf, die eigene Lebenssituation ehrlich zu betrachten. „Wo erreicht mich heute das Wort Gottes?“, fragte er in die Menge. Wer sich selbst als wenig fruchtbaren Boden erkenne, solle sich nicht entmutigen lassen, sondern Gott bitten, „uns weiter zu bearbeiten, damit wir ein besserer Boden werden“.